Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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2. Vesta und die Penaten.

Der Name Vesta ist nicht etwa aus dem griechischen Ἑστία entstanden, wie man später in Rom glaubte (Cic. N. D. II, 27, 67), sondern beide sind von demselben Stamme abzuleiten, welcher im Sanskrit was lautet und wohnen, verweilen bedeutetPott etymol. Forsch. 1 S. 279. Im Griechischen gehören zu demselben Stamme ἔζομαι, ἐφέστιον d. i. οἶκος, auch ἄστυ d. i. die Stadt als Inbegriff sämmtlicher Häuser.. Also eine Göttin des Heerdfeuers, sofern dieses der Mittelpunkt und das Princip des häuslichen Lebens ist, ja in weiterem Umfange auch des städtischen und bürgerlichen Lebens, da der Staat und die Stadt wesentlich auf der Zusammenfassung vieler Häuser und Familien mit einem und demselben Gesellungsprincipe beruht, welches von den Alten gleichfalls unter dem Bilde eines lodernden Heerdfeuers dargestellt wurde. Daher die innige Gesellung der Penaten, welche eigentlich Hausgeister sind, auch mit der öffentlichen Vesta in Latium und Rom. Im häuslichen Leben entsprach sie eben so wesentlich der festen und altherkömmlichen Einrichtung des latinischen und wohl überhaupt italischen Hauses, nach welcher das Atrium mit seinem Heerde und den auf diesem verehrten Göttern die Mitte und das Herz des gesammten häuslichen Verkehres war. Ja das Atrium selbst hatte seinen Namen von dem Heerdfeuer, um welches es sich ausbreitete; es ist nehmlich eigentlich die Küche und die damit unmittelbar zusammenhängende DieleServ. I, 726 ibi et culina erat, unde et atrium dictum est; atrum enim erat ex fumo. Vgl. A. Kuhn in der Zeitschr. für vglch. Sprachf. VI, 239, welcher auf den Zend-Stamm âtar d. i. Feuer zurückgeht, welcher Stamm sich auch im Sanskr. atharvan und in einigen andern Ableitungen erhalten habe. Auch αἴϑω, αἰϑάλη, αἴϑαλος hänge damit zusammen, wahrscheinlich auch das lateinische aedes. Weiterhin ist atrium der Name für jeden größeren Saal geworden., die in der Mitte einen offenen Raum hatte, wo der Rauch abzog und der Himmel von oben hineinblickte. Eben diese Diele war der allgemeine Familiensaal, um welchen die einzelnen zur Wohnung erforderlichen Räume (Kemenaten) herumlagen; auf derselben aber bildete wieder der Heerd (focus, culina) mit seinem Vestafeuer und den 533 Bildern der Laren und Penaten das alte Familienheiligthum, bei welchem täglich und bei allen festlichen Gelegenheiten die Familienandacht verrichtet wurde und an welchem alle theuersten Erinnerungen hingen. Dort versammelte sich die Familie zum täglichen Mahle (S. 490), dort stand auch das Ehebett, dem Eingange gegenüber (lectus genialis, adversus), eine Stätte der schaffenden Genien des Hauses, dort war das matrimonium, in welches die junge Frau bei der Hochzeit feierlich eingeführt wurde, dort die Spinnstube, wo die Hausfrau unter ihren Mägden waltete, den Heerd und die Arbeit zugleich beaufsichtigend, während der Hausherr in derselben Halle als das Familienoberhaupt gebietet, zur täglichen Arbeit ein- und ausgehend. Den Eingang von der Straße her bildete das vestibulum, mit welchem das religiöse Gebiet der Vesta des Heerdes begannOvid F. VI, 295 At focus a flammis et quod fovet omnia dictus, qui tamen in primis aedibus ante fuit. Hinc quoque vestibulum dici reor unde precamur etc. Vgl. Non. Marc. p. 53 vestibula, Varro b. Serv. V. Ecl. VIII, 29, A. II, 469., während der offene Raum in der Mitte der Diele, das sogenannte cavaedium sowohl zu den praktischen Zwecken eines innern Hofes und Gartens als zur Verehrung andrer Hausgötter dienteVirg. Aen. II, 512 ff., VII, 59; Plin. H. N. XIV, 3, Sueton Octav. 92 u. a.. Feuer und Wasser sind die Elementarbedingungen jedes Hausstandes, daher beide Elemente auch gleich wesentlich zu jedem Dienste der Vesta gehörten, sowohl dem öffentlichen als dem des Hausherrn und der Hausfrau, von denen diese deshalb, wenn sie durch den Hochzeitszug in das Haus eingeführt wurde, mit Feuer und Wasser kam, und jener, wenn die junge Frau ihm an der Schwelle entgegentrat, dieselbe mit dem Feuer und Wasser seines Heerdes empfingPaul. p. 2 aqua et igni, p. 87 facem. Vgl. Varro l. l. V, 61, b. Non. p. 182 titionem, b. Serv. V. A. IV, 103, Dionys. II, 30, Ovid F. IV, 792, Stat. Silv. I, 2, 4–6.. Dazu kam die Bedeutung des Heerdes für die Zubereitung und den Vorrath der täglichen Nahrung, welcher letztere penus genannt wurde, von welchem wieder die am Heerde verehrten Penates ihren Namen habenCic. N. D. II, 27, 67 schlägt eine doppelte Etymologie vor, sive a penu ducto nomine, est enim omne quo vescuntur homines penus, sive ab eo quod penitus insident, ex quo etiam penetrales a poetis vocantur. Die Ableitung von penus ist die richtige, denn penas verhalt sich zu penus wie optimas zu optimus, vgl. primas, cuias, Antias, Fest p. 253 penates. Doch ist zu bedenken daß das Wort penus zu demselben Stamme gehört wie penes, penitus, also schon dadurch für etwas zu den Penetralien des Hauses Gehöriges erklärt wird, wie der Heerd und die Penaten, vgl. Paul. p. 208 penetralia sunt penatium deorum sacraria. Serv. V. A. III, 12 penates ideo appellantur quod in penetralibus aedium coli solebant. Virg. Aen. V, 660 conclamant rapiuntque focis penetralibus ignem. Non. Marc. p. 51 peni, penus et penoris – proprietatem docti veteres hanc esse voluerunt, quod quae in ea sunt quasi penitus et in penetralibus recondantur. Mehr über den Begriff von penus b. Klausen Aeneas und die