Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
In Florenz, welches nie Mangel an sonderbaren Leuten gehabt hat, lebte ein Maler, namens Calandrino, ein einfältiger und wunderlicher Mann, der seine meisten müßigen Stunden mit zweien anderen Malern zuzubringen pflegte, die sich Bruno und Bugalmacco nannten, ein Paar lustige Brüder und dabei kluge und gescheite Leute. Sie gaben sich mit Calandrino deswegen ab, weil sie sich oft an seiner Einfalt und an seinen sonderbaren Grillen belustigten. Zu derselben Zeit befand sich auch in Florenz ein junger Mann, der in allem, was er unternahm, gewandt, unterhaltend, schlau und einnehmend war, namens Maso del Saggio, welcher von der Einfalt des Calandrino hörte und sich vornahm, sich mit ihm einen Spaß zu machen und ihm einen Possen zu spielen, oder ihm etwas Ungereimtes weis zu machen. Von ungefähr traf er ihn eines Tages in der Johanneskirche, wo er die Malerei und das Schnitzwerk an dem Heilgenschreine betrachtete, den man erst kürzlich auf dem Altar ausgestellt hatte, und er glaubte hier eine gute Gelegenheit zu finden, seinen Vorsatz auszuführen. Er gab demnach einen seiner Kameraden einen Wink von seiner Absicht, stellte sich mit demselben nahe an den Ort, wo Calandrino einsam saß und fing an, von den Eigenschaften und Kräften verschiedener Steine mit so vieler Ausführlichkeit zu reden, als ob er der größte und gelehrteste Steinkenner wäre. Calandrino merkte auf ihre Unterredung, stand bald hernach auf, und weil er fand, daß sie nichts Geheimes miteinander sprachen, so mischte er sich mit in ihr Gespräch. Maso, dem dies eben recht war, setzte die Materie fort, bis ihn Calandrino fragte, wo diese merkwürdigen Steine zu finden wären.
In Berlinzone (sprach Maso), einer Stadt der Basken, in einer Provinz, die Bengodi heißt, wo man die Weinstöcke mit Bratwürstchen anbindet. Da giebt's Gänse, die goldene Eier legen, und einen großen Berg von Parmesankäse, worauf sich Leute befinden, die nichts anderes thun, als Maccheroni und Ravioli machen, die sie in Hühnerbrühe kochen und hinunterwerfen, und wer am meisten aufsammelt, der bekommt das meiste Neben dem Berge fließt ein Bach, vom besten VernacciaEin wie Limonade schmeckender, florentinischer Wein., den man jemals getrunken hat, und der mit keinem Tröpfchen Wasser vermischt ist.«
»Ach, das muß ein herrliches Land sein (sprach Calandrino). Aber sage mir doch, was machen sie denn mit den Kapaunen, die sie kochen?«
»Die verzehren die Basken,« sprach Maso.
»Bist Du jemals dagewesen?« fragte Calandrino.
»Das kannst Du glauben (sprach Maso), daß ich nicht einmal, sondern tausendmal dort gewesen bin.«
»Wie viel Meilen ist es denn von hier?«
»Vollkommen so viel Meilen hin als her,« sprach Maso.
»Das mag wohl noch weiter sein, als nach Abruzzo,« meinte Calandrino.
»Ja wohl (sprach Maso), und noch ein gutes Stück weiter.«
Da Maso beständig eine ernsthafte Miene behielt, so glaubte ihm der einfältige Calandrino jedes Wort, als wenn es die ausgemachteste Wahrheit wäre. »Das ist mir doch ein wenig zu weit (sprach er); aber wenn es näher wäre, so muß ich gestehen, daß ich wohl einmal mit Dir hinreisen möchte, um zu sehen, wie die Maccheroni herumfliegen, und mir ein Schüsselchen davon zu sammeln. Allein ich bitte Dich, sage mir doch, giebt's denn hier zu Lande gar keine von diesen trefflichen Steinen?«
»Ja (sprach Maso); zweierlei Arten giebt es auch hier, von ganz besonderer Tugend. Von der einen Art sind die Mühlsteine von Settigniano und Montisci, womit man in den Mühlen das Korn mahlt; daher man auch im Sprichwort zu sagen pflegt:
Gott läßt das liebe Korn gedeihn,
Montisci's Steine mahlen's klein.
