Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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Salus

auch sie eine sabinische Göttin, daher sich ihr Heiligthum auf dem Quirinale befand, wo eine Anhöhe nach demselben collis Salutaris und das benachbarte Stadtthor porta Salutaris hieß. Einen Tempel bekam sie erst im Laufe der Samniterkriege. Er wurde im J. 452 d. St., 302 v. Chr. eingeweiht und war den kunstverständigen Römern deswegen theuer, weil ihr eigner Mitbürger Fabius Pictor, von welchem dieser Zuname auf seine Nachkommen überging, ihn ausgemalt hatte. Der Festtag und der Dedicationstag des Tempels war der 5. AugustKal. Capranic. Amitern. Antiat. Becker S. 578.. Daß dieselbe Göttin auch in andern Gegenden von Italien verehrt wurde, beweisen verschiedene InschriftenEine zu Hortanum gefundne, jetzt im Gregorianischen Museum aufbewahrte Schale mit der Inschrift Salutes pocolom. Auch von den alterthümlichen Inschriften aus Pisaurum betrifft eine die Salus (Salute für Saluti). Vgl. Or. n. 1827 Saluti sacrum, aus Signa in Latium.. In Rom wurde sie im öffentlichen Gottesdienste für das Römische Volk und für den Kaiser angerufen, daher eine eigne Salus publica oder Salus publica Populi Romani, welche neben den drei Capitolinischen Göttern genannt zu werden pflegtFr. Arv. t. 23, 41; 32, 1. 8, vgl. Marini p. 98, Or. n. 1829, Henzen n. 7419., und die von Münzen und Inschriften oft erwähnte Salus Augusta oder Salus AugustorumOr. n. 689. 1171. 1577. 2193. 6121.. Zu beiden wurde von den priesterlichen Collegien und den Behörden des Staats viel und oft gebetet, namentlich zu Anfang des Jahrs, bei eintretenden Krankheiten, an Geburtstagen u. s. w., mit der größten Feierlichkeit aber vermittelst des sogenannten Augurium Salutis, welches nach einem alten Brauche eigentlich jährlich, vermuthlich gleichfalls zu Anfang des Jahres oder bald nach dem Amtsantritte neuer Consuln vorgenommen werden sollte, aber wegen der vielen dabei zu beobachtenden religiösen Rücksichten nicht selten unterblieb. Es bedurfte nehmlich einer vorgängigen Anfrage und Beobachtung der öffentlichen Augurn, ob ein solches Gebet den Göttern angenehm sein würde, ferner eines Tags welcher ohne allen kriegerischen Lärm in und außerhalb der Stadt 602 verliefe: worauf die feierliche Fürbitte für das Römische Volk und seine höheren und niedern BehördenFest. p. 161 Max. Praet., Dio Cass. XXXVII, 24, vgl. Cic. de Leg. II, 8, 20, de Divin. I, 47; 105, Rubino Unters. l, S. 52. von den höchsten Staatsbeamten, vermuthlich mit der gewöhnlichen Betheiligung der Pontifices gesprochen wurde. Darüber unterblieb der Gebrauch nicht selten, vollends in der stürmischen Zeit der bürgerlichen Kriege, bis August und später noch einmal Claudius ihn wieder ins Leben riefenDio LI, 20, Sueton Octav. 31, Tacit. Ann. XII, 23.. Ausnahmsweise wurde auch wohl für einzelne Personen zur Salus gebetet, wie z. B. dem Pompejus im J. 49 v. Chr., als er während des Krieges gegen Cäsar in Neapel schwer erkrankte, die große Auszeichnung zu Theil wurde, daß durch ganz Italien eine öffentliche Fürbitte für ihn gethan wurdeDio XLI, 6, vgl. Cic. Tusc. I, 35, 86.. Unter den Kaisern wurde dieses vollends zur Pflicht und Nero stiftete sogar pentaeterische Spiele, die sogenannten Neronia, welche seinem Wohle und der Dauer seiner Herrschaft galtenDio LXI, 21 vgl. oben S. 265, 551. Auch stiftete er nach der Versehwörung des Piso einen neuen T. der Salus, Tacit. ib. XV, 74.. So pflegte man nun auch per salutem der Kaiser zu schwören, ein Schwur welchen auch die Christen für unverfänglich hielten, während sie den beim Genius oder der Fortuna der Kaiser zu umgehen suchten. Uebrigens war es mit der Zeit herkömmlich geworden, die alte italische Salus mit der griechischen Hygieia, der Tochter und Gesellin Aesculaps zu identificiren, daher auch ihre bildliche Darstellung durch diese bestimmt wurde. Schon im J. 180 v. Chr. wurden auf Veranlassung einer schweren Pestilenz specielle Gebete an Apollo, Aesculapius und die Salus beschlossen (Liv. XL, 37) und später dachte vollends Jeder bei diesem Namen an die griechische Göttin. Ihr Bild sieht man auf den Münzen Tibers, Neros, M. Aurels u. A., ein jugendlich frisches Mädchen von einfacher Tracht, gewöhnlich mit dem Attribut der Schlange, die sie aus der Schaale tränkt. Noch eine verwandte Göttin des ältern Volksglaubens ist


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