Penaten S. 636 ff.: ein sichrer Beweis 534 daß diese ursprünglich als freundliche Hausgeister gedacht wurden, die für den Bedarf des täglichen Brodes sorgten. Denn der penus, von welchem im religiösen Sinne des Penatendienstes die Rede ist, darf unmöglich von dem Heerde der Vesta getrennt werden, wie diese Göttin denn selbst in ihrem öffentlichen Dienste einen sogenannten penus d. h. einen Vorrath der zu ihrem Dienste erforderlichen Elementarbedürfnisse hatte. So bestand auch der häusliche Dienst der Penaten wesentlich darin daß man sie wie die Laren beim täglichen Mahle betheiligte und auf eignen Platten und Tischen nach altem Herkommen namentlich Salz und einige Speisen vor ihren Bildern hinstellte, zu welchem Behufe auch in den Zeiten der größten Einfachheit in jedem Hause wenigstens ein Salzfaß und eine kleine Speiseschüssel von Silber vorhanden sein mußteNaevius b. Probus z. Virg. Ecl. V, 31 p. 14 Keil, Liv. XXVI, 36, Plin. XXXIII, 12, 54, Val. Max. IV, 4, 3, Fest. p. 157 mensae, p. 329 und 344 salinum, Arnob. II, 67 in penetralibus et culinis perpetuos fovetis focos, sacras facitis mensas salinorum appositu et simulacris deorum, vgl. Porphyrion z. Horat. Od. II, 16, 14. Nach Serv. Aen. I, 736, III, 257, VII, 111 waren diese Tische häufig Brodtische, mensae paniceae; daher der bekannte Zug der latinischen Aeneassage., während Andre auch wohl nach jedem Mahle für diese freundlichen Hausgeister einige Speisen auf dem Tische liegen und dazu auch die Lampen brennen ließenPlut. Sympos. Qu. VII, 4, 1 und 7. Nach dem Kal. rust. Farnes. wurde auf dem Lande regelmäßig im Januar den Penaten geopfert.. Ein Blick auf die gleichartigen Zustände und den gleichartigen Glauben unsrer eignen Vorfahren wird alles dieses so viel leichter verständlich machen. Denn auch in dem alten deutschen, namentlich norddeutschen Bauernhause bildete der Heerd den Mittelpunkt, hinter welchem die Frau vom Hause thronte und das Ehebett stand, so daß sie Alles übersehen konnte und Tag und Nacht unter Augen hatte. Auf einem solchen Heerde brannte das Feuer den ganzen Tag und glimmte selbst die Nacht hindurch; nur wenn der Hausherr gestorben war, wurde es ausgelöscht. Selbst in dem reicheren 535 Bürgerhause war die Küche eine stattliche, oft schön gewölbte Halle, und in geselligen Stunden versammelte sich wohl auch die Familie in der Küche und verzehrte ihr Abendbrod am häuslichen Heerde. Auch wies der Volksglaube immer dort den guten Hausgeistern ihren Sitz an und in eigens am Heerde angebrachten kleinen Speisen [?] legte man ihnen Speise hin, auch etwas Reisholz und von Zeit zu Zeit ein Käppchen und ein Röckchen zum Lohn für treue DiensteJ. Möser patriot. Phantasieen 3, 139, Riehl über die Familie 164. Ueber die Speiseopfer Grimm D. M. 478. Auch die Perser brachten ihren Genien Speiseopfer, Athen. VI p. 252.. Bei den Alten war dieser Glaube an gute Hausgeister um so mehr ausgebildet, als er eben nur eine, die gemüthliche Seite ihres allgemein eingreifenden Geisterglaubens ist; das Wesentliche ist aber auch hier daß der Heerd als geistiger Mittelpunkt des Hauses auch der Sitz der Hausgeister ist, sowohl der Laren als der Penaten, welche mehr dem Namen als ihrem Wesen nach verschieden zu sein scheinen. Denn was S. 489 von der Sorge der Laren für das Haus und die Familie gesagt ist, das gilt auch von den PenatenServ. V. A. II, 469 singula enim membra domus sacrata sunt diis ut culina diis Penatibus etc. III, 178 focis, quia privatum sacrificium sequitur, nam Penatibus sacrificat. XI, 211 focus est ara Penatium. Daher Virg. Aen. I, 704 und Macrob. S. I, 24, 22 Penates für focus sagen.. Auch diese sorgen und schaffen für das Wohl des ganzen Hauses und aller Hausgenossen, freuen sich oder leiden mit ihnen, je nachdem das Haus blüht oder verfällt, einig ist oder entzweit u. s. w. Bei ihnen schwört man, mit ihnen verbündet man sich, sie gewähren allen Mitgliedern der Familie das sie überall begleitende Gefühl einer Heimath, eines durch Natur und alte heilige Gewohnheit befestigten, unter allen Umständen zuverlässigen Anhaltes für das ganze Leben. Sie waren für den Römer die Götter seiner Väter und seines Stammes, die welche für den Besitz seines Hauses sorgten, in seinem Innersten hausten und seine Wände und Räume rings behütetenNach Dionys. I, 67 übersetzten die griechischen Schriftsteller das lateinische Wort Penates bald durch οἱ πατρῶοι, bald durch οἱ γενέϑλιοι, oder durch οἱ κτήσιοι, οἱ μύχιοι, οἱ ἑρκεῖοι, so vielseitig war diese Vorstellung. ἔοικε δὲ, setzt er hinzu, τούτων ἕκαστος κατά τινος τῶν συμβεβηκότων αὐτοῖς ποιεῖσϑαι τὴν ἐπίκλησιν, κινδυνεύουσί τε οὐ τὸ αὐτὸ πάντες, ὅμως γέ πως τὸ αὐτὸ λέγειν.. Kurz die Vorstellung von diesen freundlichen Geistern führte von den verschiedensten Seiten zu dem einen Gedanken an Haus und Hof, an Weib und Kind, an Vater und Mutter zurück, mit welchem alle zarteren und feineren 536 Fäden unsers Gemüthslebens auf unsichtbare Weise zusammenhängen. Auch hat dieser Cultus der Hausgötter in ihren verschiedenen, ganz nahe unter einander verwandten Klassen sich bis an die letzten Grenzen des Heidenthums behauptetTheodos. M. L. 106 Th. de Paganis: Nullus omnino secretiore piaculo Larem igne, mero Genium, Penates nidore veneratus etc. Es sind die täglichen Speiseopfer für die Laren und Penaten und die Weinspende für den Genius Natalis gemeint., worauf er allmälich in den ins Christliche übersetzten Glauben an Schutzengel, Schutzheilige u. s. w. übergegangen ist.

