Sagen aus dem Rheinland
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Der Rittersprung

Der junge Günther von der Saffenburg bewarb sich um die Hand der Hildegunde, der Tochter des Grafen von Are. Das Burgfräulein nahm den Antrag des ritterlichen Bewerbers, dem es schon lange in Liebe zugetan war, mit Freuden an, doch der Vater, der mit den Saffenburgern eine alte Rechnung zu begleichen hatte, wies den Freier mit höhnischen Worten ab und verbot ihm, die Burg Are jemals wieder zu betreten.

Günther störte sich nicht an das Verbot des Haßerfüllten. In nächtlicher Stunde erstieg er immer wieder unter Lebensgefahr den Burgberg von Are zu heimlicher Zwiesprache mit der Braut. Bald ward das dem Grafen hinterbracht, und als der treue Liebhaber wieder einmal im Schutze der Dunkelheit den steilen Pfad hinaufklomm, da schreckte ihn plötzlich Waffengeklirr aus seinen sehnsüchtigen Gedanken auf. Im Augenblick sah er sich von einer bewaffneten Schar umringt. Mit geschwungenem Schwerte stürmte der Burgherr rachedürstend auf ihn zu. Der wehrlose Jüngling schien verloren; jeder Widerstand war bei der Übermacht der Feinde nutzlos. Doch lieber wollte er sterben, als in schimpfliche Gefangenschaft geraten. Rasch entschlossen stürzte er sich in kühnem Sprunge in den schauerlichen Abgrund. Wie durch ein Wunder kam er mit dem Leben davon.

Schon am folgenden Tage gab der Graf von Are seine Einwilligung zur Vermählung der Liebenden. Die Stelle aber, von der aus der junge Saffenburger den tollkühnen Sprung gewagt hatte, heißt noch heute »Zum Rittersprung! «

 


 


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