Von diesen ist aber der Überfluß so groß, daß man sich bei uns so wenig aus ihnen macht, wie bei jenen aus den Smaragden, wovon es dort Berge giebt, so groß, wie der Monte Morello, die um Mitternacht leuchten, wie Karfunkel. Ich kann Dir aber sagen, wenn man die Mühlsteine schleifen und in Ringe fassen ließe, ehe sie gebohrt werden, und brächte sie dem Sultan, so könnte man dafür fordern, was man wollte. Den anderen Stein nennen wir Steinkenner das Heliotropium, und er hat eine ganz besondere Kraft; denn wenn ihn jemand bei sich trägt, so sieht ihn kein Mensch in der Welt da, wo er nicht ist.«
»Das ist wirklich eine wunderbare Kraft (sprach Calandrino). Wo findet man denn diesen Wunderstein?«
»Man pflegt ihn im Mugnone zu finden,« sprach Maso.
»Wie groß ist er und von welcher Farbe?«
»Man findet ihn von verschiedener Größe (sprach Maso). Einige sind größer, andere kleiner, allein von Farbe fallen sie fast alle in's schwärzliche.«
Calandrino merkte sich alle diese Umstände: er schützte hierauf Geschäfte vor und entfernte sich von Maso, in der Absicht, den Stein zu suchen; doch nahm er sich vor, nichts ohne Vorwissen seiner Freunde Bruno und Buffalmacco zu thun, die er besonders lieb hatte. Er suchte sie demnach auf, um ohne Zeitverlust mit ihnen hinzugehen und den Stein suchen, ehe ihnen andere zuvor kämen. Nachdem er den ganzen Vormittag vergeblich gesucht hatte, fiel ihm endlich um die Mittagszeit ein, daß sie im Frauenstift in Faenza arbeiteten; und so heiß es auch war, so ließ er doch alle seine anderen Geschäfte liegen und eilte in vollem Trabe hinaus zu ihnen. »Freunde (sprach er), wenn Ihr mich hören wollt, so können wir die reichsten Leute in Florenz werden; denn ich habe von einem glaubwürdigen Manne erfahren, daß im Mugnone ein Stein gefunden wird, der die Leute, die ihn bei sich tragen, unsichtbar macht. Ich denke, wir sollten gehen und ihn suchen, ehe uns jemand zuvorkömmt. Wir finden ihn gewiß, weil ich ihn kenne; und wenn wir ihn finden, was haben wir dann mehr zu thun, als ihn in die Tasche zu stecken und in die Wechselbuden zu gehen, wo die Gulden und Groschen immer in Haufen herumliegen, und nehmen so viel davon, als wir wollen? Kein Mensch wird uns gewahr werden, und auf diese Art können wir bald reich werden und brauchen nicht den ganzen Tag die Wände zu beschmieren, wie die Schnecken.«
Bruno und Buffalmacco lachten heimlich über sein Geschwätz. Sie sahen sich einander an und stellten sich, als ob sie sich mächtig wunderten; sie lobten Calandrino's Einfall und Buffalmacco fragte ihn, wie der Stein hieße.
Calandrino, dessen Gedächtnis nicht besser war, als sein Verstand, hatte den Namen schon vergessen. Er gab demnach zur Antwort: »Was kümmert uns der Name des Steins, wenn wir nur wissen, wozu er nütz ist? Mich deucht, wir thäten am besten, gleich hinzugehen und ihn zu suchen.«
»So sage uns wenigstens, wie er aussieht« sprach Bruno.