Diesen häuslichen Gewohnheiten also entspricht aufs genaueste der öffentliche Dienst der Vesta und der Penaten, denn beide sind auch hier aufs engste verbunden und der Staat beruht in seinen Anfängen überall auf patriarchalischer Grundlage. Jede Stadt hatte ihre Vesta und ihre Penaten, gewiß nicht blos bei den Latinern, wo man die Penaten später von troischer Einwirkung ableitete, sondern auch bei andern italischen Völkern, da wenigstens die Vesta von Varro l. l. V, 74 auch unter den sabinischen Gottheiten, Penaten aber auch bei den Etruskern genannt werden. Auch herrschte in Italien wie in Griechenland die Sitte, daß die Pflanzstädte das Feuer ihrer Vesta an dem Heerde ihrer Mutterstadt entzündeten und dieselben Penaten wie sie verehrten; wie dieses auch der Kern der mit der Zeit sehr verwilderten Ueberlieferung von der Vesta und den Penaten in Lavinium, Alba Longa und Rom ist. Es leidet wohl keinen Zweifel daß Alba Longa die gemeinschaftliche Metropole von Lavinium und von Rom war; aber in Folge der frühen Zerstörung Alba's und der Auflösung der alten latinischen Bundesverhältnisse bis auf das zwischen Rom und den Laurentern ist es gekommen, daß Lavinium zur latinischen Bundesstadt schlechthin und zur mythischen Metropole von Rom wurde: daher seine Vesta und seine Penaten, welche vollends nach der Anknüpfung an die Aeneassage nicht mehr nach Alba Longa, sondern nach Troja hinwiesen, von Rom aus immer mit großer Devotion verehrt wurden. Denn auch hier waren Vesta und die Penaten aufs engste verbunden, daher die römischen Consuln und Dictatoren, wenn sie nach altem Herkommen beim Antritte ihres Amtes und beim Abtritte von demselben den latinischen Bundesgöttern in Lavinium ihre Huldigung darbrachten, immer außer dem Iupiter Indiges am Numicius, welcher für Aeneas gehalten wurde (S. 520), der Vesta und den Penaten in Lavinium mit Hülfe der Pontifices und andrer Priester 537 ihr Opfer darbrachtenMacrob. III, 4, 11, Val. Max. I, 6, 7, Ascon. Cic. Scaur. p. 21, Serv. V. A. II, 296, III, 12, VIII, 664, Schol. Veron. Aen. I, 259.. Auch haben sich von diesem alten latinischen Vestadienste in Lavinium noch andre Traditionen erhalten, z. B. darin daß Amata, die Gattin des Latinus und Mutter der Lavinia, einen Namen führt, der in der pontificalen Sprache eine Vestalin bedeutete, ferner in der Angabe daß das Wasser zu diesem Vestadienste aus dem Numicius geholt werden mußte, endlich in der Erzählung von zwei im T. der Penaten zu Lavinium d. h. im Vestatempel schlafenden Jungfrauen, also Vestalinnen, von denen die eine wegen ihrer Unkeuschheit vom Blitze getroffen seiServ. V. A. III, 12, VII, 150, Gell. I, 12, 19.. Von den Penaten ist häufiger die Rede, weil diese Penaten von Lavinium, seitdem die Einwanderung des Aeneas mit den troischen Penaten für ausgemacht galt, für die bürgerlichen Ursprungsgötter von Lavinium und Rom galtenVarro l. l. V, 144 oppidum quod primum conditum in Latio stirpis Romanae Lavinium, nam ibi dii Penates nostri. Plut. Coriol. 28 Λαουΐνιον ὅπου καὶ ϑεῶν ἱερὰ Ῥωμαίοις πατρῴων ἀπέκειτο καὶ τοῦ γένους ἦσαν αὐτοῖς ἀρχαὶ διὰ τὸ πρώτην ἐκείνην κτίσαι τὸν Αἰνείαν., obwohl die spätere Klügelei nicht versäumte auch das Feuer auf dem Heerde der Vesta von Lavinium, Alba und Rom von dem Feuer der troischen Vesta abzuleitenDionys. II, 65, Prop. IV, 4, 69, Ovid Met. XV, 730, F. I, 528, III, 29, VI, 227, Lucan V, 400, IX, 990 ff., Schol. Veron. V. Aen. II, 717.. Alle diese alterthümlichen Sacra von Lavinium aber werden noch in einer unter dem Kaiser Gaudius concipirten InschriftOr. n. 2276, Mommsen I. N. n. 2211. die sacra principia populi Romani Quiritium nominisque Latini genannt d. h. die Heiligthümer an welche sich die Traditionen vom Ursprunge sowohl der römischen Bürgerschaft als der latinischen Nation überhaupt knüpften.

Auch in Alba Longa hatte es einen sehr heiligen Dienst der Vesta und der Penaten gegeben. Daher die Sage daß Ascanius die von Aeneas in Lavinium angesiedelten Penaten mit nach Alba genommen habe, daß dieselben aber zweimal freiwillig nach Lavinium zurückgekehrt seien, worauf man beschließt die Bilder in Lavinium zu lassen und zu ihrer Pflege 600 Ansiedler von Alba nach Lavinium zurückzuschicken: ein entstellter Nachklang der ursprünglichen Thatsache, daß auch Lavinium von Alba Longa aus gegründet wordenDionys. I, 67. Auch von Lavinium und Rom wird dieselbe Fabel erzählt, Serv. V. A. III, 21. Sie will nichts weiter sagen, als daß die Penaten von Lavinium damals für die ältesten galten.. Auch hatte sich trotz der 538 Zerstörung der alten Hauptstadt jener Dienst seiner Vesta und seiner Penaten, vermuthlich das wahre Stammes- und Centralheiligthum für sämmtliche Latiner, auf der ehrwürdigen Stätte noch später erhalten, wo Rom für diese Sacra sorgte, nachdem es angeblich durch eine von dem Albanischen Berge herab erschallende Stimme dazu ermahnt worden war. Es ist dieses die Vesta Albana, welche sich freilich später der römischen Vesta gegenüber eine untergeordnete Würde gefallen lassen mußteIuvenal. IV, 60 quamquam diruta servat ignem Traianum et Vestam colit Alba minorem. Vgl. die Scholien und Ascon. Cic. Mil. p. 41 Virgines Albanae, Or. n. 1393. 2240 Virgini Maximae Arcis Albanae, Lucan IX, 990, Stat. Silv. IV, 5, 2 prisca Teucros Alba colit lares. Auch in Tibur gab es einen alten Cult der Vesta, Marini Atti p. 6 und 22 n. 39, Or. n. 2239, Bormann altlatin. Chorogr. S. 228., wie der Albanische Jupiter neben dem Capitolinischen. Auch Albanische Penaten werden erwähnt und für den Cultus von beiden Albanische Vestalinnen, Virgines Albanae.

