Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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f. Iuventas.

Auch Juventas wollte nicht weichen, als man das Capitol baute, daher man ihr in der Nähe Jupiters, in der Vorhalle der Minerva, eine eigne Capelle eingeräumt hatte, zum günstigen Zeichen der ewigen Jugend des römischen Staats. So die bekannte LegendeDionys III. 69, Plin. H. N. XXIX, 4, 14; XXXV. 10, 108; Dio LIV, 19., doch ist in Wahrheit auch diese Göttin nur die abgesonderte Personification einer Eigenschaft, welche zum Wesen des Jupiter gehörte, da derselbe als Gott des Segens und natürlichen Wachsthums auch das göttliche Urbild und der Hort aller männlichen Jugend ist. Daher Iupiter Iuventus in den beiden Inschriften bei Henzen n. 5634. 5635 und der altherkömmliche, angeblich von Servius Tullius eingeführte Gebrauch, daß für jeden Knaben, der zum Jüngling wurde, ein Stück Geld in den Kasten der Juventas gelegt werden mußte, wie für jedes Kind in den der Iuno Lucina, für jeden Verstorbenen in den der Venus Libitina (Dionys IV, 15). Denn immer ist Juventas die Göttin der männlichen Jugend und ihrer besten Blüthe, wo der Bart zu wachsen, der Geist und Character sich zu bilden beginnt und der 234 Knabe zum Bürger wird, welcher zunächst als iunior dem Staate durch seine Wehrkraft, später als maior demselben auch durch seinen Rath nützen wird. Der Gebrauch war daß der junge Bürger, wenn er auf dem Forum die toga praetexta der Knabenjahre mit der toga virilis vertauscht und die Bulle mit dem Amulet abgelegt hatte, da er sich nun selbst zu schützen Mannes genug war, daß er dann alsbald aufs Capitol hinaufging, um dort der Juventas seinen Tribut zu zahlen und vor ihr und dem Jupiter anzubetenServ. V. Ecl. IV, 50 Iovem, merito puerorum dicunt incrementa curare, quia, cum pueri togam virilem sumpserint, ad Capitolium eunt. Augustin C. D. IV, 11 ipse (Iupiter sit) Dea Iuventas, quae post praetextam excipiat iuvenilis exordia etc. Vgl. Valer. Max. V, 4, 4, Sueton Claud. 4, