Sagen aus dem Rheinland
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Die versunkene Ritterburg

Bei Goch an der Niers stand in alten Zeiten eine Ritterburg. Der letzte Burgherr war sehr reich. Er ließ seinen Pferden goldene Hufeisen aufschlagen, die Reifen seiner Wagenräder waren aus Silber, und die Halsbänder seiner Hunde waren mit Edelsteinen besetzt. Der Ritter war aber ebenso hartherzig wie reich. Einst kam um die Zeit der Abenddämmerung ein greiser Pilger auf den Burghof und bat um Herberge. Aber niemand kümmerte sich um ihn, und niemand hielt die Hunde zurück, die ihn mit wütendem Gebell anfielen. Es gelang ihm kaum die Tiere mit seinem Stabe abzuwehren. Da ritt der Burgherr mit seinem Gefolge daher. Er befahl seinen Knappen, den Pilger vor das Burgtor zu werfen. Ehe der Befehl ausgeführt werden konnte, trat die Tochter des Ritters dazwischen. Sie nahm den Pilger bei der Hand und führte ihn hinaus. Draußen beschwor der Alte die Jungfrau, nicht mehr in die Burg zurückzukehren, da sie sonst den nächsten Tag nicht mehr erleben werde. Sie glaubte ihm nicht, gab ihm zum Abschied die Hand und ging in die Burg.

In der folgenden Nacht versank das stolze Gebäude mit allem, was darin war. Nur der Garten blieb erhalten. Wo er einst lag, wachsen noch jetzt Jahr für Jahr die schönsten Blumen weit und breit.

 


 


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