Was endlich den öffentlichen Vestadienst von Rom anlangt, so stritt man sich später ob Romulus oder Numa für den Stifter desselben anzusehen sei. Unmöglich könne Romulus, der Sohn einer Vestalin, der in priesterlicher Wissenschaft Gebildete, der in Alba erzogene Gründer der Stadt diese ohne eine Vesta gelassen haben. Dennoch ist dieses nur spätere Reflexion und von der älteren Ueberlieferung wird es allgemein als Thatsache anerkannt, daß Numa der Stifter sowohl des Pontificats und der theokratischen Verfassung überhaupt, durch welche die bis dahin getrennten Römer und Sabiner zu einer bürgerlichen und geistlichen Gemeinde wurden, als des Vestadienstes war, welcher das heilige Symbol und der ideale Mittelpunkt dieser Gesammtverfassung und eben deshalb aufs engste mit dem Pontificate verbunden war. Der Tempel dieser Vesta mit dem dazu gehörigen Haine lag am Abhange des Palatin gegen das Forum und die Sacra Via; das atrium Vestae oder atrium Regium, gewöhnlich schlechthin Regia genannt, wo der Pontifex Maximus und die Vestalinnen wohnten, stießen unmittelbar an diese Plätze. Der angeblich von Numa selbst gegründete Tempel war rund, wie man ihn auch auf Münzen abgebildet sieht, d. h. er war eigentlich nur die überbaute und überwölbte Feuerstätte der Vesta, auf welcher das ewige Feuer brannteFest. p. 262 rotundum, Ovid F. VI, 263 ff., Plut. Numa 11 Νομᾶς δὲ λέγεται καὶ τὸ τῆς Ἑστίας ἱερὸν ἐγκύκλιον περιβαλέσϑαι τῷ ασβέστῳ πυρὶ φρουράν, Serv. V. A. VII, 153. Vgl. Ovid F. VI, 285 nec tu aliud Vestam quam vivam intellige flammam, v. 288 Esse diu stultus Vestae simulacra putavi, mox didici curvo nulla subesse tholo. Ignis inexstinctus templo celatur in illo, effigiem nullam Vesta nec ignis habent., kein templum 539 im engern Sinne des Worts d. h. nicht von den Augurn geweiht, daher auch keine Sitzungen des Senats in ihm gehalten werden konnten. Ein eigner, durch Matten umspannter Raum in diesem Tempel hieß der penus Vestae, welcher als Aufbewahrungsort für die zum Dienste der Göttin und andern sacralen Bedarf nöthigen Vorräthe diente. In einem andern, nur den Vestalinnen zugänglichen Raume befanden sich das Palladium und andre verborgene Heiligthümer; denn der Tempel selbst mit dem lodernden Heerdfeuer war bei Tage Jedem zugänglich und nur in der Nacht war der Zutritt von Männern untersagt. Ein Bild der Vesta, wie sie später nach dem Vorgange der Griechen auch in Rom etwas Gewöhnliches waren, gab es in diesem Tempel nicht; wohl aber befand sich ein solches im Vestibulum des TempelsLiv. Epit. LXXXVI Q. Mucius Scaevola Pont. Max. fugiens in vestibulo aedis Vestae occisus est. Cic. N. D. III, 32 sagt ante simulacrum Vestae, vgl. d. Orat. III, 3, Flor. III, 21. Vesta ist auf den Münzen des Vitellius, Caligula, Vespasian u. a. bald sitzend bald stehend abgebildet, immer verschleiert und ganz bekleidet, mit den Attributen der Schale und der Fackel, des simpulum und des Scepters, des Palladiums u. s.. Die größte Einfachheit und die größte Reinheit, diese in dem prägnanten Sinne des Alterthums, wo sie zugleich äußere Reinlichkeit und innere Reinheit (castitas, ἁγνότης) bedeutet, waren die Grundzüge des Vestadienstes; daher alles Cultusgeräthe, die heiligen Gefäße u. s. w. einfaches Thongeschirr sein mußtenVal. Max. IV, 4, 11, Prop. IV, 1, 21 ff., und die Waschungen mit frischem, von der Quelle geschöpften Wasser täglichPlut. Numa 13, vgl. Tacit. Hist. IV, 53, Suid. v. Νουμᾶς. und außerdem bei besondern Gelegenheiten noch viele außerordentliche Reinigungen und Sühnungen vorgenommen wurden. Daher auch die jungfräulichen Vestalinnen, welche schon im zarten Kindesalter in den Dienst der Vesta eintraten und sich demselben wenigstens dreißig Jahre lang mit der strengsten Enthaltung von allem Umgange mit Männern und allem Familienleben widmen mußten: ein Dienst welcher außer der Pflege des heiligen Feuers wesentlich mit dem Schöpfen, Tragen, Anwenden des reinigenden Wassers beschäftigt war, weshalb auch die Vestalinnen in der Sage und Legende meist Wasser schöpfend und Wasser tragend geschildert werden.

Auch die Einsetzung dieser Vestalinnen wird einstimmig 540 dem Könige Numa zugeschrieben. Anfangs waren ihrer vier, dann wurden, seit Tarquinius Priscus oder Servius Tullius, sechs gewählt, welche Zahl auch später die normale blieb. Wie sie durch den Pontifex Max. gewählt (capirt) wurden, immer aus den besten und unbescholtesten Familien der Stadt und solchen Häusern, wo beide Eltern am Leben waren, so standen sie fortgesetzt unter der Aufsicht und oft sehr strengen Zucht des Pontifex M., welcher gewissermaßen ihr geistlicher Vater war und auch über den Dienst der Vesta die Oberaufsicht führte, so daß die Vestalinnen zu ihm in einem ähnlichen Verhältnisse standen, wie sonst im Gottesdienste die Camillen zu den Flamines. Zwischen dem sechsten und zehnten Lebensjahre traten sie ein, indem sie sich zu einem dreißigjährigen Dienste verpflichteten, während dessen sie die ersten zehn Jahre lernten, die zweiten zehn den Dienst ausübten und in den dritten zehn die Novizen unterrichteten: ein Leben welches mit manchen Ehren und Auszeichnungen, aber dafür auch mit vielen und schweren Entbehrungen verbunden war. Immer mußten sie in der Nähe der Vesta verweilen und das heilige Feuer Tag und Nacht hüten, sich selbst vor jeder Verunreinigung bewahren, namentlich jeden Gedanken an eheliches Glück vor dem Ablauf der dreißig Jahre unterdrücken; und war diese Frist abgelaufen, so konnten sie zwar austreten und sich vermählen, doch geschah es sehr selten und man glaubte daß sie kein Glück ins Haus brächten. Auszeichnungen waren die Heiligkeit ihrer Person und die Ehrfurcht des Volks, ein so würdiges Auftreten im Publicum, daß selbst die höchsten Behörden vor ihnen auswichen, manche Privilegien in civilrechtlicher Hinsicht, endlich das schöne Recht der Gnade und des sacralen Schutzes, da ihre Begegnung den zur Strafe geführten Verbrecher rettete, ihre Begleitung vor jedem Angriff schützte, ihre Fürbitte allen Angeklagten mächtige Hülfe bot. Aber welche Strafe auch in solchen Fällen, wo sie ihrer Pflicht und ihres Gelübdes vergessen hatten! Das Erlöschen des heiligen Feuers war jedesmal eins der schlimmsten Zeichen, welches den Staat treffen konnte; daher die schuldige Vestalin dafür von dem Pontifex M. mit blutigen Streichen auf bloßem Rücken gegeißelt wurdeLiv. XXVIII, 1, vgl. Val. Max. I, 1, 6, Liv. Epit. XLI, Iul. Obseq. 8 (62). Vgl. Paul. p. 106 ignis Vestae und Plut. Numa 10.. Das Schlimmste aber erwartete sie, wenn sie sich auf verbotenem Umgang ertappen ließen; und in der älteren Zeit war schon eine Abweichung von der vorgeschriebenen höchst 541 einfachen Tracht, ein freieres Betragen, eine ungewöhnliche Bildung im Stande den schlimmsten Verdacht zu erweckenLiv. IV, 44, VIII, 16. Die Kleidung war weiß. Alle Salben und alle Blumen waren verboten. Bei allen Opfern erschienen sie mit einem großen weißen Kopftuche, dem s. g. suffibulum.. War die Schuld erwiesen, so wurde die schuldige Vestalin in einem unterirdischen Gemache lebendig begraben, der Verführer aber entblößt in einen Block gespannt und in diesem auf öffentlichem Markte zu Tode gegeißeltPlut. l. c. Zonar. Ann. VII, 8 p. 29.. Unter Tarquinius soll der erste Fall der Art vorgekommen sein; im Laufe der Republik wiederholte sich der Scandal in den Jahren d. St. 273, 419, 481, 482, 538, bis endlich im J. 640 (114 v. Chr.) drei schuldige Vestalinnen auf einmal betroffen und zwei von ihnen erst dann bestraft wurden, als die Götter selbst durch schreckliche Zeichen ihren Zorn über solche Schaamlosigkeit der Zeit offenbartenS. oben S. 392 und die näheren Umstände besonders b. Dio Cass. fr. 87 p. 85 Bekk. Die andern Fälle findet man bei Livius, Dionysius und Orosius. Im J. 681 wurde Fabia, eine Schwester der Frau des Cicero, des verbotenen Umgangs mit Catilina angeklagt, aber vor Gericht freigesprochen.. Bald darauf schien auch die letzte Scheu von der sonst so heiligen Vesta gewichen zu sein, als im J. 82 v. Chr. der Pont. M. und ausgezeichnete Rechtsgelehrte Q. Mucius Scaevola, eine Zier seines Namens und der römischen Nobilität, von den Marianern vor dem Bilde der Vesta, zu dem er sich aus der Curie geflüchtet hatte, niedergehauen wurde und ein andermal, bei einem ähnlichen Blutvergießen, ein wilder Haufen bis in den Hof der Vestalinnen eindrangAppian b. c. I. 54 u. 88, vgl. S. 539, 1400 und Lucan II, 126 ff.. Während doch früher Vesta selbst, wenn die ihrem Dienste geweihten Jungfrauen ohne Verschuldung angeklagt wurden, mit unerhörten Wundern zu ihrer Rettung eingeschritten war. So hatte einst Aemilia nach dreißigjährigem Dienste aus Nachlässigkeit, nicht aus sträflicher Leidenschaft das Feuer verlöschen lassen, wäre aber dennoch mit dem Tode bestraft worden, wenn die strenge Göttin nicht ihr Gebet erhört und vor dem ganzen Collegium der Pontifices und den übrigen Jungfrauen an einem Zipfel ihres Kleides das Feuer von neuem entzündet hätteDionys. II, 68, Prop. IV, 11, 53, Val. Max. I, 1, 7, vgl. oben S. 123. Das Wassertragen im Siebe ist auch sonst ein gewöhnliches Gottesurtheil, s. Grimm D. M. 1066.. Und eine andre Vestalin Namens Tuccia hatte die falsche Anklage verletzter Keuschheit dadurch zu 542 nichte gemacht, daß sie starken Muthes hinab zum Tiber ging, vor allem Volk aus seiner Fluth in ein Sieb schöpfte und das Wasser in diesem Siebe hinauf bis zum Forum trug, um es dort vor den Füßen der Pontifices auszuschütten.

