Giovanni Boccaccio
Dekamerone oder die 100 Erzählungen
Giovanni Boccaccio

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Dreizehnte Erzählung.

In Florenz war einst ein Kavalier, namens Tebaldo von dem Geschlechte der Lamberti, wie einige wollen, obgleich andere behaupten, er habe den Agolanti zugehört, welche Letzteren ihre Meinung vielleicht mehr auf das Gewerbe stützen, welches in der Folge seine Söhne trieben, und womit sich die Agolanti jederzeit befaßt haben, als auf irgend einen andern Grund. Ohne mich darauf einzulassen, von welchem dieser Häuser er abstammte, wird es genug sein, anzumerken, daß er zu seiner Zeit einer der reichsten Edelleute war, und daß er drei Söhne hatte, von welchen der älteste Lamberto hieß, der zweite Teobaldo, und der dritte Agolante, lauter schöne, muntere Jünglinge, von welchen jedoch der älteste kaum achtzehn Jahre alt war, als der Vater starb, und ihnen als seinen rechtmäßigen Erben sein bewegliches und unbewegliches Vermögen hinterließ. Die Jünglinge, die einen so beträchtlichen Schatz an barem Gelde und an Grundstücken in die Hände bekamen, und damit nach ihrem eigenen Belieben, ohne Einrede und Widerspruch, schalten konnten, fingen an, auf allerlei Art das Ihrige zu verthun, indem sie ein großes Haus machten, kostbare Pferde, Jagdhunde, Falken hielten, offene Tafel gaben, Geschenke machten, Turniere anstellten, und nicht nur lebten, wie es Edelleuten ziemt, sondern wie es ihnen nach ihren jugendlichen Leidenschaften in den Sinn kam. Diese Lebensart konnte nicht lange dauern, ohne die väterlichen Schätze zu erschöpfen, und wie ihre gewöhnlichen Einkünfte nicht zureichten, fingen sie an ihre Grundstücke eines nach dem anderen zu versetzen und zu verkaufen, und wurden es nicht eher gewahr, wie sie mit ihren Umständen nach und nach auf die Neige gerieten, bis die Dürftigkeit ihnen die Augen öffnete, welche der Reichtum verschlossen hatte. Lamberto berief deswegen eines Tages seine Brüder zusammen, und stellte ihnen vor, in welchem Ansehen ihr Vater gelebt hätte, und in welche Armut sie durch die übermäßige Verschwendung geraten wären. Er gab sich daher alle Mühe, sie zu überreden, ehe ihre armseligen Umstände noch sichtbarer würden, seinem Rat und Beispiel zu folgen, die wenigen Güter zu verkaufen, die ihnen noch übrig geblieben wären, und davon zu reisen; welches sie auch thaten und ohne Abschied zu nehmen und Aufsehen zu machen, Florenz verließen, und gerade nach England gingen, ohne sich irgendwo zu verweilen. In London mieteten sie ein kleines Haus, machten wenig Aufwand, und liehen auf schweren Wucher; wobei ihnen das Glück so günstig war, daß sie in wenigen Jahren einen ungeheuren Reichtum sammelten. Deswegen zogen sie einer nach dem andern wieder nach Florenz, kauften einen großen Teil ihrer vorigen Besitztümer zurück, und manches neue dazu; verheirateten sich, und da sie noch immer in England Wucher trieben, so setzten sie dort einen ihrer Neffen, namens Alessandro über ihre Geschäfte; allein uneingedenk des Zustandes, in welchen ihre thörichte Verschwendung sie schon einmal versetzt hatte, und ohne Rücksicht darauf, daß sie alle drei jetzt Hausväter geworden waren, fingen sie wieder an, in Florenz mehr Aufwand, als jenesmal zu machen, zumal, da sie bei allen Kaufleuten in großem Kredit standen.

