Sagen aus dem Rheinland
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Die wunderbaren Äpfel

Zwei Burschen aus dem Dönberg gingen an einem Sonntagmorgen zur Kirche nach Langenberg. Das pflegten sie häufig zu tun, und gewöhnlich nahmen sie ihren Weg durch den Hof »am Stein«. Dort dienten zwei Mägde, welche ihnen befreundet waren, und welche sie häufig besuchten. Als sie nun durch den Hof schritten, rief die eine Magd ihrem Schatz ein freundliches »Guten Morgen, Peter« zu; und die andere rief frohen Mutes: »Guten Morgen, Wilhelm! « Das taten sie aber, um die Männer für den Abend zum Besuch einzuladen. Nach dem Gruß boten die Mädchen den beiden je einen Apfel an. Dankend steckte jeder seinen Apfel in die Rocktasche und gingen alsdann ihres Weges weiter.

Als sie auf dem Rückweg von der Kirche begriffen waren, aß der eine Bursche seinen Apfel, während der andere ihn in der Tasche ließ. Den Rock hing er am Abend an die Wand und vergaß den Apfel.

Es dauerte nun einige Tage, da hörte er, daß sein Freund erkrankt sei. »Du mußt doch einmal nachsehen, was ihm fehlt«, denkt er, nimmt seinen Rock von der Wand und macht sich auf den Weg. Wirklich lag Peter schwer krank darnieder. Die Nachbarn munkelten aber, er sei behext. Wieder andere behaupteten, er sei vom Teufel besessen. Alle stimmten aber darin überein, daß der junge, blühende Mann nicht von einer natürlichen Krankheit betroffen worden sei. Kaum war man aber zu dieser Erkenntnis gelangt, so eilte man nach Neviges zum Kloster und teilte dem Pater Crementines den ganzen Vorfall mit. Crementines ließ sich nicht lange bitten und ging sofort mit zum Hause des Kranken. Er erkannte sogleich, daß er bezaubert sei. Er gab ihm das mitgebrachte Heiligtum zu essen. Kaum hatte der Kranke dies genossen, als er sich erbrach; aber eine große Kröte fuhr ihm aus dem Halse.

Als Wilhelm nach Hause kam, dachte er wieder an seinen Apfel. Er griff in seine Rocktasche und zog ebenfalls eine große Kröte hervor.

 


 


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