Das Feuer der Vesta durfte als ein heiliges, wenn es je erloschen war, an keiner andern, durch das Leben und seine Bedürfnisse entweihten Flamme entzündet werden, sondern es mußte der Natur von neuem abgewonnen werden, entweder so, daß man ein Stück Holz von einem fruchttragenden Baume so lange bohrte bis sich eine Flamme bildete, worauf das Feuer in einem ehernen Siebe aufgefangen und schleunig in den Tempel der Vesta getragen wurde, oder durch Entzündung eines neuen Feuers an der Sonne, dem Urquell des FeuersPaul. p. 106 ignis Vestae, Plut. Numa 9. Vgl. Grimm D. M. 570 ff. über das s. g. Notfeuer.. Ja dieses Feuer der Vesta wurde alljährlich zur Zeit des alten Jahresanfangs d. h. am 1. März erneuert (S. 319), grade wie auf der Insel Lemnos jährlich einmal ein neues und reineres Feuer von dem Sonneneilande Delos geholt und in alle Häuser und Werkstätten vertheilt wurde. Und so durfte auch das zum Culte der Vesta erforderliche Wasser nur ein fließendes sein, wie es entweder der Tiberstrom oder die Quellen der Stadt spendeten, namentlich die Quelle der Egeria im Haine der Camenen (S. 539). Das Röhrwasser der Aquäducte war ausdrücklich ausgeschlossen und selbst das fließende Wasser, welches die Vestalinnen zum Dienste der Vesta auf ihren Köpfen herbeitrugen, durfte von ihnen nicht auf die Erde gestellt werden, daher sie sich zu diesem Zwecke eigner Gefäße bedienten, die nicht ohne ihren Inhalt zu verschütten auf die Erde gestellt werden konntenFest. p. 158 muries, Serv. V. A. XI, 339, vgl. Prop. IV, 4, 15, Ovid F. III, 12. Ein solches Gefäß hieß vas futile, daher homo futilis ein Mensch der nichts bei sich behalten kann..

Ein eignes Fest der Vesta wurde im Juni gefeiert, mit Gebräuchen in denen zugleich der Grundcharacter der Reinheit und Einfachheit und die Beziehung der Vesta auf Nahrung und Speisung im Sinne der alten Zeit anschaulich hervortritt. Am 7. Juni wurde der penus der Vesta geöffnet, um an diesem und den folgenden Tagen aufs sorgfältigste gesäubert und ausgekehrt zu werden; daher diese Tage für religiös bedenklich galten, so daß man Hochzeiten vermied und die Gemahlin des Flamen Dialis in diesen Tagen weder ihr Haar kämmen noch ihre Nägel 543 beschneiden noch ihren Mann berühren durfteFest. p. 250 penus, Ovid F. VI, 223 ff., Kal. Constant. 7. Juli.. Am 9. folgte das eigentliche Fest der Vesta, die Vestalia, wo die Matronen der Stadt mit bloßen Füßen zum Tempel der Vesta wallfahrteten, um an dem Gemeindeheerde in einfachen Schüsseln Speiseopfer darzubringenOvid F. VI, 304, 389 ff., wie sie sie sonst an ihrem eignen Heerde den Laren und Penaten des Hauses darbrachten. Zugleich war dieser Tag in Erinnerung der alten Zeit, wo jeder Hausstand noch selbst sein Gebäck besorgte und der Heerd allgemein auch zur Bereitung des Brodes diente, ein allgemeines Fest der Müller und Bäcker, bis hinab zu den Müllereseln, welche die Mühle trieben, also nach der gemüthlichen Weise der Alten auch mit bei diesem Feste betheiligt wurden. Mühlen und Mühlesel wurden an diesem Tage mit Kränzen geschmückt, den Eseln auch an Schnüren aufgezogene Brödchen um den Hals gehängt, wie bei einer andern Gelegenheit dem Octoberpferde (S. 323); es ist noch ein Bild von dieser heitern Lust in einem Pompejanischen Gemählde erhalten, wo Amoren die Menschen vertreten und es sich in einer Mühle unter bekränzten Eseln mit Blumen und Bechern wohl sein lassen, während einer von ihnen im Vordergrunde beschäftigt ist einem Esel den Kranz um den Hals zu legenO. Jahn Archäol. Ztg. 1854 S. 192, vgl. Ovid F. VI, 303 ff. Prop. IV, 1, 21 ff., Lactant. I, 21, 26 und das Bild im Mus. Borbon. VI, 51, b. Gerhard Ant. Bildw. 62, 3.. Endlich am 15. Juni wurde die Reinigung des Tempels beendigt, indem man an diesem Tage allen Unrath entweder in den Tiber warf oder am Capitolinischen Steige in einem eigens dazu bestimmten, durch die sogenannte Mist-Pforte verschlossenen Hofe unterbrachte; daher von nun an Vesta wieder ganz rein war und die römischen Mädchen wieder unbedenklich freien und der Prätor wieder Recht sprechen durfteKal. Maff. Venus. 15. Juni, vgl. Varro l. l. VI, 32, Paul. p. 259, Fest. p. 344 stercus, Ovid F. VI, 223 ff..

