Sagen aus dem Rheinland
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Die Bäckerjungen von Andernach

Einst zogen die Linzer gegen ihre Erbfeinde, die Andernacher, zum Streite. Bei grauendem Morgen kamen sie vor die Tore der feindlichen Stadt. Sie wähnten die Bewohner noch in den Federn; doch sie hatten die Rechnung ohne die fleißigen Bäcker gemacht, die seit dem ersten Hahnenschrei in ihren Backstuben hantierten, und deren jungen die frischen Wecken schon von Haus zu Haus trugen.

Zwei der Burschen, die ihren Rundgang beendet haben, steigen zum Vergnügen auf den Torturm am Rheinufer. Von dort aus sehen sie die vorsichtig heranschleichenden Linzer. Sogleich reißen sie mit aller Kraft am Strang der Sturmglocke. Dann aber werfen sie den Feinden die auf der Mauerbrüstung stehenden Bienenkörbe auf die Köpfe. Die gereizten Immen stechen wütend drauf los, und alsbald wenden sich die Linzer vor solch grimmigem Feinde zur Flucht. Gepeinigt von rasendem Schmerz, mit dikken Mäulern und verbeulten Gesichtern sitzen sie nach kurzer Zeit reihenweise am Rheinufer, um die Qual durch Kühlung zu lindern. Von der Andernacher Stadtmauer her aber tönt lautes Hohngelächter.

Das Lob der tüchtigen Bäckerjungen klingt noch heute fort; ihr Andenken ist durch ein Steinbild am Rheintor für immer gesichert.

 


 


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