Sagen aus dem Rheinland
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Die Ebernburg

Unweit der Badestädte Kreuznach und Münster am Stein, im Winkel von Nahe und Alsenz, steht die stolze Ebernburg. Dort wohnte um das Jahr 1500 Franz von Sickingen, das Oberhaupt des schwäbischrheinischen Ritterbundes, ein tatkräftiger Schirmherr der Reformation. Viele Anhänger der neuen Lehre fanden bei ihm Schutz vor Verfolgung und eine gastliche Freistätte, darunter auch Ulrich von Hutten, der den Ebernburger zum Kampf gegen die geistlichen Fürsten am Rhein aufrief.

Einst wurde die Ebernburg belagert. Viele Wochen lang rannten die Feinde vergebens gegen ihre starken Mauern an. Den Belagerern blieb schließlich die einzige Hoffnung, Sickingen mit seinen Mannen auszuhungern; allzu groß konnten die Lebensmittelvorräte auf der Burg nicht mehr sein. Aber die Zeit bis zur Übergabe wurde den Feinden doch lange gemacht. Tag für Tag mußten sie sehen, wie die Burgmannen ein großes Schwein zum Hof hinausführten und zum Abstechen niederwarfen; gleichzeitig vernahmen sie ein lautes quiekendes Geschrei. Hätten sie geahnt, daß ihnen mit einem einzigen Borstentier, einem stattlichen Eber, solch Schauspiel immer von neuem vorgeführt wurde, dann würden sie die Belagerung nicht so bald aufgegeben haben. So aber gelang die Täuschung, und der Feind zog ab.

Des Ebers Bild, in Stein gehauen, ist noch jetzt am Eingang der Burg, die zum Teil aus dem Schutt vergangener Jahrhunderte neu erstanden ist, zu sehen.

 


 


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