»Er sieht verschiedentlich aus (antwortete Calandrino); allein sie sind fast alle schwarz; darum denke ich, wir wollen alle schwärzlichen Steine auflesen, bis wir den rechten finden.«
»Warte noch ein wenig«, sprach Bruno und sagte darauf zu Buffalmacco: »Mich deucht, Calandrino hat Recht; allein es scheint mir jetzt nicht die Zeit zu sein, zum Werke zu schreiten. Die Sonne steht jetzt hoch und scheint gerade in Mugnone hinein und trocknet alle Steine aus, so daß jetzt einige weiß aussehen müssen, die des morgens schwarz sind, ehe die Sonne darauf scheint. Überdies ist heute Arbeitstag, und es gehen viele Leute in Mugnone hin und wieder, welche leicht unsere Absicht erraten könnten, wenn sie uns sähen und vielleicht auf den Einfall kämen, dasselbe zu thun und wenn es ihnen besser glückte als uns, so brächten wir uns selbst um unseren Vorteil. Ich bin der Meinung (wenn es Euch gleichfalls gut deucht), wir sollten die Arbeit lieber des morgens vornehmen, wenn man Schwarz und Weiß besser unterscheiden kann und an einem Feiertage, wenn uns niemand bemerkt.«
Buffalmacco lobte Bruno's Rat, Calandrino gab nach, und sie wurden einig, daß sie alle drei am nächsten Sonntage den Stein suchen wollten. Vor allen Dingen aber bat Calandrino die anderen, sie möchten mit niemand davon sprechen, weil es ihm als ein Geheimnis anvertraut wäre. Hierauf erzählte er ihnen, was er von dem Lande Bengodi gehört hatte und beteuerte mit großen Schwüren, daß dies alles die lautere Wahrheit wäre.
Wie Calandrino sich weg begab, nahmen die beiden andern Abrede, wie sie ihre Rolle bei der Sache spielen wollten. Calandrino konnte vor Begierde den Sonntag kaum erwarten. Wie er herankam, stand er schon vor Tages Anbruch auf, holte seine Mitbrüder ab, ging mit ihnen zum Sankt Gallen-Thor hinaus und nach dem Mugnone hinunter, wo sie auf und ab gingen, um den Wunderstein zu suchen. Calandrino bezeigte sich am eifrigsten, sprang bald hierhin, bald dorthin, wo er nur einen schwärzlichen Stein erblickte, und steckte ihn zu sich. Seine Gefährten gingen ihm nach und hoben auch von Zeit zu Zeit ein Steinchen auf. Calandrino war noch nicht weit gegangen, wie er schon alle Taschen und den Busen voll Steine hatte; er schürzte demnach seine ziemlich langen Rockschöße ringsum mit seinem Gürtel auf, und wie auch diese voll waren, machte er seinen Mantel zum Sack und füllte ihn mit Steinen.
Wie Buffalmacco und Bruno fanden, daß er seine volle Ladung hatte und daß es bald Essenszeit war, sagte Bruno zu Buffalmacco: »Wo ist Calandrino?«
Buffalmacco, der ihn dicht neben sich stehen sah, kehrte sich um, blickte allenthalben umher und sagte: »Ich weiß nicht, wo er geblieben ist, allein er stand ja noch vor kurzem hier neben uns.«
»Es liegt nicht viel daran (versetzte Bruno); aber ich wollte doch wetten, daß er schon zu Hause am Tische sitzt und uns hier wie die Narren im Mugnone herumlaufen läßt, um schwarze Steine aufzulesen.«
»Das hat er gut gemacht (sprach Buffalmacco), daß er uns so angeführt und uns hier verlassen hat, weil wir so thöricht waren, ihm zu glauben. Wer anders, als wir, wäre wohl so närrisch gewesen, sich einbilden zu lassen, daß im Mugnone ein so wundersamer Stein zu finden wäre?«
Calandrino, der ihre Reden hörte, glaubte gewiß, daß der Stein ihm in die Hände gefallen war und durch seine Wirkung verursachte, daß die andern ihn nicht sehen könnten, obgleich er vor ihnen stände. Höchst erfreut über sein Glück, nahm er sich vor, nach Hause zu gehen, ohne ein Wort zu sagen; er kehrte demnach um und ging davon. Buffalmacco, der ihn fortgehen sah, sprach zu Bruno: »Was machen wir länger hier? Warum gehen wir nicht auch?«
