Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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3. Hercules.

Man hat auch diesen Namen neuerdings für einen italischen erklären wollenMommsen Unterit. Dial. S. 262, der Name Hereclus oder Herclus, wie er bei den Samnitern gelautet habe, sei von hercĕre = ἕρκειν ausschließen, separiren abzuleiten, also der italische Hercules eigentlich ein Ausschließer des Fremden und Störenden aus unserm Eigen, ein custos domesticus, eine Art von Ζεὺς ἑρκεῖος: eine Erklärung die auch dem Begriffe nach nicht ausreicht., was ich aber nicht für richtig halte. Vielmehr ist es der wohlbekannte griechische Ἡρακλῆς, dessen Namen die oskisch und latinisch redenden Völker in ihnen mundgerechter Weise umgebildet haben, die Osker nach der ihnen eigenthümlichen Aussprache in Herecles oder Hereclus, die Latiner und Römer in Hercoles oder HerculesHercoles scheint die ältere Form zu sein, s. Priscian 1 p. 554 und die unten anzuführende Inschrift aus Sora. Doch hat schon der Dedicationstitel des Mummius aus Reate Hercules, vgl. auch Or. n. 1528 Herculei C. Antestius Cn. F. Cens. Decuma facta iterum dat. Ueber die oskischen Formen s. Mommsen a. a. O. Die gewöhnliche etruskische ist Hercle, doch findet sich bei Gerhard Spiegel t. 134 Herkole und in einer altlatinischen Inschrift ib. t. 147 Hercele, dagegen auf einem Stein aus Mailand bei Or. n. 1529 der Dativ Hercli., während die Etrusker gewöhnlich Hercle sagten und in 641 Sicilien in der Volkssprache eine eigenthümliche Deminutivform Ἡρύκαλος oder Ἥρυλλος im Gebrauche warWie Ἀρίστυλλος für Ἀριστοκλῆς, Βάϑυλλος für Βαϑυκλῆς, vgl. Hesych. s. v. und Eustath. Il. p. 989, 47 nach Sophron und dem sicilischen Satyrdrama, s Valckenaer z. Theocr. Adon. p. 201 B, O. Jahn Proleg. Pers. p. XCV.. Hatte sich doch die Sage von keinem griechischen Heroen so weit verbreitet als die von diesem Heros aller Heroen, dem Lieblingssohne des Zeus, dem engverbundenen Freunde des Apollon, welcher alles Ungeheure vertilgend, alle Völker bildend und veredelnd die Welt durchzog. Auf Sicilien waren die Sagen und Culte dieses Halbgottes schon durch die Phönicier heimisch geworden, welche denselben Heros in einer mit der griechischen vielfach sich durchkreuzenden Form verehrten; ja es ist nicht unwahrscheinlich daß auch die Etrusker, welche sich von lydischen Herakliden abzustammen rühmten, also den Hercules für ihren Nationalheros achtetenTyrrhenos, nach der Sage von Tarquinii der mythische Stammvater der Tyrrhener d. h. der Etrusker, galt gewöhnlich für einen Sohn des lydischen Hercules und der Omphale, Dionys. I, 28 vgl. die Sage von Maleos, dem Erfinder der Trompete, dem Fürsten von Malea und Regisvilla, bei Müller Etr. I, 83; 2, 209 und die Nachweisung bei J. Olshausen im Rh. Mus. N. F. VIII, 332 ff., daß sich im südlichen Frankreich, auf Sardinien, in Ligurien und Etrurien viele kleine Häfen und Stationen finden, welche nach dem Hercules benannt und wahrscheinlich phönicischen Ursprungs waren. In Ligurien gehört dahin der portus Herculis Menoeci, in Etrurien ein ἱερὸν Ἡρακλέους zwischen Luna und der Mündung des Arno, der Hafen Labro (Livorno) oder ad Herculem und ein portus Herculis bei Cosa. Außerdem läßt sich der Cult des Hercules nachweisen in Caere, Arretium und Viterbo. Für orientalischen Ursprung spricht auch der Umstand daß die große Menge der etruscischen Bronzefiguren des Hercules, welche gewiß nach einem alten einheimischen Vorbilde, etwa dem zu Tarquinii gebildet waren, entschieden dem Typus des tyrischen Bogenschützen folgen., diese Mythen direct von Asien her mitbrachten oder kennen lernten. Die speciellere Durchbildung und Gestaltung derselben erfolgte durch die griechischen Colonieen, unter denen wir außer Tarent und mit besondrer Beziehung auf Latium und Rom wieder vorzüglich Cumae ins Auge fassen müssen. In Rom tritt Hercules zuerst bei dem ersten Lectisternium auf, welches auf Veranlassung einer Pestilenz im 642 J. 355 d. St. unter unverkennbarer Einwirkung der Apollinischen Religion gehalten wurde (S. 133), bei welcher letzteren wir durch die sibyllinischen Bücher von selbst nach Cumae gewiesen werden. Es ist der bei allen Griechen vielverehrte Hercules ἀλεξίκακος neben Apollo ἀλεξίκακοςGriech. Mythol. 2, 108 ff., den wir trotz der mangelhaften Nachrichten auch in Cumae und seiner Umgegend wirklich nachweisen können; denn auf Cumanischem Gebiete hatte Herakles mit den Giganten gekämpft und zwischen dem Averner See und dem Meere einen Damm aufgeworfenDiod. S. IV, 21. Pompeii von der pompa Herculis, Bauli bei Bajä von seiner Ochsenstallung, Serv. V. A. VII, 662., wie er denn auch bei dem Todtendienste und Todtenorakel an jenem See ohne Zweifel als begleitende Figur neben den Unterirdischen und Hermes Psychopompos mitverehrt wurde. Ja es läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nachweisen daß selbst die Form, in welcher die Fabel vom Hercules seit alter Zeit in Rom erzählt wurde, von Cumae aus dorthin verpflanzt oder vielmehr in Cumae für Rom gewissermaßen redigirt worden war.