Außer dem Feuer der Vesta gab es in ihrem Tempel noch gewisse verborgene Heiligthümer, welche nur den Vestalinnen und Pontifices zugänglich waren und vor dem Publicum so verborgen gehalten wurden, daß nur Wenige genau unterrichtet waren. Namentlich ist von diesen Heiligthümern die Rede bei der Zerstörung Roms durch die Gallier, wo sie durch den Flamen Quirinalis und die Vestalinnen zum Theil in kleinen Fässern verpackt in der Nähe der Wohnung jenes Flamen vergraben, zum 544 Theil nach dem befreundeten Caere gerettet wurdenLiv. V, 39. 40, Plut. Camill. 20.. Gewöhnlich aber wurden sie in dem s. g. penus interior der Vesta d. h. dem Penetrale des Tempels aufbewahrt, auch hier in thönernen Fässern, die bei den Alten zur Aufbewahrung sehr verschiedener Gegenstände dienten; daher diese Heiligthümer sonst auch die sacra penetralia der Vesta genannt werdenLamprid. Heliog. 6. Dieser penus interior ist wohl zu unterscheiden von dem penus exterior der Opfervorräthe, s. Fest. p. 161 a. 1. Penetralia sacra, penetralia sacrificia sind überhaupt solche welche in dem Allerheiligsten eines Tempels sich befinden oder vorgenommen werden, s. Fest. p. 250 penetr. sacrif.. Namentlich gehörte dahin das troische Palladium, welches in solchem Grade heilig und verborgen gehalten wurde, daß selbst der Pontif. M. L. Metellus, als er es im J. 241 v. Chr. bei einer Feuersbrunst aus dem Tempel rettete, darüber, so glaubte man später, das Licht seiner Augen eingebüßt hatteOvid F. VI, 431 ff. Früher hatte man ihm den Verlust seiner Augen durch die Feuersbrunst zum Ruhme angerechnet und dafür in die Curie zu fahren erlaubt, s. oben S. 265 und Dionys. II, 66, wo er nicht blos das Palladium, sondern die ἀπόρρητα überhaupt rettet, wie auch Liv. Epit. XIX sacra nennt. Ueber die Feuersbrunst, welche auf eine große Fluth folgte, s. Oros. IV, 11.. Doch ist außer diesem Bilde wiederholt noch von andern Heiligthümern die Rede, wobei man zunächst an alterthümliche Symbole und Penatenbilder nach Art der zu Lavinium im Vestatempel bewahrten zu denken hat, wo allerlei Bilder und Symbole von Metall und Thon verwahrt wurden, Heroldstäbe und alterthümliche Götterfiguren, welche für die troischen Penaten galten, wie diese denn auch sonst immer als kleine Figuren von Holz oder Stein beschrieben werdenTimäus b. Dionys. I, 67 (oben S. 136, 206) vgl. Serv. V. A. I, 378, III, 148, Schol. Veron. Aen. II, 717, Lobeck Aglaoph. p. 1240. Nach Plutarch Camill. 20 dachten bei jenen verborgenen Heiligthümern der Vesta die Meisten an das Palladium, Andre an die samothrakischen Heiligthümer, welche Dardanus nach Troja, Aeneas nach Italien gebracht hatte. Das sind eben die Penaten.. Außer diesen und andern Reliquien, welche bei den Alten immer sehr heilig gehalten wurden und für magische Unterpfänder des öffentlichen Wohls galtenLiv. XXVI, 27 Vestae aedem petitam et aeternos ignes et conditum in penetrali fatale pignus imperii Romani, womit das Palladium gemeint ist. Ovid F. VI, 359 Iliacae pignora Vestae. 439 pignora fatalia. Augustin C. D. III, 18 sacra fatalia. Sieben pignora imperii zählt Serv. V. A. VII, 188 Septem fuerunt paria (l. pignora), quae imperium Romanum tenerent: acus (Lob. Agl. p. 304 liest cestus. Ich möchte eher lapis für das Richtige halten, s. oben S. 447, 1122) Matris Deum, quadriga fictilis Veientorum (S. 197), cineres Orestis (S. 280), sceptrum Priami, velum Ilionae, Palladium, Ancilia (S. 314)., wurde auch jenes alte Symbol der zeugenden 545 Naturkraft, welches zugleich für das sicherste Amulet gegen allen Schaden des Neides und des bösen Blicks galt, am Heerde der Vesta von ihren jungfräulichen Dienerinnen verehrtPlin. H. N. XXVIII, 4, 7 qui deus inter sacra Romana a Vestalibus colitur etc. Vgl. oben S. 205. 442.: ein merkwürdiges Beispiel von der Naivität alter Sitte und alten Glaubens. Was die Penaten von Rom betrifft, so gab es für diese später allerdings einen eignen Tempel, welcher an den Velien lag, in der Straße die vom Forum zu den Carinen führte. Dort sah Dionys ihre Bilder, der diesen Tempel als eng und dunkel, die Bilder als zwei sitzende, mit Speeren bewaffnete Jünglinge beschreibt, denen man auch sonst häufig in den älteren Tempeln zu Rom begegne; und in der That finden wir sie auf römischen Münzen gleichfalls so abgebildet. Indessen unterscheidet jener Schriftsteller selbst bei dieser Gelegenheit jene allgemein zugänglichen Bilder und gewisse geheime Heiligthümer im T. der Vesta, von denen er nicht sprechen wolleDionys. I, 67. 68. In einer in demselben T. befindlichen Inschrift las er DENATES für PENATES, indem er das alterthümliche P für D hielt. Mehr über diese populären Penatenbilder auf Münzen u. s. b. Klausen Aeneas u. d. P. S. 660 ff. Auch bei Virg. Aen. III, 147 ff. erscheinen die troischen Penaten dem schlafenden Aeneas in menschlicher Bildung. Bei Schol. Pers. V, 32 sind die Penaten mit den Laren verwechselt., und noch bestimmter erfährt man aus der Erzählung bei Tacitus Ann. XV, 41 vom Neronischen Brande, daß damals der T. der Vesta cum Penatibus populi Romani verbrannt sei, so daß sich also jene ältesten und heiligsten Bilder in diesem Tempel befunden haben müssen. Penaten des römischen Volks, das sind die öffentlichen im Gegensatze zu denen der Privaten; dahingegen beide, sowohl die öffentlichen als die privaten, in dem nicht selten erwähnten Schwure beim Jupiter und den Penaten zu verstehen sind, dem höchsten und besten Gott, welcher vom Capitole aus über den ganzen römischen Staat waltet, und den unsichtbaren Haus- und Heerdgeistern, welche aus dem Innersten aller Häuser und des Gemeindeheerdes für das Wohl aller Familien sorgen. Die spätere Zeit gesellte zu diesen himmlischen auch die Herrn der Erde d. h. die Divi oder die consecrirten Kaiser und den Genius des regierenden KaisersSo in der Schwurformel der Stadtrechte von Salpensa und Malaca: iurare per Iovem et Divom Augustum et Divom Titum Augustum et Genium Imperatoris Caesaris Domitiani Augusti Deosque Penates quae fieri oporteat se facturum. Vgl. den Schwur der Bantinischen Tafel (zwischen 625 und 636 a. U): Iouranto per Iovem Deosque [Penateis sese quae ex hac lege fieri oport]ebit facturum. Cic. Acad. Pr. II, 20, 65 iurarem per Iovem Deosque Penates und die gleichartige Zusammenstellung der Capitolinischen Götter überhaupt oder des Iup. O. M. allein mit den Penaten b. Liv. III, 17 und Or. n. 1675. 1677..

