Sagen aus dem Rheinland
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Das Bäumchen zu Ürdingen

Zu Ürdingen wurde eine arme Magd eines schweren Verbrechens angeklagt. Aber obwohl sie ihre Unschuld mit heiligen Eiden beteuerte, wurde sie doch dazu verurteilt, im Kerker Hungers zu sterben. Als sie weggeführt wurde, rief sie den Richtern zu: »Zum Zeichen dafür, daß ich unschuldig bin, wird ein Bäumchen aus meinem Grabe wachsen, das wird nicht vergehen, was ihr auch anstellen möget, es zu zerstören. Dann wird es zur Reue für euch zu spät sein.« Drauf brachte der Büttel sie in den Gefängnisturm am Neutor der Stadt.

Die Ürdinger hatten die arme Magd und ihr Schicksal fast schon vergessen, da wuchs aus der Mauer ihres Kerkers ein Bäumchen hervor; das vermochten weder Wind noch Wetter noch Menschenhand zu vernichten. Es grünte und blühte Jahr um Jahr, bis das Neutor abgetragen wurde.

 


 


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