Diese Form ist die einer Episode der Geryonssage, die aus hellenischen und occidentalischen Elementen auf eine merkwürdige Weise vermischt ist. Soviel wir wissen hatte Stesichorus von Himera in Sicilien, dessen Blüthe in die Regierung des Servius Tullius fällt, zuerst eine Geryonis in größerem Umfange gedichtet und in derselben wahrscheinlich auch schon manche Localsagen des Littorals am tyrrhenischen Meere berührt, welches er von seinem Geburtsorte aus oder durch Vermittlung der benachbarten Griechen in Italien wohl kennen konnte, wie dieser Dichter denn auch zuerst von der Flucht des Aeneas nach Hesperien gewußt hatMerkwürdig daß Stesichorus in seiner Geryonis des arkadischen Pallantion gedachte, aus welchem nach der gewöhnlichen Tradition der römische Evander, der Gründer des Palatium stammte, s. Paus. VIII, 3, 1. Doch bleibt die Folgerung daraus, daß schon Stesichorus von dem römischen Palatium wußte, sehr bedenklich. Merkwürdig auch daß nach Suidas v. Στησίχορος einer seiner Brüder Mamertinus hieß.. Später hat wahrscheinlich ein andrer Schriftsteller aus Sicilien, Timäus von Tauromenium, welcher zur Zeit der Kriege Roms mit den Samnitern, mit Tarent und mit Pyrrhus lebte und selbst in Latium gewesen war, die Sage in der Form abgeschlossen wie sie bei Diodor von Sicilien IV, 19–24 erzählt wird. Doch wird von römischen Schriftstellern auch gelegentlich auf den Verfasser einer Stadtgeschichte von 643 Cumae verwiesen, welcher von den Aboriginern, von Cacus und Evander, von Hercules und Aeneas nach der gewöhnlichen Tradition erzählt hatteFest. p. 266 Romam. – Historiae Cumanae compositor (ait), Athenis quosdam profectos Sicyonem Thespiasque. Ex quibus porro civitatibus ob inopiam domiciliorum compluris profectos in exteras regiones delatos in Italiam, eosque multo errore nominatos Aberrigines. Quorum subiecti qui fuerint Caci improbi viri (v. Caeximparum viri) unicarumque virium imperio, montem Palatium, in quo frequentissimi consederint, appellavisse a viribus regentis Valentiam: quod nomen adventu Evandri Aeneaeque in Italiam cum magna graece loquentium copia interpretatum dici coeptum Rhomen. Dieser Schriftsteller scheint nicht alt zu sein, doch mochte er altere Cumanische Traditionen benutzt haben. Auch Dionys I, 42 nennt den Cacus δυναστήν τινα κομιδῆ βάρβαρον καὶ ἀνϑρώπων ἀνημέρων ἄρχοντα, dahingegen Solin. 2 nach Coelius oder Gellius erzählt, Cacus sei aus Groß-Phrygien als Gesandter des Marsyas (das Gebiet der Marser am Fuciner See, wie es scheint, s. oben S. 346) zum Tyrrhener Tarchon gekommen, aber der Haft desselben entsprungen und in seine Heimath zurückgekehrt. Darauf habe er sich mit starker Macht am Vulturnus und in Campanien festgesetzt und auch die Arkader (die Aboriginer des Evander) bedrückt, bis Hercules ihn bezwungen habe. Groß-Phrygiens aber hatten sich nun die Sabiner bemächtigt und dort von ihm (dem Marsyas d. i. dem Faunus) die Auspicienlehre gelernt.. Nimmt man dazu daß Hercules nach seinen Abenteuern in Rom sich nach Cumae wendet und daß nicht allein Evander, sondern auch der böse Cacus, wie er gewöhnlich verstanden wird, nehmlich als Gegensatz zum guten Evander, Producte einer griechischen Ueberarbeitung latinischer Fabeln sind, die den campanischen Griechen in Folge ihres Verkehrs mit den Latinern früh bekannt sein mußten, so ist es wohl sehr wahrscheinlich daß wir in Cumae die Stätte dieser und andrer Einschwärzungen griechischer Vorstellungen in die latinische und römische Geschichte zu suchen haben.

Um diesen griechischen Masken gegenüber auch gleich den alten latinischen und italischen Kern der Erzählung ins rechte Licht zu stellen, so ist zunächst wegen der Hauptfigur, des Hercules, bereits auf den sabinischen und römischen Semo Sancus und Dius Fidius verwiesen worden, welcher dem griechischen Heroen später allgemein gleichgesetzt wurde. Der Glaube an diesen Genius des Lichtes und der Wahrheit, welcher in einheimischen Sagen zugleich als Held und Ueberwinder von Ungethümen gefeiert sein mag, scheint in Italien, namentlich auch in Latium, unter verschiedenen, näher oder entfernter verwandten Auffassungen allgemein verbreitet gewesen zu sein. Die ländliche Auffassung dachte ihn sich gewöhnlich als einen dem 644 Silvanus nahe verwandten Genius des Segens, welcher mit dem Füllhorn ausgestattet neben jenem, aber auch neben der Ceres verehrt und durch die Beinamen Hercules Silvanus, agrestis u. a. von den städtischen Formen unterschieden wurdeUeber den weidenden Hercules und seine Zusammenstellung mit Silvanus, Diana, den Nymphen und andern ländlichen Göttern s. Zoëga Bassiril. II, p. 115, O. Jahn Archäol. Beitr. S. 62, Mommsen I. N. n. 5762, Henzen n. 5732 u. a. Von einem Opfer, welches am 21. Dec. Herculi et Cereri sue praegnante, panibus, mulso gebracht wurde, s. Macrob. S. III, 11, 10. Hercules agrestis bei Stat. Silv. III, 1, 30, H. domesticus als custos oder tutor von Grundstücken, daher nach ihnen benannt, Or. n. 1538, Mommsen I. N. n. 1084, 1388, 3579 u. a.: ein Hüter des ländlichen Hofes und der Habe wie Silvanus, daher man ihn auch domesticus nannte und custos oder tutor, aber auch wie jener ein weidender Hirte und der Hort der Hirten, der mit seinen Heerden durch ganz Italien zieht: bei welcher Vorstellung wieder die griechische Geryonssage anknüpft, welche in einigen Erzählungen sogar den Namen Italia von einem der heiligen Kälber (vitulus) dieses Hercules ableitete. Eine ähnliche Vorstellung lag auch bei dem römischen Dienste des Hercules zu Grunde, da er auch hier vorzugsweise für einen wohlthätigen Genius der römischen Stadtflur und den Urheber alles unverhofften Segens und Reichthums galt, daher man ihm von jedem reichlichen Erwerbe den Zehnten darbrachte und dabei den festlichen Schmaus des sogenannten polluctum feierte, aber ihn auch in verschiedenen städtischen und gentilen Ueberlieferungen neben dem Faunus und Silvanus als ländlichen Gott und Urheber der ältesten Geschlechter schilderte. So die oft wiederholte Legende von der römischen Larenmutter und Flurgöttin Acca Larentia, wie sie sich als schöne Buhle zu dem Hercules der Ara Maxima gesellt habe und darüber von ihm mit reichen Besitzungen gesegnet sei, welche durch sie wieder dem Romulus oder dem römischen Volke vermacht werden (S. 423). Ferner die Sage daß Hercules mit einer Tochter des Evander den Palas, einen der Pales entsprechenden Dämon der Hirten, und mit der Fauna den Latinus, den bekannten Eponymen der Latiner erzeugt habeDio Cass. fr. 4, 3, Tzetz. Lycophr. 