Einige Jahre hindurch waren sie imstande, diesen Aufwand fortzusetzen, weil ihnen Alessandro ansehnliche Summen überschickte, welcher in England den Baronen auf ihre liegenden Gründe und andere Einkünfte Geld vorstreckte, und dafür ansehnliche Zinsen bezog. Indem aber die drei Brüder fortfuhren, zu verschwenden und zu borgen, wenn sie nichts hatten, weil sie immer auf England oder eine Goldquelle rechneten, brach daselbst wider alles Vermuten ein Krieg aus zwischen dem Könige und einem seiner Prinzen. Darüber geriet die ganze Insel in Zwiespalt, indem es der eine mit dem Vater, der andere mit dem Sohne hielt, so daß dem Alessandro die verpfändeten Güter der Barone keine Sicherheit mehr waren, und alle seine Hilfsquellen versiegten. Weil man indessen immer noch hoffte, daß zwischen dem Vater und dem Sohne wieder Friede werden sollte, und daß Alessandro alsdann seine Gelder samt den Zinsen erhalten würde, so blieb dieser noch in England, und seine drei Oheime dachten nicht daran, ihre Ausgaben einzuschränken, so daß sie täglich tiefer in Schulden gerieten. Wie sich aber nach einigen Jahren die Hoffnung ganz verlor, daß ihre Erwartungen würden erfüllt werden, ging nicht nur ihr Kredit zu Ende, sondern ihre Gläubiger drangen auch auf Bezahlung, und da ihr Vermögen bei weitem nicht hinreichte, ihre Schulden zu tilgen, so mußten sie ins Gefängnis wandern, ihre Weiber und Kinder irrten auf den Dörfern und sonst hier und da in armseligen Lumpen umher, und es schien, als ob ihnen nichts anderes, als immerwährendes dürftiges Leben bevorstände.

Alessandro, welcher in England verschiedene Jahre vergebens auf den Frieden gewartet hatte, und anfing zu besorgen, daß sein Aufenthalt daselbst ihm eben so gefährlich werden könnte, als er unnütz war, entschloß sich, nach Italien zurückzukehren, und machte sich ganz allein auf den Weg. Wie er nun durch Brügge kam, ward er gewahr, daß ein Abt von den weißen Mönchen mit ihm zugleich aus der Stadt ritt, welchen eine Menge Mönche nebst einem zahlreichen Troß begleitete, und daß ihnen ein paar alte Ritter nachfolgten, welche mit dem Könige verwandt waren, und mit welchen Alessandro, als mit alten Bekannten ein Gespräch anknüpfte, und von ihnen willig zum Reisegefährten angenommen ward. Unterwegs fragte sie Alessandro im Vertrauen, wer die Mönche wären, die mit so vielem Gepäck voranzögen? Einer von den Kavalieren gab ihm zur Antwort: »Derjenige, der vor uns herzieht, ist ein Jüngling von unserer Verwandtschaft, welcher kürzlich zum Abt von einer der reichsten Abteien in England ist erwählt worden. Weil er aber noch zu jung ist, um nach den Gesetzen mit dieser Würde bekleidet zu werden, so ziehen wir mit ihm nach Rom, um von dem heiligen Vater Dispensation wegen seines Alters, und die Bestätigung in seiner Würde zu erlangen. Man muß sich aber davon gegen Andere nichts merken lassen.«

Da nun der junge Abt bald vorn, bald hinten im Zuge ritt, wie vornehme Herren auf Reisen wohl zu thun pflegen, so traf er einst mit Alessandro zusammen, der ein sehr schöner und wohlgewachsener Jüngling und überaus wohlerzogen, angenehm und gebildet in seinen Sitten war, so daß er ihm auf den ersten Blick außerordentlich gefiel; daher er ihn zu sich rief, ihn freundlich anredete und ihn fragte, wer er wäre, woher er käme und wohin er wolle. Alessandro erzählte ihm offenherzig alle seine Umstände, befriedigte seine Neugier, und erbot sich zu allen Diensten, die er fähig wäre, ihm zu leisten. Der Abt, welcher seine Rede zierlich und wohlgeordnet fand, und indem er seine Manieren genau beobachtete, überzeugt ward, er müsse, seiner niedrigen Beschäftigung ungeachtet, ein Edelmann sein, ward immer mehr und mehr für ihn eingenommen, und da ihn ohnehin seine Unglücksfälle bereits zum Mitleid bewogen hatten, so tröstete er ihn sehr freundlich, und ermahnte ihn, guten Mut zu fassen, weil ihn, wenn er ein braver Mann sei, der Himmel sehr leicht auf eben die Staffel wieder erheben könne, von welcher das Glück ihn hinabgestürzt habe, und vielleicht noch höher. Zugleich bat er ihn, weil er doch nach Toskana ginge, ihn so weit zu begleiten, weil er auch dahin wollte. Alessandro dankte ihm für seine tröstlichen Worte, und versicherte, daß er ihm völlig zu Befehl stände.