»Laß uns gehen (antwortete Bruno); aber ich schwöre zu Gott, Calandrino soll mich nicht wieder betrügen und wenn ich ihm jetzt so nahe wäre, wie ich ihm diesen ganzen Morgen gewesen bin, so wollt ich ihm den Kiesel dergestalt auf die Fersen schnellen, daß er wohl einen Monat an seinen Streich denken sollte.« Mit diesen Worten nahm er einen Stein aus der Tasche und gab dem Calandrino einen tüchtigen Wurf damit auf die Hacke. Calandrino zog vor Schmerz das Bein in die Höhe und blies wie ein Hamster, schwieg aber still und ging weiter. Buffalmacco nahm auch einen von den aufgelesenen Steinen und sagte: »Das ist ein hübscher tüchtiger Bachkiesel, ich wollte, daß ihn Calandrino in den Rippen hätte,« und paff! ließ er ihn dem Calandrino wirklich in die Rippen fliegen. So steinigten sie ihn, bald unter diesen, bald unter jenen Reden, den ganzen Weg in Mugnone entlang, bis an das Thor. Hier warfen sie ihre übrigen Steine von sich und hielten sich unter vielem Gelächter bei der Zollwache auf, welche von ihnen einen Wink bekommen hatte und den Calandrino vorbei gehen ließ, als wenn ihn niemand sähe. Calandrino hielt sich nirgends auf, bis er nach seinem Hause kam, welches nicht weit davon neben der Mühle lag. Das Glück begünstigte den Spaß so sehr, daß auf dem ganzen Wege längs dem Flusse und in der Stadt kein Mensch dem Calandrino ein Wort sagte, wiewohl ihm in der That auch nur wenige begegneten, weil fast jedermann zu Tische gegangen war. Calandrino kam also mit seiner ganzen Ladung nach Hause. Von ungefähr stand seine Frau, Monna Tessa, ein hübsches, rasches Weibchen, oben an der Treppe und weil sie über sein langes Außenbleiben ein wenig verdrießlich geworden war, so machte sie ihm darüber Vorwürfe und sagte: »Nun Freund! führt Dich endlich der Himmel einmal nach Hause? Alle Menschen haben schon zu Mittag gegessen und Du nur kommst erst zu Tisch.«
Wie Calandrino dies hörte und fand, daß er sichtbar war, rief er voll Zorn und Verdruß: »Bist Du da, Du Wetterweib? Du bringst mir Unglück; allein beim Himmel, Du sollst es entgelten.« Damit ging er in sein Zimmer, legte seine Ladung Steine von sich, lief voll Bosheit zu seiner Frau, packte sie bei den Haaren, warf sie auf die Erde und gab ihr, so lange er Hände und Füße rühren konnte, so viel Stöße und Tritte, bis er ihr kein Haar am Kopfe und kein heiles Bein am Leibe ließ, obwohl sie ihn mit gefalteten Händen um Barmherzigkeit bat.
Nachdem Bruno und Buffalmacco sich ein wenig mit der Wache am Thor lustig gemacht hatten, folgten sie dem Calandrino langsam und von ferne nach und hörten, wie sie an seine Thür kamen, die heftigen Schläge, die er seiner Frau gab. Sie thaten, als ob sie erst eben ankämen, und riefen ihn. Calandrino kam schwitzend vor Eifer und Erhitzung an's Fenster und bat sie, zu ihm hinauf zu kommen. Sie stellten sich ein wenig unwillig, kamen aber doch hinauf und fanden das ganze Zimmer voll Steine. In der einen Ecke befand sich die Frau, zerzaust, zerrissen und im ganzen Gesicht zerschlagen, und vergoß heiße Thränen; und in einem andern Winkel saß Calandrino ohne Rock und Wams und keuchte vor Erschöpfung. Nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatten, fragten sie: »Was hat das hier zu bedeuten, Calandrino? Willst Du mauern, daß hier so viel Steine umher liegen? Und was fehlt denn Monna Tessa? Sie sieht ja aus, als wenn Du sie geschlagen hättest. Was sind das für Auftritte?«