546 Vesta war aber als Göttin des heiligen Heerdfeuers der Stadt und aller Häuser auch die Göttin des heiligen Feuers überhaupt d. h. jedes Altarfeuers, daher sie wie Janus bei jedem Gottesdienste mit verehrt und wie jener Gott zuerst so sie zuletzt genannt wurdeCic. N. D. II, 27 Vis autem eius ad aras et focos pertinet. Itaque in ea dea, quae est rerum, custos intimarum, omnis et precatio et sacrificatio extrema est. Vgl. oben S. 57 u. Iuvenal VI, 385 et farre et vino lanum Vestamque rogabat. Vellei. II, 131 Iupiter Capitoline et auctor et stator Romani nominis, Gradive Mars perpetuorumque custos Vesta ignium. Viele Beispiele von solchen Anrufungen und Opfern, die mit dem Janus anfangen und mit der Vesta endigen, geben die tabb. fr. Arval., welche t. 43, 12 auch eine Vesta Deorum Dearumque nennen.: eine Bedeutung für den Gottesdienst im Allgemeinen, welche von ihr auch auf ihre Dienerinnen, die Vestalischen Jungfrauen übergegangen war. Denn auch diese werden bei verschiedenen gottesdienstlichen Veranlassungen als solche genannt, welche für das Römische Volk beten oder gewisse sehr heilige Sacra verrichten. Namentlich war dieses der Fall bei dem Geheimopfer der Bona Dea am 1. Mai (S. 355), desgleichen bei dem der Ops Consivia am 25. August, bei welchem sie mit den Pontifices den Dienst hatten, und bei andern GelegenheitenVgl. die Anrufung des Apoll oben S. 268, ihre Hülfe beim Argeenopfer S. 515, ihre Theilnahme an den Idusopfern, namentlich dem des März, Horat. Od. III, 30, 9, oben S. 320, endlich Serv. V. A. X, 228 Virgines Vestae certa die ibant ad Regem Sacrormn et dicebant: Vigilasne Rex? Vigila! vgl. S. 309, 676.. Ueberhaupt wurde dem Gebete der Vestalinnen eine ganz besondere Kraft zugeschrieben (S. 123), daher sie täglich im T. der Vesta für das allgemeine Wohl des Volkes beten und auch in Zeiten der Noth oder auf Veranlassung von Prodigien für Alle beten und Gelübde thun, später aber in gleicher Weise auch für den Kaiser und die kaiserliche Familie ihr Gebet sprechen mußtenCic. pr. Fonteio 17, 36, Horat. Od. I, 2, 26 ff., Appian b. c. II, 106 vgl. Eckhel D. N. VII p. 101.. Und so erscheinen sie auch bei der Bereitung von heiligen Materialien zum Behufe von Opfern und Sühnungen als solche die nicht blos der Vesta, sondern, auch darin wohl von 547 den Pontifices angeleitet, dem römischen Gottesdienste überhaupt dienen, namentlich bei den Fordicidien und Palilien (S. 367. 405); obwohl auch die mola salsa, welche von ihnen dreimal im Jahre nach einem vorgeschriebenen Ceremoniel bereitet wurde, nicht blos dem Culte der Vesta, sondern auch dem andrer Götter gedient haben magFest. p. 158 muries, Non. Marc. p. 225 sal, Serv. V. Ecl. VIII, 82. Vgl. Paul. p. 65 casta mola und die ἱεροὶ ἄροτοι, ἀλετοί, μυλῶνες der Griechen.. Diese drei Tage waren die der Lupercalien, der Vestalien und der Idus des September, lauter sehr alte und heilige Festtage, die für Rom und das römische Kalenderjahr eine hohe religiöse Bedeutung hatten. Die Aehren zu dem dazu erforderlichen far wurden vom 7. bis zum 14. Mai von den drei ältesten Vestalinnen immer an einem Tage um den andern in Erndtekörben gesammelt und darauf von allen gedörrt, geschroten und gemahlen. Zu diesem Mehl wurde dann das mit gleicher Sorgfalt zubereitete Salz gethan, welches ungereinigt erst in einem Mörser gestoßen, dann in einem thönernen, bedeckten, mit Gyps überzogenen Topfe in einem Backofen ausgekocht, darauf mit einer Säge von Eisen in Stücke zerschnitten wurde, um endlich in der Vorrathskammer der Vesta in einem Fasse aufbewahrt und in demselben mit fließendem Wasser angefeuchtet zu werden. Aus diesen Zuthaten also wurde von ihren reinen Händen das sogenannte far pium oder die mola casta salsa zubereitet, welche hernach von ihnen bei jenen heiligen Opfern für das Wohl des römischen Volkes gebraucht wurde. Aus jener doppelten Bedeutung der Vesta als der Heerd- und der allgemeinen Cultusgöttin mag es sich ferner erklären, daß in gottesdienstlichen Urkunden, namentlich denen der Arvalischen Brüder, neben der Vesta schlechthin d. h. der immer jungfräulich gedachten des Heerd- und Altarfeuers eine besondre Vesta Mater genannt wird, worunter ich eben jene allgemeine Cultusgöttin verstehen möchte, wie sie den letzten Abschluß des römischen Göttersystems bildete, nicht als ob sie im Gegensatze zur jungfräulichen Vesta als eine mütterliche Göttin gedacht worden wäre, sondern in demselben Sinne wie die Zusätze Pater und Mater nach unvordenklichem Herkommen auch sonst im römischen Cultus gebräuchlich warenS. oben S. 51. Ein Pontifex Vestae Matris wird erwähnt b. Or. n. 1181. Verschiedene Erklärungen b. Marini Atti p. 378 sqq. Daß Vesta als Feuergöttin nothwendig jungfräulich zu denken, bemerkt Isidor Orig. VIII, 11, 67. 68. Porphyr. b. Euseb. Praep. Ev. III, 11 p. 110 C ed. Colon. 1688 sagt nichts als daß die eine Erde unter verschiedenen Namen angebetet werde, die centrale Erde als jungfräuliche Hestia, die nährende als Mutter u. s. w. Von der Vesta Mater ist gar nicht die Rede. Im Kal. Constant. Id. Febr. Virgo Vesta parentat ist wohl zu lesen: Virgo Vestalis, denn der 13. Febr. gehört zu den dies parentales..