Indem nun der Abt, bei welchem die Unterredung mit Alessandro allerlei neue Empfindungen entwickelt hatte, weiter fortreiste, traf es sich nach einiger Zeit, daß sie in ein Dorf kamen, welches eben nicht reichlich mit Herbergen versehen war. Weil nun der Abt daselbst zu übernachten wünschte, so ließ ihn Alessandro bei einem Wirte absteigen, mit welchem er wohl bekannt war, und bestellte ihm ein Nachtlager in dem Zimmer des Hauses, welches er für das beste hielt; und weil er als ein gewandter Jüngling bereits des Abtes rechte Hand geworden war, so verlegte er die übrige Reisegesellschaft, so gut er konnte, hin und wieder im Dorfe. Wie der Abt zum Abend gegessen hatte, und es schon gegen die Nacht ging, so daß ein jeder sich zur Ruhe gelegt hatte, fragte Alessandro den Wirt, wo er denn selbst schlafen könne?

»Das weiß ich wahrhaftig nicht (sprach der Wirt). Du siehst, alles ist vollgepfropft und ich muß selbst mit den Meinigen auf Bänken und Brettern liegen; doch in der Kammer des Abtes stehen ein Paar Kornkisten, worauf ich Dir ein Stückchen Bettzeug legen kann, und damit mußt Du Dich, wenn Du willst, für diese Nacht begnügen.«

»Was soll ich in des Abtes Kammer machen (sprach Alessandro), die so klein ist, daß man nicht einmal einen seiner Mönche neben ihm hat betten können? Hätt' ich das bedacht, wie die Vorhänge aufgehangen wurden, so hätten meinetwegen die Mönche auf den Kornkisten liegen mögen und ich hätte mich da gebettet, wo sie jetzt übernachten.«

»Die Sache steht aber nun einmal nicht anders (sprach der Wirt) und Du wirst Dich dort so gut befinden, wie anderswo. Der Abt schläft; die Vorhänge sind zugezogen; ich lege Dir sacht ein Matratzchen hin, und Du schläfst wie ein König.«

Wie Alessandro fand, daß die Sache sich einrichten ließ, ohne den Abt zu stören, ließ er es sich gefallen und legte sich so sacht er konnte zur Ruhe. Der Abt aber, welcher noch nicht eingeschlafen war, sondern sich mit seinen neuen Entwürfen zu schaffen machte, hatte alles gehört, was Alessandro und der Wirt mit einander sprachen, und hatte auch bemerkt, wo sich Alessandro schlafen legte. Er war sehr froh darüber und dachte: der Himmel hat meine Wünsche begünstigt, und wenn ich mir diese Gelegenheit nicht zu Nutz mache, so kömmt sie vielleicht sobald nicht wieder. Er entschloß sich demnach, sie nicht fahren zu lassen, und wie es ihm schien, daß alles im Hause schon im Schlafe begraben lag, rief er den Alessandro mit leiser Stimme und befahl ihm, sich neben ihn zu legen, welches dieser auch that, und sich (jedoch nicht ohne lange Weigerung) entkleidete und niederlegte. Der Abt fuhr ihm darauf mit der Hand über die bloße Brust, wie wohl ein liebendes Mädchen seinem Liebhaber zu thun pflegt; worüber Alessandro sich mächtig wunderte, und nicht wußte, ob den Abt nicht irgend eine unerlaubte Lust anwandelte. Entweder, weil der Abt eine solche Besorgnis bei ihm vermuten mußte, oder Alessandro sie wirklich nicht verhehlen konnte, ward sie der Abt bald gewahr, und lächelte darüber, nahm die Hand des Alessandro, und legte sie auf seine eigene Brust, indem er sagte: »Alessandro, laß Deinen ungegründeten Verdacht fahren, und überführe Dich von einer Sache, die ich vor jedem Andern geheim halte.«