1232, wo Fauna die Frau des Faunus heißt. Bei Dionys I, 43 hinterläßt Hercules zwei Söhne, den Palas von einer T. des Evander, die Launa hieß (derselbe Name wie Lavinia vgl. c. 32), und den Latinus von einer hyperboreischen Jungfrau, die er mit sich führte und vor seinem Abzuge dem Faunus überließ. Das ist wieder Fauna oder Fatua, obwohl man sie gewöhnlich Palanto oder auch eine Tochter des Faunus nannte, s. Paul. p. 220 Palatium, Iustin. XLIII, 1, 9 ex filia Fauni et Hercule – Latinus procreatur., und die gleichartige andre daß eine einheimische 645 Nymphe vom Hercules den Fabius, den Ahnherrn der Fabier, am TiberstromePlut. Fab. Max. I, Paul. p. 87. Vgl. Sil. Ital. II, 3 Fabius Tirynthia proles und VI, 626 ff., oder daß die Priesterin Rhea von ihm den Aventinus geboren habeVirg. Aen. VII, 656 ff.. Ferner gab es in Rom eine keineswegs zu verachtende Tradition daß der Sieger über den wilden Cacus eigentlich gar nicht Hercules geheißen habe, sondern Garanus, welcher ein Hirt von außerordentlicher Leibeskraft gewesen und erst später mit dem griechischen Collectivnamen Hercules benannt worden seiServ. V. A. VIII, 203 De Caco interempto ab Hercule iam Graeci quam Romani consentiunt. Solus Verrius Flaccus dicit Garanum fuisse pastorem magnarum virium, qui Cacum afflixit. Omnes autem magnarum virium apud veteres Hercules dictos. Vgl. ib. v. 564 tunc enim, sicut Varro dicit, omnes qui fecerant fortiter, Hercules vocabantur. Die alte Compilation Aur. Victor Or. G. R. 8 nennt jenen Hirten Recaranus.: eine Tradition in welcher wir den Namen Garanus schon oben S. 71 durch das alte latinische und italische Wort Cerus d. i. Genius erklärt haben. Und doch galt der römische Hercules keineswegs nur für einen Genius der Fülle und des ländlichen Segens, sondern auch er war, wie jener sabinische Semo Sancus oder Dius Fidius, zugleich ein Genius der Wahrheit und der Treue, bei welchem daher grade so wie bei jenem geschworen wurde. Ja es wird ausdrücklich überliefert daß solche Verträge, die mit besondrer Feierlichkeit vollzogen werden sollten, bei dem ältesten und heiligsten Denkmale des römischen Herculesdienstes, der von ihm selbst gestifteten Ara Maxima auf dem Forum Boarium beschworen wurdenDionys 1, 40 ὅρκοι τε γὰρ ἐπ’ αὐτῷ καὶ συνϑῆκαι τοῖς βουλομένοις βεβαίως τι διαπράττεσϑαι καὶ δεκατεύσεις χρημάτων γίνονται συνχναὶ κατ’ εὐχάς d. h. ex voto. Ueber den Eid an der Ara Maxima s. Danz der sacrale Schutz im röm. Rechtsverkehr S. 112 ff. Eine Satire des Varro führte den Titel: Hercules tuam fidem.. Auch wurde ihm wie dem Dius Fidius propter viam d. h. vor der Reise, also als einem Schutzgotte der öffentlichen Sicherheit geopfertMacrob. S. II, 2, 4 Sacrificium apud veteres fuit quod vocabatur propter viam. In eo mos erat ut, si quid ex epulis superfuisset, igne consumeretur. Vgl. Laberius bei Non. M. 53 Visus hac nocte ego bidentes [sum Herculi] propter viam facere und oben S. 636, 1723. Auch der Hercules Ponderum, unter dessen Schutz die Gewichte gestellt werden, bei Fabr. Inscr. p. 527 sq., Or. 1530, wird mit Recht auf Schutz des Rechts und Eigenthums bezogen.: wie wir andrerseits bei dem sabinischen Hercules 646 d. h. dem in Reate und Amiternum verehrten den Gehrauch der Zehntenopferung bei jedem außerordentlichen Gewinn wiederfindenVgl. die S. 638, 1730 citirten Inschriften, besonders diese aus Reate bei Ritschl tit. Mumm. p. IX, der darin sechs Hexameter erkennt und mit einigen Veränderungen so liest: Hercules sancte | De decuma Victor tibei Lucius Mumius donum | Moribus antiqueis pro usura hoc quod dare sese | Visum animo suo perfecit, tua pace rogans te | Cogendei dissolvendei tu ut facilia faxseis, | Perficias decumam ut faciat verae rationis, | Proque hoc adque alieis donis des digna merenti., da der sabinische Sancus auch schon deswegen, weil er für den Vater des ersten Pflanzers und Winzers Sabus galt, nothwendig zugleich die Bedeutung eines ländlichen und befruchtenden Genius gehabt haben muß. Dahingegen in andern latinischen und sabinischen Diensten die kriegerische und politische Bedeutung eines ersten Gründers und Königs überwogen zu haben scheint, z. B. in der alten latinischen oder sabinischen, später verschollenen Stadt Caenina in der Nähe von Rom, wo der von Romulus bezwungene König Acron, dessen spolia opima zur Verehrung des Iupiter Feretrius auf dem Capitole den ersten Anlaß gaben, ein Sohn des Hercules genannt wurdeProp. IV, 10, 11 Acron Herculeus Caenina ductor ab arce. Acron ist der Burgherr, der einheimische Name mag etwa Ocrisius gelautet haben. Also war auch dieser Hercules Burgherr, wie jener Fisus Sancius von Iguvium und Hercules von Tibur. Auch bei Dionys 1, 79 ist dieser Cultus vermuthlich vorauszusetzen, desgleichen bei dem sacerdotium Caeninense, welches auf Inschriften der Zeit nach Augustus nicht selten erwähnt wird und sich entweder auf den Hercules von Caenina oder auf den von August wiederhergestellten Cult des Iup. Feretrius bezog, zu dessen Stiftung jener Triumph des Romulus Veranlassung gegeben hatte, s. Fabretti p. 119 und 217, Or. n. 2180. 2533 (Mommsen I. N. n. 2569). 3349. 3442. 3443 und die attische Inschrift bei Keil Schedae Epigr. p. 41 sq.. Ferner gab es einen durch ganz Latium berühmten Cultus des Hercules in Tibur, dessen prächtiger und reicher, mit Säulenhallen und einer Bibliothek ausgestatteter Tempel auf der Burg von Tibur d. h. in der Gegend der jetzigen Kathedrale von Tivoli lag und dessen Gottesdienst seit alter Zeit von einer ähnlichen Sodalität von Saliern begangen wurde, wie der des Mars in Rom und andern StädtenTibur Herculeum Prop. II, 23,44, Martial. I, 13, 1 vgl. Sueton Calig. 8 urbs Herculi sacra und Strabo V, p. 238. Ueber den Tempel und dessen Schätze Iuven. XIV, 86 ff., Gell. XIX, 5, Sueton Octav. 72, Appian b. c. V, 24, über die Salier Macrob. S. III, 12, 7 Est praeterea Octavii Hersennii liber qui inscribitur de sacris Saliaribus Tiburtium, in quo Salios Herculi institutos operari diebus certis et auspicato docet. Vgl. Serv. V. A. VIII, 285 und die Inschriften bei Or. n. 3933, Henzen n. 6499.. Anderswo wie in Cures und 647 Reate, hatte dieser alte italische Hercules in Erinnerung an den sabinischen Sancus neben den kriegerischen Beinamen Victor und Invictus den geweihten Namen Sanctus oder Sanctus Pater beibehaltenProp. IV, 9, 71 ff. mit Beziehung auf den Sancus von Cures, vgl. S. 634, 1716 und Or. n. 1547. 1548. 6589. 7198., oder doch, wie in der Abgeschiedenheit zu S. Agnone in Samnium, trotz aller Verschmelzungen und Neuerungen der städtischen und griechischen Sitte den alten ländlichen Character treu bewahrtMommsen Unterit. Dial. S. 128 ff.. Genug wir müssen bei diesem allgemein verbreiteten Herculesdienste, von dem Dionysius sagt daß man seinen Heiligthümern und Altären fast überall in den Städten, auf dem Lande und an den Straßen begegneDionys. 1, 40 πολλαχῇ δὲ καὶ ἄλλῃ τῆς Ἰταλίας ἀνεῖται τεμένη τῷ ϑεῷ καὶ βωμοὶ κατὰ πόλεις τε ἵδρυνται καὶ παρ’ ὁδοῖς καὶ σπανίως ἂν εὕροι τις Ἰταλίας χῶρον, ἔνϑα μὴ τυγχάνει τιμώμενος ὁ ϑεός. Vgl. Aristot. Mirab. Ausc. 97, wo aber speciell vom Süden die Rede ist: λέγουσι δὲ πολλαχοῦ τῆς Ἰταλίας Ἡρακλέους εἶναι πολλὰ μνημόσυνα ἐν ταῖς ὁδοῖς ἃς ἐκεῖνος ἐπορεύϑη., im mittleren Italien wie bei so vielen andern scheinbar griechischen Göttern zunächst immer an einen ältern und nationalen Ursprung denken, welcher durch die griechische Hülle erst später verkleidet worden.

