Sagen aus dem Rheinland
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Die Kanzel-Ley bei Nideggen

In einer Felsenhöhle bei Schloß Nideggen brachte in alter Zeit ein Eremit seine Tage mit Gebet und Bußübungen zu. Jeden Sonntag hielt er dem von nah und fern herbeiströmenden Volke eine erbauliche Predigt über Gottes Wort. Als Predigtstuhl diente ihm ein Felsblock, die Kanzel-Ley; rings im Kreise standen die andächtig lauschenden Zuhörer.

Da geschah es einmal, daß der Prediger eine halbe Stunde später zum gewohnten Dienste kam. Zu seinem größten Erstaunen sah der Herbeieilende auf seiner Felsenkanzel inmitten des zahlreich versammelten Volks einen Kuttenträger, der in Gestalt und Gesichtszügen sein leibhaftiges Ebenbild war. Auch glaubte er seine eigene Stimme zu vernehmen.

»Das kann nur der Teufel sein! « dachte der Klausner und hob sein Kreuz hoch empor vor des Predigers Gesicht. Der sprang mit einem gewaltigen Satze vom Predigtstuhl und entfernte sich eilenden Laufes mit flatternder Kutte, indem er den einen Fuß etwas nachzog. Bei Kühlenbusch kam er an eine breite Schlucht. Er schätzte in seiner Hast die Entfernung bis zum jenseitigen Rande zu kurz und sprang, statt oben auf den Rasen, unten auf ein Felsstück, wobei sich sein Pferdehuf tief in das Gestein drückte. Noch heute ist jene Stelle, »Düvelstrett«, zu sehen.

 


 


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