Alessandro fühlte, indem er seine Hand auf die Brust des Abtes legte, ein Paar runde, zarte, feste Hügelchen, die von lebendem Elfenbein gemacht zu sein schienen, und die ihm bald begreiflich machten, daß er neben einem Frauenzimmer läge, und er war schon im Begriff, sie ohne eine weitere Aufmunterung zu erwarten, in seine Arme zu schließen und zu küssen, wie sie ihm mit diesen Worten zuvorkam: »Ehe Du Dich mir näherst, höre zuvor, was ich Dir sagen will: Du weißt nunmehr, daß ich ein Frauenzimmer bin, und keine Mannsperson. Ich habe als Jungfrau das Haus meines Vaters verlassen, in der Absicht, mich zu vermählen. Entweder Dein Glück, oder mein Unstern hat es so gefügt, daß ich neulich, wie ich Dich zuerst sah, mich dergestalt in Dich verlieben mußte, daß nie ein Frauenzimmer stärker geliebt hat; daher ich mir auch vorgenommen, Dich und keinen Andern zum Gemahl zu nehmen. Willst Du mich nun nicht zu Deiner Gemahlin, so entferne Dich alsobald von mir, und begieb Dich zurück an Deinen Ort.«

Alessandro, der zwar nicht wußte, wer sie war, der aber Rücksicht nahm auf seine Begleiter, und also nicht zweifelte, sie müsse sehr reich und vornehm sein, und der überdies ihre Schönheit kannte, bedachte sich nicht lange, sondern versicherte, daß er sich höchst glücklich schätzen würde, ihr Gemahl zu sein. Darauf setzte sie sich auf das Bett nieder, vor einem Bilde, worauf ein Kruzifix vorgestellt war, gab ihm einen Ring in die Hand, und hieß ihm, mit demselben sich feierlich mit ihr zu verloben, worauf sie Beide den Überrest der Nacht mit zärtlicher und wonnevoller Umarmung mit einander zubrachten. Nachdem sie für die Zukunft ihre Maßregeln verabredet hatten, stand Alessandro zeitig auf, ging aus der Kammer, ohne daß jemand gewahr ward, wo er geschlafen hatte, und machte sich mit unbeschreiblichem Vergnügen mit dem Abt und seinen Begleitern wieder auf den Weg, und nach mancher Tagereise kamen sie miteinander nach Rom.

Nachdem sie sich daselbst einige Tage aufgehalten hatten, begab sich der Abt mit den beiden Kavalieren und Alessandro geradesweges zum Papst, welchen der Abt, nachdem er ihm seine Ehrerbietung gezeigt hatte, folgendermaßen anredete: »Heiliger Vater, Ihr wißt besser, als irgend ein Anderer, daß ein Jeder, welcher glücklich und ehrbar in der Welt zu leben wünscht, eine jede Gelegenheit so viel als möglich vermeiden muß, die ihn zu andern Wegen verleiten kann. Ich bin deswegen, um immer züchtig und unbescholten leben zu können, in der Kleidung, in welcher ich vor Euch erscheine, und mit einem großen Teil der Schätze meines Vaters, des Königs von England, heimlich entflohen, weil er mich mit dem alten, abgelebten König von Schottland vermählen wollte, da ich doch, wie Ihr seht, ein junges Mädchen bin; und deswegen machte ich mich auf den Weg, um zu Euch zu kommen, damit Ihr mir einen Gemahl gebt. Mich bewog auch nicht so sehr das Alter des Königs von Schottland zur Flucht, als vielmehr die Besorgnis, es möchte mich die Schwachheit meiner Jugend verleiten, wenn ich mich mit ihm vermählt hätte, etwas zu thun, das den göttlichen Gesetzen zuwider und dem königlichem Blute meines Vaters unanständig wäre. Indem ich mich nun in dieser Absicht auf der Reise befand, hat, wie ich glaube, Gott, der am besten weiß, was einem Jeden nützlich ist, mir nach seiner Barmherzigkeit denjenigen zugeführt, den er mir zum Gemahl bestimmte, nämlich diesen Jüngling (sie zeigte auf Alessandro), der hier neben mir steht, und dessen Tugenden und Sitten des vornehmsten Frauenzimmers würdig sind, wenn gleich seine Geburt keiner königlichen gleichkommt. Mit ihm habe ich mich demnach vermählt, und ihn und keinen Andern begehre ich zu meinem Gemahl, was auch die Absicht meines Vaters oder anderer Leute sein mag. Und obwohl jetzt der erste Bewegungsgrund wegfällt, weswegen ich die Reise hierher unternahm, so gefiel es mir doch, meinen Weg bis zu Ende fortzusetzen, teils um die heiligen und ehrwürdigen Örter, von welchen diese Stadt voll ist, und Eure Heiligkeit selbst, zu besuchen, teils auch, damit ich meine Vermählung mit Alessandro, die bisher nur im Angesicht Gottes geschlossen war, auch vor Euch, und mithin vor der ganzen Welt kund mache. Deswegen bitte ich Euch demütigst, Euch dasjenige gefällig sein zu lassen, was Gott und mir gefallen hat, und uns Euren Segen zu geben, damit wir durch denselben des Beifalls desjenigen, dessen Stadthalter Ihr seid, um destomehr versichert sein und zu Gottes und Eurer Ehre miteinander leben, und dereinst sterben mögen.«