548 Hatte man in früheren Zeiten die Ueberlieferung daß die Penaten von Lavinium, Alba Longa und Rom die troischen seien, auf Treu und Glauben angenommen, so wollte man später den historischen Zusammenhang ergründen und wurde dadurch in schwierige Untersuchungen verwickelt, welche von einer falschen Voraussetzung ausgehend nur zur Verwirrung führen konnten. Unter den Griechen hatte sich zuerst Timäos von Sicilien auf diese Frage eingelassen und sich deshalb selbst nach Lavinium, also gewiß auch nach Rom begeben; nach ihm versuchten sich verschiedene andre Gelehrte in allerlei abenteuerlichen Combinationen, welche man bei Dionysius I. 67 ff. nachlesen mag. Unter den Römern vertieften sich Varro und Nigidius Figulus mit großem Eifer auch in diese Untersuchung. Bei der Frage nach der Geschichte der sogenannten Palladien, alter Cultusbilder einer kriegerischen Schutzgöttin, die in vielen Städten zu finden waren und zuletzt alle von einem und demselben Orte abstammen sollten, lag wenigstens die alte durch das Epos verherrlichte Ueberlieferung vor, daß das troische das älteste von allen gewesen. Von troischen Penaten dagegen konnte genau genommen gar nicht die Rede sein, da der Begriff der Penaten etwas so specifisch Römisches ist, daß die Griechen ihn nur durch verschiedene Umschreibungen zu übersetzen wußten (S. 535, 1390). Man half sich gewöhnlich dadurch daß man bis auf Samothrake und seinen geheimnißvollen Gottesdienst zurückging. Von dort ließ die gewöhnliche Sage den Dardanos nach der Küste von Troja übersiedeln; also hieß es daß die auf Samothrake verehrten Kabiren oder Großen Götter (ϑεοὶ μεγάλοι, dii magni) auch die troischen und römischen Penaten seien, welche Dardanos von Samothrake nach Dardanien, Aeneas von Troja nach Lavinium gebracht habe. Schon der ältere Annalist Cassius Hemina hatte in dieser Weise von Aeneas und seinen Penaten erzählt, später versuchte Varro eben deshalb jene Gottheiten von Samothrake und die römischen Penaten im Sinne seines theologischen Systems auf die beiden Großen Götter, d. h. den Himmel und die Erde zu deutenMacrob. S. III, 4, 7 und 9, vgl. Serv. V. A. I, 378, III, 12. 148. Die weitre Ausführung der Ansicht Varros von den Großen Göttern (Dis Magnis, Potentibus) s. de ling. lat. V, 58, bei Prob. z. Virg. Ecl. VI, 31 p. 21 ed. Keil, Augustin C. D. VII, 18. Bei Virg. Aen. VIII, 679 kämpft August bei Actium cum patribus populoque, Penatibus et Magnis Dis, wo die letzteren wohl die samothrakischen Schutzgötter zur See sein sollen.. Andre Forscher, namentlich Nigidius Figulus, 549 hielten Apollo und Neptun, die Erbauer der troischen Burg, für die Penaten von Troja, vermischten dann aber weiter auch die Spitzfindigkeiten der etruskischen Götterlehre mit dieser ohnehin so verwickelten UntersuchungMacrob. III, 4, 6. 8 vgl. Arnob. III, 40 und oben S. 76.. Noch andre erklärten die drei Capitolinischen Götter Jupiter, Juno und Minerva für die öffentlichen Penaten, wobei sie dieses Wort in dem sehr allgemeinen Sinne von Schutz- und Lebensgöttern überhaupt verstanden. Im Allgemeinen ist festzuhalten daß alle Götter geringeren Grades, welche dämonenartig gedacht und eben deshalb nur klassenweise benannt und angerufen wurden, eigne Namen ursprünglich nur ausnahmsweise führten, in Griechenland sowohl als in Italien; daher sie der späteren Forschung, welche Alles historisch bestimmen und auf einen fortlaufenden Zusammenhang zurückführen wollte, natürlich um so mehr zu thun gaben.

Nachdem es seit August herkömmlich geworden war, daß der jedesmalige Kaiser als solcher zugleich Pontifex Max. war, kam der Vestacult und das Institut der Vestalinnen unter die persönliche Aufsicht der Kaiser, was sowohl seine guten als seine sehr schlimmen Folgen hatte. August wirkte auch hier als Restaurator, indem er die Vestalinnen so gut es ging wieder zu Ehren brachte, den Raum ihrer Wohnungen durch Ueberlassung der Regia erweiterte, ihnen eigne Plätze im Theater anwies u. s. w.; doch war es schon dahin gekommen, daß die altadligen Familien sich scheuten ihre Töchter zu dieser Würde herzugeben, daher er sich genöthigt sah auch solche Familien, welche von Freigelassenen abstammten, zur Concurrenz zuzulassenSueton 31 u. 44, Dio Cass. LIV, 27, LV, 27.. Dafür brachten die Vestalinnen ihrer Vesta am 6. März, an welchem Augustus Pontifex Max. geworden war (im J. 12 v. Chr.), ein eignes DankopferOvid F. III, 417 ff., Kal. Maff. Praen.. Bald darauf, am 28. April, folgte ein neuer Festtag der Vesta, welcher demselben Kaiser seine Entstehung verdankte. Derselbe hatte nehmlich bald nach seiner Wahl zum Pontif. M. und in Folge dieser neuen Würde, welche nach altem Herkommen einen Cult der Vesta und der Penaten nothwendig in der Nähe haben mußte, neben der alten Vesta und ihren verborgenen 550 Heiligthümern einen neuen Palatinischen Cultus der Vesta und der kaiserlichen Penaten in seinem Palaste gestiftet, welcher dem des Palatinischen Apollo gewissermaßen entsprach, so daß seitdem nun auch diese Vesta ihren eignen Festtag hatte, und zwar wie gewöhnlich an ihrem StiftungstageOvid F. IV, 949 ff., Met. XV, 864, Verr. Flacc. Fast. Praen. z. 28. April. Die kaiserlichen Penaten sind als solche laurigeri, s. Martial. VIII, 1, 1. Vgl. Sueton Octav. 92 und die Beschreibung des Palastes des Priamus b. Virg. Aen. II, 512 ff.. Den unter Nero mitverbrannten T. der alten Vesta am Forum stellte Vespasian wieder her, die unter den Nachfolgern Augusts wieder sehr verfallene Zucht der Vestalinnen fand einen sehr strengen Aufseher in Domitian, unter welchem verschiedene Uebertretungen des Keuschheitsgelübdes zuerst mit dem Tode der Verführten und Verbannung der Verführer, dann nach alter Weise bestraft wurdenSueton 8, Plin. Ep. IV, 11.. Unter Commodus bedrohte eine Feuersbrunst, welche den Friedenstempel zerstörte, auch den neuen T. der Vesta, bei welcher Gelegenheit die Vestalinnen das Palladium mitten über die Straße in den kaiserlichen Palast rettetenHerodian. I, 14.. Caracalla und Heliogabal erlaubten sich die schnödesten Mishandlungen der Vestalinnen und der VestaDio LXXVII, 17, Herodian V, 6, Lamprid. Heliog. 6.. Dennoch behauptete sich der alte Gottesdienst bis in die letzten Zeiten des Heidenthums. Sowohl die römischen als die albanischen Vestalinnen bestanden noch in der Zeit des Symmachus: ja es scheint sich dieses Institut in ecclesia pressa noch einmal recht zusammengenommen und in seiner Würde bei den Gläubigen gehoben zu habenAmbrosch Stud. u. And. S. 18. Ein schlimmes Sittenzeugniß stellt Minuc. Felix Octav. p. 236 ed. Ouz. den Vestalinnen und den römischen Priestern überhaupt.. Noch Constantin hatte ihre Privilegien ungeschmälert gelassen; erst Gratianus, der erste Kaiser welcher nicht mehr Pontifex Max. sein wollte, ließ mit den übrigen Tempelgütern auch die der Vesta einziehen. 551


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