Sagen aus dem Rheinland
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Das Ende des Zwergenvolkes im Hülser Berg

Der junge König des Zwergenvolks, das im Hülser Berg am Niederrhein wohnte, hörte einmal von der vielumworbenen Tochter des Grafen von Krakauen bei Krefeld. Er nahm sich vor, das schöne Menschenkind zu gewinnen, und machte sich alsbald auf die Fahrt. Als er an den Schloßteich kam, traf er ein altes Weib; das riet ihm, er solle rufen:

Fischlein, Fischlein, Timpatee,
hol mich rasch wohl über den See!

Er befolgte den Rat, und sogleich kam ein großer Fisch ans Ufer. Der König setzte sich auf seinen Rücken, und schnell trug ihn der Fisch übers Wasser.

Im Schloßgarten fand er die Königstochter. Sie wurde seine Liebste. Von nun an kam er Tag für Tag zu ihr. Eines Abends überraschte ihn der Graf, wie er gerade von seiner Liebsten Abschied genommen hatte und auf dem Rücken des Fisches davonschwamm. Voll Zorn griff der Graf nach seinem Bogen und durchbohrte den Zwerg mit einem Pfeil.

An diesem Abend wartete das Volk im Hülser Berg vergebens auf die Heimkehr seines Königs. Nach langem Suchen fanden seine Getreuen ihn tot im Schloßteich von Krakauen. Sie begruben ihn und sangen dabei einen seltsamen Grabgesang. jedesmal, wenn sie das Lied gesungen hatten, sprang einer von ihnen in das Wasser, bis sie alle ertrunken waren.

 


 


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