Dasselbe gilt aber auch von den beiden andern Figuren des gewöhnlichen Mährchens, dem Evander und Cacus. In jenem haben wir wiederholt den alten latinischen Nationalgott Faunus erkannt, in diesem scheint ein unterweltlicher Feuergott gleich dem Dis Pater des Tarentum im Marsfelde zu stecken. Die wahre Form des Namens ist nehmlich Cācus, Κᾶκος, woraus die Griechen erst später im Gegensatz zu ihrem »Guten Mann« Evander einen bösen Κᾰκός gemacht haben. Cäcus aber oder Cacius, neben welchem auch eine nach Art der Vesta verehrte Cäca, angeblich seine Schwester erwähnt wirdServ. V. A. VIII, 190 Hunc soror sua eiusdem nominis prodidit, unde etiam sacellum meruit, in quo ei pervigili igne sicut (al. per virgines) Vestae sacrificatur. Lactant. I, 20, 36 Colitur et Caca, quae Herculi fecit indicium de furto boum., ist vermuthlich derselbe Name wie Caecus und jener Praenestinische Sohn des Vulcanus CaeculusOben S. 526. Aus Caecus ist Cacus geworden wie aus Saeturnus Saturnus. Den Namen Cacius finde ich bei Mommsen I. N. n. 4024 aus Sinuessa: M. Cacius C. F. Cerna, ib. 6769, V, 21 D. Cacius Spendo., den man später durch caecutiens erklärte, der aber früher eine unmittelbare Beziehung zum Feuerdienst ausgedrückt haben muß, wie καίω, caleo, caldus, canus, 648 candere, vielleicht auch caelum, zumal da auch Cacus ein Sohn des Vulcan genannt wird. Beschrieben wird er als feuerspeiendes Ungethüm, welches aus seiner Höhle im Aventin dem Hercules dicken Rauch und Flammen entgegen speit, während dieser von oben in die Höhle eindringt und nach Ueberwindung des Cacus den ganzen feurigen Abgrund der Schlucht einstößtVirgil Aen. VIII, 190 ff., Ovid F. I, 551 ff. Auf die Spuren eines gewaltsamen Einsturzes der Höhle deutet auch Dionys I, 39. Vgl. Serv. l. c. Cacus secundum fabulam Vulcani filius fuit ore ignem ac fumum vomens, qui vicina omnia populabatur.: ein Kampf welcher sehr dem eines schützenden Genius der Flur mit vulkanischen Kräften gleicht, die das alte Latium aus reichlicher Erfahrung kennen mußte. Es wäre möglich daß die Fabel erst durch Uebertragung aus einer andern Gegend nach Rom gekommen wäre, wo übrigens jene aufsteigenden Dämpfe des »feurigen Feldes« am Tiber so bestimmt auf den in diesem Zusammenhange als wildes Ungethüm beschriebenen Gott der Unterwelt zurückgeführt werden (S. 469), daß ich eben deshalb auch den finstern und wilden Cacus für einen gleichartigen Dämon halten möchte.

Die gewöhnliche Erzählung lautete daß Hercules auf der Rückkehr von Erytheia, wo er den Riesen Geryon getödtet und seine Rinder entführt hatte, mit diesen über die Alpen gestiegen und darauf durch Ligurien und Etrurien nach Rom gekommen, von hier aber weiter nach Cumae und durch den Süden von Italien nach Sicilien gezogen sei. In Rom habe er den guten Evander in seiner Ansiedelung auf dem Palatin und den bösen Räuber Cacus getroffen, welcher in einer Höhle des Aventin am Tiber hauste und die ganze Umgegend unsicher machte. So freundlich Evander den Helden aufnimmt, so feindlich erweist sich Cacus, indem er von seinen Rindern einige heimlich und beim Schwanze (um durch die falsche Spur zu täuschen) in seine Höhle hineinziehtEin der griechischen Dichtung vom Rinderdiebstahle des Hermes entlehnter Zug. Ueberhaupt ist die ganze Einkleidung griechisch. Eben deshalb vermag ich die Fabel von dem Riesen, der die Rinder des Hercules stiehlt, obwohl sie bei den Griechen alt gewesen sein mag, in Rom doch nicht für so alt zu halten, wie es bei A. Kuhn in Haupts Zeitschr. f. D. Alterth. VI, 1848 S. 128 geschieht. und diese, auch als ihr Gebrüll den Raub verrathen hatte, nicht wieder herausgeben wollte. Da erschlägt ihn Hercules mit seiner Keule und stiftet seinem Vater Jupiter wegen des glücklichen Fundes auf der Stelle des Kampfes 649 d. h. vor der Höhle, in welcher er die Rinder wieder gefunden hatte, einen Altar, an welchem er eins der Rinder opfert (S. 185). Darauf wird er von Evander und den Seinigen in vollem Jubel als Sieger und Retter in der Noth empfangen. Sie bekränzen sich mit Lorbeer, ziehn ihm mit ihren Heerden entgegen und laden ihn zu Gaste; ja Evander, welcher durch die Gabe seiner Mutter um alle Zukunft wußte, begrüßt und verehrt ihn zuerst auf römischem Boden als Gott. Darüber erfreut bewirthet Hercules alle Römer mit seinen Rindern und dem Zehnten seiner Beute, beschenkt sie mit erobertem Gebiete und stiftet endlich seinen eignen Gottesdienst, wie er fortan in Rom begangen werden solle, indem er namentlich zwei edle Familien, die Potitier und Pinarier, in den Opfergebräuchen unterrichtetDionys. I, 39 ff., Liv. I, 6, Virgil l. c, Ovid F. I, 542 ff. u. A.. So ist damals namentlich die Ara Maxima auf dem Forum Boarium, wo seine Rinder geweidet hatten, durch ihn selbst gestiftet worden, das authentische und zu den ältesten Heiligthümern der Altstadt zählende Denkmal seiner Gegenwart in Rom. Sie lag nicht weit von den Eingängen des Circus Maximus zwischen dem Palatin und AventinTacit. Ann. XII, 24, Serv. V. A. VIII, 271, Dionys. I, 40. Vgl. die lehrreiche Abh. von De Rossi l'Ara Massima ed il tempio d'Ercole nel foro Boario, Annal. dell Inst. Arch. 1854 p. 28–36., zu den Füßen der ältesten palatinischen Ansiedlung, wo zuerst Evander und dann Romulus sich niederließen. Wurde doch auch eine sogenannte Stiege des Cacus oder Cacius gezeigt, welche von dieser Palatinischen Altstadt hinunter zum Circus und auf das Forum Boarium führte, wo ein eignes atrium Caci d. h. ein nach ihm benannter Saal noch bestimmter an den vom Hercules bezwungenen Unhold erinnerteDiod. IV, 21 τοῦ δὲ Κακίου ἐν τῷ Παλατίῳ κατάβασίς ἐστι ἔχουσα λιϑίνην κλίμακα τὴν ὀνομαζομένην ἀπ’ ἐκείνου Κακίαν, οὖσαν πλησίον τῆς τότε γενομένης οἰκίας τοῦ Κακίου. Dieses ist das atrium Caci s. meine Reg. d. St. R. S. 132. Jene Treppe heißt bei Solin. I, 18 Scalae Caci. So möchte ich auch bei Plutarch Rom. 20 Ῥωμύλος (ὤκει) παρὰ τοὺς λεγομένους βαϑμοὺς καλῆς ἀκτῆς (gewöhnlich übersetzt durch gradus pulchri littoris), οὗτοι δέ εἰσι περὶ τὴν εἰς τὸν ἱππόδρομον τὸν μέγαν ἐκ Παλαντίου κατάβασιν herstellen π. τ. λ. β. Κακίας κλίμακος . Nach der Cosmogr. des Aethicus b. Pompon. Mela ed. Gronov. 