Calandrino war so sehr ermattet von dem Gewicht der Steine, von der Wut, womit er seine Frau geschlagen hatte, und von dem Schmerz über das Glück, das er glaubte verloren zu haben, daß er nicht Atem genug finden konnte, um eine Antwort hervorzubringen, daher Buffalmacco weiter fortfuhr: »Wenn Du sonst Verdruß gehabt hast, Calandrino, so hättest Du ihn doch nicht sollen an uns auslassen, wie Du gethan hast; denn erstlich schlepptest Du uns mit fort, um Steine in Mugnone aufzulesen, und dann ließest Du uns stehen, wie ein paar Narren und gingst davon, ohne zu sagen »Lebt wohl,« oder »geht zum Galgen!« Wir nehmen Dir das sehr übel, und es ist gewiß der letzte Possen, den Du uns jemals spielst.«
Calandrino kam endlich ein wenig zu Atem und sagte: »Brüderchen, seid mir nicht so böse, das Ding verhält sich ganz anders, als Ihr glaubt. Ich armer geschlagener Mensch hatte den Stein gefunden. Hört nur zu, ob ich die Wahrheit sage. Wie Ihr einander zuerst nach mir fragtet, war ich keine zehn Ellen weit von Euch entfernt, und weil ich sah, daß Ihr wegginget und mich nicht sehen konntet, so ging ich vor Euch hin und blieb immer in einer kleinen Entfernung voraus.« So fuhr er weiter fort, ihnen alles zu erzählen, was sie gesagt und gethan hatten, und zeigte ihnen seinen Rücken und seine Fersen, die ihm die Bachkiesel zerbläut und zerschunden hatten, und setzte hinzu: wie ich nun beladen mit all' diesen Steinen, die Ihr hier liegen seht, in's Thor kam, so kann ich Euch versichern, daß mir kein Mensch ein Wort gesagt hat und Ihr wißt doch, wie beschwerlich die Zollbesucher sind, und wie sie immer alles durchschnüffeln wollen. Überdies sind mir unterwegs verschiedene von meinen Freunden und Gevattersleuten begegnet, die immer mit mir zu spaßen und mir ein Trünkchen anzubieten pflegen, und keiner hat mir ein Wort oder auch nur ein halbes gesagt, weil sie mich nicht sahen. Endlich komm' ich hier nach Hause, und da kömmt mir gleich dies verdammte Satansweib entgegen und hat mich gesehen; denn Ihr wißt wohl, daß die Weiber jedem Dinge seine Kraft benehmen; und darüber bin ich aus dem glücklichsten Menschen in Florenz zum unglücklichsten geworden. Dafür hab' sie aber auch so lange geprügelt, als ich meine Fäuste rühren konnte, und ich weiß nicht, was mich abhält, daß ich ihr nicht alle Adern im Leibe zerschneide. Verdammt sei die Stunde, da ich sie zuerst sah, und da sie in mein Haus kam!«
Bei diesen Worten lief ihm die Galle von neuem dergestalt über, daß er wieder anfangen wollte, sie zu schlagen. Buffalmacco und Bruno stellten sich, als wenn sie sich über alles, was sie hörten, sehr verwunderten, und stimmten von Zeit zu Zeit demjenigen bei, was Calandrino sagte, obgleich sie bisweilen vor Lachen bersten wollten. Wie sie aber sahen, daß er ergrimmt aufstand, um seine Frau abermals zu prügeln, so sprangen sie zu und hielten ihn ab, indem sie zu ihm sagten, die Frau wäre an dem allen nicht schuld, sondern er selbst, da er wüßte, daß die Weiber jedem Dinge seine Kraft raubten, und hätte dennoch seine Frau nicht gewarnt, ihm an diesem Tage nicht vor Augen zu kommen. Diese Vorsicht hätte ihm der Himmel verwehrt, weil ihm entweder dies Glück nicht wäre beschieden gewesen, oder weil er die Absicht gehabt habe, seine Freunde zu hintergehen, welchen er seinen Fund, sobald er ihn gethan, billig hätte mitteilen sollen.
Nach langem Wortwechsel gelang es ihnen mit vieler Mühe, das arme geschlagene Weib mit ihm wieder zu versöhnen, worauf sie ihn mitten unter seinen Steinen verließen und davon gingen.
*