Sagen aus dem Rheinland
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Die glühenden Kohlen

In der Nähe eines Franziskanerklosters vor den Toren von Adenau wohnte einmal ein armer Bauersmann, dessen Weib in jungen Jahren gestorben war. Gern hätte der Witwer die Magd, die ihm das Hauswesen führte, und die er wegen ihre Tugendhaftigkeit und Schönheit von Herzen lieb gewonnen hatte, zum Weibe genommen. Doch er brachte es nicht über sich, das junge Blut zum Genossen seiner Dürftigkeit und Not zu machen.

Es war an einem frühen Morgen in der Adventszeit. Der Bauer hatte mit seiner Magd die Roratemesse in der nahen Klosterkirche besucht. Nach der Heimkehr machte er sich im Stalle zu schaffen, während die Magd in die Küche ging, um das Essen zu bereiten. Zu ihrem größten Erstaunen war die Glut auf der Herdstätte erloschen. Sie eilte sogleich mit der Kohlenpfanne nach der Klosterküche, um neue Glut zu holen. Doch siehe, am Wegrande vor der Klostermauer loderte ein helles Feuer empor. Schnell füllte sie die Pfanne mit glühenden Kohlen und lief nach Hause. Als sie wieder am Herde stand, waren die eben noch brennenden Holzkohlen kalt und schwarz geworden. Auch beim zweiten und dritten Versuch, mit frischer Glut vom Feuer am Wege die Herdflamme wieder zu entfachen, hatte sie keinen Erfolg.

Unterdessen kam der Hausherr, und die Magd erzählte ihm ihr sonderbares Erlebnis. Prüfend schauten beide nach dem Herde. Da sahen sie anstatt der schwarzen Kohlen einen Haufen puren Goldes. Der arme Bauer war nun ein wohlhabender Mann. Dankbaren Herzens machte er dem Kloster ein reiches Geschenk und vermählte sich mit der treuen Magd.

 


 


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