Sagen aus dem Rheinland
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Der Bernkasteler Doktor

Auf seiner schönen Burg Landshut lag Erzbischof Boemund schwer krank danieder; vergebens hatten die Ärzte ihre Kunst an ihm versucht, unrettbar schien er dem Tode verfallen.

Da versprach der Kirchenfürst hohen Lohn dem, der ihm noch helfen könne. Ein schlichter Bürger aus Bernkastel hörte das. Gar feinen Wein hatte er im Keller; er nahm ein Fäßlein vom Allerbesten und trug es keuchend hinauf zur kurfürstlichen Burg. Erst wollte man ihm hier den Eintritt verwehren, doch als er dringlich vorgab, er sei der rechte Doktor, der den Kurfürsten ganz gewiß wieder gesund machen könne, ward er eingelassen. Vor dem Krankenbette schlug er den Kran ins Fäßlein, füllte einen Becher mit perlendem Wein und reichte ihn dem Kurfürsten mit den Worten: »Wer von diesem Wein trinkt, der muß gesund werden. Das ist der rechte Doktor! «

Erst nippte der Kranke, dann schlürfte er, dann tat er einen langen Zug. Als der Becher geleert war, sprach er: »Reich mir noch mehr von dieser guten Arznei! Ich fühle, wie sie mir wohlig durch die Adern rinnt.« Nun trank er weiter von dem köstlichen Lebenselixier, und schon nach kurzer Zeit konnte er völlig genesen vom langen Krankenlager aufstehen.

Noch heute rühmt man jenen Wein als den »Bernkasteler Doktor«.

 


 


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