1696 p. 40 wäre sogar das ganze Forum Boarium später nach dem Cacus benannt worden.. Vermuthlich gehörte er zu den übrigen Cultusgebäuden, welche im Laufe der Zeit in den Umgebungen jener Ara Maxima entstanden, theils als nothwendige Räume für 650 die vielen Opfer und Opferschmäuse, bei denen es gewöhnlich sehr reichlich und festlich zuging, theils als Stiftungen von einzelnen dankbaren Kaufleuten oder Feldherrn, welche dem Hercules den Segen ihrer Habe oder den ihrer Waffen zuschrieben; denn sehr bald vereinigte sich mit dem Culte des ältern römischen Genius des Segens und der Treue der des griechischen Kallinikos, den man durch Victor oder Invictus übersetzte. So wird namentlich ein heiliger Raum oder Saal (fanum, conseptum, atrium) erwähnt, in welchem als Reliquien des griechischen Helden seine Keule, welche keinen Hund über die Schwelle ließ, ein mächtiger, mit Pech ausgegossener Humpen von Holz, und ein altes, angeblich von Evander gestiftetes, nach griechischer Weise mit der Löwenhaut bekleidetes Bild des Hercules zu sehen warSolin. l. c. Suo numini idem Hercules instituit Aram quae Maxima apud Pontifices habetur, – conseptum etiam intra quod ritus sacrorum factis bovicidiis docuit Potitios. Hoc sacellum Herculis in Foro Boario est, in quo argumenta et convivii et laetae maiestatis ipsius remanent; nam divinitus illo neque canibus neque muscis ingressus est. Etenim cum viscerationem sacricolis daret, Myagrum Deum dicitur imprecatus (vgl. Pausan. VIII, 26, 4), clavam vero in aditu reliquisse, cuius olfactum refugerunt canes. Id usque nunc durat. Vgl. Plin. H. N. X, 29, 41 und von dem Humpen Serv. V. A. VIII, 276, von dem Bilde des Evander, dessen Haupt nach der älteren Weise von der Löwenhaut bedeckt war, Plin. XXXIV, 7, 16, Serv. ib. 288. Gemälde des Pacuvius Plin. XXXV, 4, 7, welcher dieses Gebäude immer die aedes Herculis in Foro Boario nennt. Ein altes Thonbild des Hercules von demselben etruskischen Künstler, welcher das erste Bild des Capitolinischen Jupiter aus Thon verfertigte, erwähnt Ders. XXXV, 12, 45 vgl. oben [S. 193 348.. Ferner befand sich dort ein eigner Tempel des Hercules Victor, aus welchem sich viele Inschriften und eine Bronzestatue, welche wie die Inschriften dem Zeitalter der Kaiser angehört, erhalten habenBeide befinden sich jetzt im Capitolinischen Museum. Der Tempel, von welchem De Rossi eine Zeichnung aufgefunden, war ein Rundtempel (Liv. X, 23) und wurde erst von Sixtus IV eingerissen. Er lag gleich hinter der Kirche S. Maria in Cosmedin, vor den Eingängen in den Circus, näher am Aventin (worauf auch Serv. V. A. VIII, 276 deutet) als am Palatin, nach welchen Merkmalen De Rossi die Lage der Ara Maxima genauer bestimmt hat. Die Dedicationen der zahlreichen Inschriften nennen den Hercules bald Victor bald Invictus, wie diese Namen auch in den Inschriften aus Tibur und sonst abwechseln.. Ein zweiter Tempel desselben Hercules Victor befand sich in der Nähe jenes angeblich von ihm gestifteten Altares des Iupiter Inventor am Abhange des Aventin zum Tiber, in der Nähe der Salinen und der porta TrigeminaMacrob. S. III, 6, 10 vgl. Dionys. I, 39, Plut. Qu. Ro. 60.. Von jenen beiden alten Geschlechtern, den Potitiern 651 und Pinariern, welche Hercules selbst in den Gebräuchen seines Gottesdienstes unterrichtet haben soll, wird auch sonst oft erzählt. Jenen gebührte der Vorstand des Opfers und der priesterliche Ehrenantheil an den Opferthieren, während den Pinariern nur eine dienende Verrichtung beim Opfer und die Aufsicht über das Heiligthum zustand, so daß sie auch an den häufigen und reichlichen Schmäusen aus gelobten Zehnten keinen Antheil hatten: eine auch durch die Namen angedeutete Ungleichheit der Rechte, welche durch die Legende begründet wurde daß die Potitier dem Rufe des Hercules, als er das Opfer früh Morgens einsetzen wollte, auf der Stelle, die Pinarier dagegen zu spät Folge geleistet hättenDionys. I, 40, Diod. IV, 21, Liv. I, 7, Macrob. S. III, 6, 12, Serv. V. A. VIII, 269 u. A. Es ist wohl zu beachten daß nur der Name der Pinarii, welches Geschlecht sich erhielt, griechischen Ursprungs ist ἀπὸ τῆς πείνας, und daß nach Servius l. c. der Name des Pinarius ursprünglich ein andrer war.. Die Potitier ließen sich später durch Appius Claudius den Blinden verleiten, ihren Antheil an diesem heiligen und wichtigen Opfer aus den Händen zu geben und an den Staat zu überlassen, seit welcher Zeit der Praetor Urbanus den Dienst mit Hülfe von Staatssklaven verrichteteVarro l. l. VI, 54 quod Praetor Urbis quotannis facit, quom Herculi immolat publice iuvencam. Macrob. S. III, 12, 2 Videmus et in capite Praetoris Urbani lauream coronam, cum rem divinam Herculi facit. Vgl. Serv. V. A. VIII, 276 und die Inschriften bei Or. n. 1533. 34 und De Rossi l. c. p. 17 sq. und 29, welche Inschriften die ungestörte Fortdauer des Gottesdienstes bis ins 4. Jahrh. n. Chr. bezeugen. Die Staatssklaven (servi publici) oder auch Freigelassenen (Serv. V. A. VIII, 179) waren jedenfalls nur die Gehülfen des Stadtprätors.. Das soll sich an den Potitiern alsbald so schrecklich gerächt haben, daß das blühende Geschlecht, welches damals 12 Familien und 30 erwachsene Männer zählte, binnen Jahresfrist ausgestorben war, während Appius Claudius, der im Kriege gegen Pyrrhus und sonst so berühmte Mann, als Urheber des verderblichen Rathes eben darüber erblindet sein soll; dahingegen sich die Pinarier bis auf späte Zeiten behaupteten. Vielleicht bot dieselbe neue Ordnung des Gottesdienstes eine Veranlassung zu den Reformen im Sinne des griechischen Einflusses, um derentwillen derselbe später gewöhnlich für einen schlechthin griechischen angesehen wurde.