Alessandro erstaunte, wie er hörte, daß seine Gemahlin eine Prinzessin von England wäre, doch erfüllte es ihn mit heimlicher Freude. Allein weit mehr verwunderten sich die beiden Kavaliere, und wurden so unwillig, daß sie den Alessandro vielleicht übel würden behandelt haben, wenn sie sich an einem andern Orte, als in Gegenwart des Papstes befunden hätten.

An der andern Seite wunderte sich der Papst ebenfalls über die Kleidung der Prinzessin, und über ihre Wahl; weil er aber sah, daß das Geschehene nicht mehr zu ändern war, entschloß er sich, ihre Bitte zu gewähren; er besänftigte demnach zuerst die Kavaliere, deren Unwillen er bemerkte, und nachdem er sie mit der Prinzessin und mit Alessandro versöhnt hatte, veranstaltete er Alles, was weiter geschehen sollte, und an einem gewissen, von ihm dazu angesetzten Tage, an welchem er alle Kardinäle und andere vornehme Herren zu einem großen Feste hatte einladen lassen, stellte er ihnen die Prinzessin im königlichen Schmucke vor, in welchem sie so schön und liebenswürdig erschien, daß sie mit Recht von Jedermann bewundert ward; auch Alessandro war prächtig gekleidet, und zeigte in seinem Anstande und in seinen Sitten nicht den Jüngling, der sich mit Wuchern ernährt hatte, sondern vielmehr ein königliches Wesen, so daß ihm die beiden Kavaliere mit Ehrerbietung begegneten; worauf der Papst die Vermählung feierlich begehen ließ, und nachdem die Hochzeit mit vieler Pracht vollzogen war, dem Brautpaar seinen Segen gab und sie entließ.

Es gefiel dem Alessandro und seiner Gemahlin, wie sie Rom verließen, nach Florenz zu gehen, woselbst die Fama bereits die Nachricht von ihrer Verbindung verbreitet hatte und wo sie von den Einwohnern mit großen Ehrenbezeigungen empfangen wurden. Die Prinzessin ließ die drei Brüder wieder auf freien Fuß stellen, nachdem sie ihre Schulden bezahlt, und sie und ihre Gemahlinnen in alle ihre Güter wieder eingesetzt hatte; worauf Alessandro und seine Gemahlin mit Bewilligung der Andern den Agolante mit sich nahmen und Florenz verließen, und bei ihrer Ankunft in Paris von dem Könige von Frankreich ehrenvoll empfangen wurden.

Von dort gingen die beiden Kavaliere voraus nach England, und vermochten den König, die Prinzessin wieder zu Gnaden anzunehmen, und sie und ihren Gemahl mit vieler frohen Feierlichkeit zu empfangen, welchen Letzteren er bald darauf mit großem Gepränge zum Ritter schlug, und ihm die Grafschaft Cornwall zum Geschenk gab. Er war so glücklich und so geschickt, daß er den König auch mit dem Prinzen wieder aussöhnte, welches dem Lande zum großen Heile gereichte, und ihm die Herzen aller Unterthanen gewann. Agolante bekam auch Alles wieder, was man ihm schuldig war, und kehrte mit großem Reichtum nach Florenz zurück, nachdem ihn der Graf Alessandro vorher zum Ritter geschlagen hatte. Dieser lebte hernach sehr geehrt und glücklich mit seiner Gemahlin, und wie einige sagen, so eroberte er durch seine Tapferkeit und Klugheit, und mit dem Beistande seines Schwiegervaters, das Königreich Schottland und ward daselbst zum Könige gekrönt.

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