Sagen aus dem Rheinland
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Der gebannte Teufel

Auf einem Hofe bei Langenberg lebte einmal ein alter Mann mit seiner Frau. Er besaß eine Lintsgetau (Bandstuhl zur Herstellung von Leinenband) und ließ darauf seine Enkelkinder, namentlich einen jungen Mann, arbeiten. jedesmal, wenn der Alte heimkam, schimpfte und fluchte er über die Kinder, daß sie nicht fleißig genug gewesen seien. Einst wünschte er sogar, der Satan möge sie alle holen.

Einige Tage darnach wütete der Alte wieder gegen die Kinder, schlimmer, denn je vorher. Als sich nun der junge an die Arbeit machen wollte, fielen die Gewichtskästen des Bandstuhls laut dröhnend zur Erde, und die Nägel seiner Finger wurden ganz schwarz. Es war nun kein Zweifel mehr: der Böse war im Hause. Bald machte er sich auf alle Weise bemerkbar. Mit jedem Tag wurde sein Auftreten schlimmer. Als alles nichts half, wandte man sich nach dem Kloster Hardenberg, an den großen Teufelsbanner Pater Crementines. Der kam denn auch und trat betend in die Stube. Als er weiter in die Stube hineinschritt, bedächtig und laut betend, da erhob sich im nebenanliegenden Arbeitszimmer lautes Gebrüll, als wenn ein Löwe sich vernehmen läßt. Doch der Pater ließ sich nicht schrecken und schritt beherzt auf das Gemach zu. Da schrie aus diesem eine Stimme: »Hebe dich fort, du bist ein Dieb!« Aber auch hierdurch ließ sich der geistliche Herr nicht beirren und setzte sein Werk fort. Der Gottseibeiuns wurde aus dem Hause verwiesen und unterhalb des Hauses in einen Siepen verbannt. Dort machte er sich in der Folgezeit noch oft bemerkbar. Aber mit jedem Jahre kommt er wieder einen Hahnenschritt dem Ort seiner einstigen Tätigkeit näher.

 


 


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