Unter den Opfern und Opferschmäusen dieses Hercules sind das ordentliche und die außerordentlichen zu unterscheiden. Jenes ist das jährlich an einem bestimmten Tage, 652 vermuthlich dem 12. AugustWenigstens bemerkt das Kal. Amitern. zu diesem Tage: Herculi Invicto ad Circum Max., welches eben der Hercules der Ara Max. zu sein scheint. Io Lydus d. Mens. IV, 46 spricht von einem Feste des H. Victor am 11. April, welches weder die alten Kalender noch Ovid kennen. Als Opfer wird bei Varro l. l. eine iuvenca, b. Dionys. I, 39 δάμαλις εἷς, b. Ovid F. I, 579 ein taurus genannt., von dem Prätor im Namen der Stadt dargebrachte Opfer eines jungen Rindes (iuvencus oder iuvenca), diese die dem Hercules als dem Mehrer aller Habe und Spender alles außerordentlichen SegensAuch eines unverhofft gefundnen Schatzes, vgl. Horat. S. II, 6, 10, Pers. 2, 10 und den Hercules sub terra medius cubans, sub quo plurimum aurum positum est der Region Transtiberim in den Regionen S. 24. Bei Diod. IV, 21 verspricht Hercules Alle, die ihm den Zehnten ihrer Habe weihen würden, mit reichem Segen zu segnen. Und so sei es geschehn, πολλοὺς γὰρ Ῥωμαίων, οὐ μόνον τῶν συμμέτρους οὐσίας κεκτημένων, ἀλλὰ καὶ τῶν μεγαλοπλούτων τινὰς εὐξαμένους ἐκδεκατεύσειν Ἡρακλεῖ καὶ μετὰ ταῦτα γενομένους εὐδαίμονας ἐκδεκατεῦσαι τὰς οὐσίας οὔσας ταλάντων τετρακισχιλίων. Vgl. Dionys. I, 40, Plut. Qu. Ro. 18. sehr häufig ex voto dargebrachten Zehnten der Habe oder des Gewinns, bei welchen auf das Opfer ein gewöhnlich sehr reichliches Mahl, das in seiner Art sprichwörtlich gewordne polluctum folgtePolluctum von pollucere d. i. darreichen, opfern, hier in der speciellen Bedeutung des Opferschmauses, weil der Schmaus eben wesentlich zum Cultus des Hercules und zur Erfüllung des Zehnten-Gelübdes gehörte. Je nach der Art des Gewinns, an Vieh, an Waaren, an Geld, konnte das Verschiedenartigste gelobt und dargebracht werden, s. Fest. p. 253 Herculi autem omnia esculenta poculenta (l. pollucere licet), Varro l. l. VI, 54 quom enim ex mercibus libamenta porrecta sunt Herculi in aram, tum polluctum est. Immer war das reichliche Mahl (pollucibilis coena), mit üppigem Genuß von Speise und Trank, die nothwendige Folge eines solchen Gelübdes, wobei das Vorbild des griechischen Hercules βουφάγος, s. Griech. Mythol. 2, 187 mitgewirkt haben mag. Vgl. Macrob. S. III, 16,17; 17, 16, Tertull. Apolog. 14 und 39, Treb. Poll. Trig. Tyr. 14, und den meist sprichwörtlichen Gebrauch des Wortes pollucere und polluctum oder des Herculeszehnten bei Naevius Colax p. 9 Ribb., Plaut. Bacch. IV, 4, 15, Curcul. I, 3, 37, Mostell. I, 1, 23, Rud. II, 4, 11, Stich. I, 3, 80, V, 4, 6, Trucul. II, 7, 11.. Der Ritus und die Ausstattung des gesammten Gottesdienstes war in solchem Grade der griechische, daß man sich wegen der griechischen Ursprünge Roms vorzüglich auf diesen Umstand zu berufen pflegteDionys. I, 39, Strabo V p. 230, Liv. I, 7, Varro b. Macrob. S. III, 6, 17, vgl. Serv. V. A. VIII, 288.. Namentlich wurde das Opfer nach griechischer Weise operto capite d. h. mit verhülltem Haupte dargebracht, wie im Dienste des Saturnus, das Haupt selbst aber sowohl beim Opfer als bei dem festlichen Mahle mit Lorbeer bekränzt, wozu die 653 Zweige von einem Haine auf dem benachbarten Aventin genommen wurdenServ. V. A. VIII, 276, Macrob. S. III, 12, 2.. In dieser Weise wurde namentlich auch jenes regelmäßige Opfer von dem Praetor Urbanus dargebracht, indem er dazu den Wein aus eben jenem großen Becher von Holz spendete, welchen der Sage nach Hercules selbst, der wackre Zecher, im Gebrauch gehabt hatte. Bei dem auf das Opfer folgenden Schmause pflegten die Theilnehmer nach alter Weise nicht zu Tische zu liegen, sondern zu sitzenMacrob. III, 6, 16, Serv. A. VIII, 176.. Die Frauen waren sowohl von den Opfern als von den Opferschmäusen des Hercules ausgeschlossen, wie die Männer von denen der Bona Dea; daher sich die Frauen auch des Eides beim Hercules enthielten, beim Castor dagegen wegen des Anklanges an castum und castitas um so lieber schwurenGell. N. A. XI, 6, Macrob. I, 12, 28, Tertull. ad Nat. 2. Vgl. oben S. 354..

