Sagen aus dem Rheinland
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Die Kapelle auf dem Petersberg

In alten Zeiten stand in Neef an der Mosel ein kleines Kirchlein mitten in einem Friedhofe, auf dem die Dorfbewohner seit Menschengedenken zur letzten Ruhe gebettet wurden. Wie nun das ehrwürdige Gotteshaus baufällig wurde, rissen die Neefer es ab, um an seiner Stelle ein größeres und schöneres zu errichten. Alt und jung beteiligten sich in frohem Wetteifer an der Arbeit, und bald lagen Holz und Steine in Fülle auf der Baustelle. Als aber die Steinmetzen eines Morgens ans Werk gehen wollten, um das Gebäude aufzuführen, da war der Bauplatz leer, Holz und Steine waren verschwunden. Und wie man suchte, fand man alles auf der Höhe des Petersberges, fein säuberlich zu hohen Stapeln aufgeschichtet. Zuerst dachte man an einen losen Scherz mutwilliger Buben, doch die Umlagerung war ohne jeden Lärm vor sich gegangen; kein Hund hatte in der Nacht angeschlagen.

Mühsam schafften die fleißigen Neefer die Vorräte auf die alte Stelle. Vergebens! Morgens lagen sie wieder auf der Höhe des Berges. In der nächsten Nacht standen die Männer des Dorfes Wache, um zu sehen, wer ihnen wohl den bösen Streich spiele. Bis Mitternacht blieb alles still, der Bauplatz lag friedlich im Mondenschein. Da stiegen aus einer Wolke leuchtende Gestalten hernieder und trugen Holz und Steine durch die Luft erneut zur Bergesspitze empor. Nun erkannten die Neefer, daß die Kapelle nach Gottes Willen hoch oben über ihren Weinbergen errichtet werden sollte. Sie fügten sich dem göttlichen Befehl, und heute noch steht das Kirchlein inmitten des stillen Friedhofes an der Stelle, die Gott durch ein Wunder gezeigt hatte.

 


 


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