Sagen aus dem Rheinland
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Die drei Jungfrauen von Landskron

Auf der Burg Landskrone an der Ahr wohnte einmal ein mächtiger Graf, der hatte drei liebliche Töchter, denen es an Freiern nicht fehlte. Um die Hand der jüngsten bewarb sich ein benachbarter Ritter, der aber kein Gehör fand und daher auf blutige Rache sann.

Eines Tages zog der Graf mit seinen Knappen auf die Jagd. Da überfiel der abgewiesene Freier mit seinen Leuten die Burg. Ungestüm polterte er von einem Gemach zum andern, doch die Gesuchte fand er nicht. In seiner wilden Wut ließ er das Schloß plündern und in Brand stecken.

Den Schwestern war es rechtzeitig gelungen, durch ein geheimes Pförtchen in der Ringmauer zu fliehen und in einer nahen Felsenkluft Schutz zu suchen. Doch auch dorthin fand der Rasende im Feuerschein der brennenden Burg den Weg. Die Jungfrauen, die sich in ihrer Herzensangst im fernsten Winkel der Schlucht verborgen hatten, vernahmen alsbald vom Eingang her drohende Rufe und Waffengeklirr. In dieser großen Not konnte nur Gott ihnen helfen. Engumschlungen knieten sie nieder und flehten inbrünstig um seinen Schutz. Und siehe, die Felswand teilte sich wie ein Vorhang; eine dunkle Grotte wurde sichtbar und nahm die Schwestern bergend auf. Nach einer Weile verhallten Schwertgerassel und Verwünschungen in der Ferne.

Mittlerweile war der Graf von der Jagd zurückgekehrt. Schon von weitem hatte er die rauchenden Trümmer seiner Burg gesehen. Er jagte dem FrevIer nach und tötete ihn im Zweikampfe. Dann suchte er nach seinen Töchtern, doch all sein rastloses Forschen war vergeblich. Er durchstreifte die Wälder zu beiden Seiten der Ahr, er räumte den Schutt der zerstörten Burg hinweg, er stieg sogar ins tiefe Burgverlies hinab, nirgendwo fand er eine Spur der Verschwundenen.

Endlich, in der dritten Nacht nach jenem Schreckenstage, zeigte ihm ein Engel im Traume das Versteck seiner Töchter. Noch ehe der Tag graute, machte er sich froher Hoffnung voll auf den Weg nach der Schlucht, und schon bald schloß er die Wiedergefundenen beglückt in seine Arme. An der Stelle aber, wo Gott durch ein Wunder die verfolgte Unschuld gerettet hatte, ließ er eine Kapelle erbauen, die noch heute weißglänzend vom Gipfel des Burgberges ins Ahrtal hinabschaut.

 


 


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