Der Gebrauch den Zehnten eines Gewinns dem Hercules zu weihen war nicht allein in Rom, sondern auch in andern Gegenden von Italien herkömmlichDie Inschriften von Amiternum und Reate s. S. 638, 1730. Dazu kommt eine Inschr. aus Capua bei Mommsen I. N. n. 3578 P. Ateius P. L. Regillus fecit sibi et P. Ateio P. L. Salvio Patron. Pomario. Is ter Herculi decumam fecit etc. und die alterthümliche und merkwürdige aus Sora b. Mommsen n. 4495, Henzen Suppl. Or. n. 5755. M. P. Vertuleieis C. F. Quod re sua difeidens aspere afleicta Parens timens heic vovit, voto hoc soluto Decuma facta poloucta leibereis lubentes Donu danunt Hercolei maxsume mereto. Semol te orant, se voti crebro condemnes. Vgl. Henzen im Rh. Mus. f. Phil. N. F. V S. 70–79. und überdies in dem Wesen dieses Gottes, namentlich nach seiner alterthümlichen und volksthümlichen Auffassung so wohl begründet, daß an eine spätere Entstehung desselben in Rom nicht zu denken ist. Vielmehr wird die gewöhnlich als Beweis dafür angeführte Erzählung von der Uebertragung dieses Gebrauchs von dem Hercules der Ara Maxima auf den Hercules Victor zu verstehen sein: eine Neuerung welche sowohl für den Cultus der Ara Maxima als hinsichtlich des Gebrauchs, den man fortan von solchen Weihungen und Schmäusen ex voto machte, von wichtigen Folgen begleitet war. Es wird nehmlich erzähltMacrob. S. III, 6, 11, Serv. V. A. VIII, 363, Mamertin. paneg. Dioclet. et Maximin. 2. daß ein gewisser Octavius Hersennius, welcher in seiner Jugend Pfeifer (tibicen) gewesen, sich nachmals auf den Handel gelegt und dabei, wenn 654 es ihm gut gehe, nach herkömmlichem Glauben dem Hercules seinen Zehnten gelobt habe. Als er dann übers Meer schiffte und einen Angriff von Seeräubern tapfer zurückgeschlagen hatte, erfuhr er im Traume daß kein andrer Gott als Hercules ihm zu diesem Siege verholfen hatte, weshalb er nach seiner Heimkehr dem Hercules Victor einen Tempel mit einem Bilde stiftete, welcher das älteste Denkmal des Hercules Victor in Rom gewesen zu sein scheint. Mag es nun dieser Vorgang gewesen sein oder der Einfluß des griechischen Herakles im Allgemeinen, dessen Feldzüge und Siege im Orient neben denen des Bacchus von jeher die idealen Vorbilder für glückliche Sieger und ehrgeizige Eroberer gewesen waren, genug es ward mit der Zeit auch in Rom immer mehr Gebrauch, den Hercules der Ara Maxima vorzüglich in diesem Sinne zu verehren und namentlich vor einem Feldzuge oder bei der triumphirenden Rückkehr aus demselben einen Zehnten der Beute oder der gesammten Habe an jenem Altare darzubringen und darauf auch den herkömmlichen Schmaus zu veranstaltenPosidonius b. Athen. IV p. 153 C ἐν τῇ Ῥωμαίων πόλει, ὅταν εὐωχῶνται ἐν τῇ τοῦ Ἡρακλέους ἱερῷ, δειπνίζοντος τοῦ κατὰ καιρὸν ϑριαμβεύοντος καὶ ἡ παρασκευὴ τῆς εὐωχίας Ἡρακλεωτική ἐστι. Ib.V p. 221 F. Marius weiht die Felle der in Afrika erlegten Gorgonen, wilder Thiere von schrecklichem Ansehn, ἐν τῷ τοῦ Ἡρακλέους ἱερῷ, ἐν ᾧ τοὺς ϑριάμβους κατάγοντες στρατηγοὶ ἐστιῶσι τοὺς πολίτας, καϑάπερ πολλοὶ τῶν ἡμεδαπῶν ποιηταὶ καὶ συγγραφεῖς εἰρήκασιν., mit einer Ueppigkeit und Verschwendung, die nun freilich weit mehr auf den Beifall des gemeinen Mannes berechnet als eine Folge des alten Glaubens war: bei welchen Gelegenheiten auch jenes alte, angeblich vom Evander herstammende Bild des Hercules als das eines Triumphirenden costümirt wurde und demgemäß den Namen Hercules triumphalis bekamPlin. H. N. XXXIV, 7, 16. Vgl. Or. n. 1042 aus Tarent: Herculi Sancto Servatori Victori Triumph(ali) pro salute et victoria Imp. Caes. M. A. Cari ex voto Ord. Tarent. und Serv. V. A. VII, 662.. So erfahren wir von einer Speisung des Sulla, bei welcher ein so großer Ueberfluß herrschte daß täglich viele Speisen in den Fluß geworfen wurden, auch des Lucullus, welcher als der reichste und üppigste Mann seiner Zeit auch in dieser Hinsicht das Außerordentliche leistete, endlich des Crassus, bei dessen Weihung vom Zehnten seiner Habe jeder Römer drei Monate lang seine Zehrung auf Crassus Kosten bekamPlut. Sulla 35, Crass. 2, Diod. IV, 21.. Und so sind ohne Zweifel auch die vielen Bilder und 655 Tempel des Hercules, welche sich theils in der Gegend der Ara Maxima, theils auf dem Capitol und Forum, oder auch in andern Gegenden der Stadt befanden und gewöhnlich nach dem dedicirenden Feldherrn benannt wurden, in den meisten Fällen bei solchen Veranlassungen des Triumphs entstanden, wo außer dem Iupiter O. M. auf dem Capitol nach griechischem Glauben nun auch immer sein Sohn und Werkzeug auf Erden Hercules Victor zu bedenken war. Besonders interessant ist die in der Gegend des Lateran gefundne Dedicationsinschrift des L. Mummius, worin derselbe als Sieger über Achaja und Korinth nach seinem Triumphe in Rom einen Tempel und ein Bild des Hercules Victor stiftet, wie er es im Felde gelobt hatteMarini Atti p. 30, Ritschl tit. Mumm. ad fidem lap. Vaticani, Berol. 1852. Die Inschrift lautet: L. Mummi L. F. Cos. duct[u] auspicio imperioque eius Achaia capt[a] Corinto deleto Romam redieit triumphans. Ob hasce res bene gestas quod in bello voverat hanc aedem et signu[m] Herculis Victoris imperator dedicat. Vermuthlich war das Bild des Hercules ein Stück aus der korinthischen Beute, s. Strabo VIII p. 381.. Auch gehören dahin ein sogenannter Hercules tunicatus auf dem Forum, den Lucullus als Feldherr von der Beute geweiht hatte, ein Hercules Sullanus in der Gegend der P. Maggiore und ein Hercules Pompeianus beim Circus MaximusPlin. H. N. XXXIV, 7, 19, 53 und 93, Vitruv. III, 3, vgl. meine Regionen S. 131 und Archäol. Ztg. 1846 S. 356., endlich eine aedes Aemiliana des Hercules auf dem Forum Boarium, welche, wenn diese Lesart die richtige ist, eine Art von Familienheiligthum des Hercules Victor und etwa nach dem Triumphe des Siegers von Pydna gestiftet sein möchteFest. p. 242 Pudicitiae signum. Einen Hercules Πολυκλέους d. h. eine Statue dieses griechischen Meisters auf dem Capitol nennt Cic. ad Att. IV, 1, 17. Vgl. Dio XLII, 26..

Außer diesem Hercules begegnen wir in Rom dem Hercules Custos, welcher beim Circus Flaminius ein eignes Heiligthum hatteUnter dem Namen Hercules Magnus Custos. Der Dedicationstag war der 4. Juni, Kal. Venus., Ovid F. VI, 209. Das Kal. Capranic. z. 12. Aug. scheint diesen Hercules mit dem der Ara Max. zu verwechseln., ferner dem H. Defensor und Salutaris, welcher dem griechischen ἀλεξίκακος entsprichtS. die Inschr. b. Ritschl tit. Mumm. p. III: Hercules invicte, Sancte Sitvane, ἐνόδιος, Hic advenisti ne quid hic fiat mali. Dieselben Dienste that bei den Griechen der Kallinikos. Or. n. 1537 Ἡρακλεῖ Ἀλεξικάκω Παπείριοι, Herculi Defensori Papirii. Corp. I. Gr. n. 5988 Σωτῆρι Θεῶ Ἡρακλῆ. n. 5989 Ἡρακλεῖ ἀλεξικάκῳ, Herculi Defensori, Silvano Custodi. Mommsen I. N. 1389 Herculi Salvatori Sacrum pro salute Imp. M. Aurel. Commodi Pii Aug. Colon.. Natürlich fanden 656 außerdem mit griechischer Sitte und Bildung auch die übrigen Formen des allgemein verbreiteten Heraklesdienstes Eingang. So der Heraklescult der Bäder, Gymnasien und Palästren, welcher in Sicilien seit alter Zeit einheimisch war und sich in Etrurien und überhaupt in Italien bei der großen Anzahl von Heilquellen und warmen Bädern früh und allgemein festsetzteSo bei den Bädern von Caere s. Liv. XXII, 1 vgl. Serv. V. A. VII, 697, wo Hercules mit einer eisernen Stange, die er in die Erde stößt, die Quellen des Ciminischen Sees öffnet. Or. n. 1560 Herculi, Genio Loci, Fontibus Calidis in den Bädern des Hercules in Ungarn. Daher Salutifer ib. n. 1561 und Somnialis n. 1553. 2405, was entweder auf Incubationen oder auf den Todesschlaf zu beziehn ist.. Diesen Hercules verehrten auch die Professionisten der Palästra, während die Soldaten, die Gladiatoren und andre Professionisten der körperlichen Kraft oder Behendigkeit das Ideal des Hercules in ihrem Sinne cultivirtenHorat. Ep I, 1, 5 Veianius armis Herculis ad postem fixis latet abditus agro. Varro b. Non. Marc. p. 528 ad Herculis athla athletae facti. Vgl. den Hercules Rusticellus b. Plin. VII, 20, 19 und den H. rusticus b. Lamprid. Comm. 10. H. Celer Or. n. 1536, Fabr. p. 601. 659 barbatus Henzen n. 5726., die oft in den Steinbrüchen arbeitenden Soldaten aber einen eignen Hercules Saxanus verehrten, welchen viele Inschriften nennenOr. n. 2006–2011. 3479. 5657, vgl. Osann Ztschr. f. A. W. 1837 S. 385, Lersch Centralmuseum II S. 27, Rhein. Jbb. VII S. 43.. Die feineren Kreise, die in griechischer Kunst und Poesie zu Hause waren, hielten sich dagegen zu dem Bilde des von seiner Mühe ausruhenden Hercules, der es sich beim Mahle wohl sein läßt und darum als heitrer Genius aller Tafelfreuden verehrt wurde, auch als Pacifer und Hercules Musarum, welchem letzteren M. Fulvius Nobilior in der Nähe des Circus Flaminius einen mit schönen Kunstwerken verzierten Tempel gestiftet hatte, den L. Marcius Philippus, der Stiefvater des August erneueteS. meine Regionen S. 167. Die Bilder des Hercules und der 9 Musen sieht man auf den Münzen des Q. Pompon. Musa. Vgl. C. I. Gr. n. 5985 εὐχὴ Ἡρακλῇ ϑαλλοφόρῳ ἱερῲ εὐακούστῳ, Herculi Pacifero, Invicto, Saneto Ib. n. 5987 unter einem Bilde des Hercules mit der Lyra: Ἡρακλῆ τῷ Μουσαγέτῃ Μηνόφιλος.. So waren natürlich auch die Bilder des Hercules und seiner Thaten meist die griechischen, sei es daß sie als gute Beute aus Griechenland entführt oder in Rom von griechischen Künstlern verfertigt wurden, die Bilder seiner JugendHercules pusillus und puerinus, Martial. III, 47, Or. n. 1546 Hercules als Kind, mit Löwenhaut, Keule und Becher, auf einem Grabstein, Mommsen I. N. n. 6926., die seiner Kämpfe und Feldzüge, und das 657 Idealbild des vollendeten Helden mit den Hesperidenäpfeln in der Hand, welche als Preis seines letzten Kampfes gewöhnlich das Attribut des Hercules Victor überhaupt waren. Dazwischen spielen auch die Bilder aus dem Kreise des lydischen Hercules und der Omphale, welche durch die genealogischen Fabeln der Etrusker frühzeitig nach Italien verpflanzt wurdenOr. n. 1557. 1558. Vgl. Stephani der ausruhende Herakles S. 203., und die des Tyrischen, Punischen und Gaditanischen Hercules, welche auch nach dem Verfall von Tyrus und Karthago in großem Ansehn standenVorzüglich der Gaditanische s. Eckhel D. N. VI p. 504 und Ulpian t. XXII, 6, der ihn unter den Göttern nennt, welche zu bonorum heredes eingesetzt werden konnten. Ueber den Tyrischen Hercules s. Fabretti Inscr. p. 137, 119 und p. 128, Or. n. 1554. Das Bild des Hercules, welchem früher in Karthago jährliche Menschenopfer dargebracht worden waren, stand später unbeachtet in Rom, Plin. XXXVI, 5, 4, 39.. Doch blieben die auf Sieg und Triumph deutenden Formen immer die vorherrschenden, namentlich in der Zeit der Kaiser, wo Hercules als Sohn des Jupiter und als Besieger und Beherrscher der Welt von selbst zum Symbole der kaiserlichen Macht wurde, vollends wenn die Lorbeern des Sieges den Kaiser schmückten. Schon Antonius der Triumvir, welcher sich vom Hercules abzustammen rühmte, gefiel sich darin den Hercules zu spielen; später sind es besonders die Kaiser von spanischer Abkunft, Galba, Trajan und Hadrian, auf deren Münzen und Denkmälern der göttliche Heros als Sinnbild zugleich ihrer Heimath und ihrer Thaten erschienEckhel VI p. 298. 504. 506.. Weiter liebte es bekanntlich Commodus nicht allein im Costüme des Hercules aufzutreten, sondern auch auf der blutigen Bühne des Amphitheaters als solcher zu würgen, worüber sich die ganze Stadt mit entsprechenden Herculesbildern anfüllteHerodian I, 14, Dio LXXII, 15, Lamprid. 8. 9. Auch seine Münzen sind voll von Beziehungen darauf.. Hernach gefielen sich Severus und Caracalla darin, Hercules und Bacchus, die Sieger des Orients, als die Götter ihres Hauses zu verehren, während Caracalla in der schweren Verfinsterung seines Gemüths, wo durch das ganze Reich alle Sühngötter in Bewegung gesetzt wurden, vorzüglich zur Verehrung des Alexicacus aufforderteDio LXXVI, 16, LXXVII, 6, Eckhel D. N. VII p. 170. 213.. Eine neue Wendung schien diese Symbolik durch Postumus in Gallien nehmen zu wollen, da durch ihn der gallische d. h. celtische Hercules zu Ehren kam, doch wiederholen auch seine Münzen im Wesentlichen den alten 658 hellenischen BilderkreisEckhel VII p. 442 sq. Auch der Kaiser Probus, allerdings ein tapfrer Kriegsheld, wird als H. Erymanthius und als H. Romanus Aug. gefeiert, ib. p. 504.. Bis endlich unter Diocletian und Maximian die erstaunte Welt noch einmal den Vater und den Sohn, Jupiter und Hercules, in diesen beiden Kaisern den Thron besteigen sah; denn einen solchen Glauben befahl die politisch wohlberechnete Reichsreligion des Diocletian und das Ceremoniell der neuen Hofordnung, welche die neue Würde eines Caesar Herculius durch Adoption sogar auch auf die nächsten Nachfolger fortpflanzteEckhel VIII p. 9 und 30, Or. n. 1046 ff.; vgl. oben S. 214, 411..


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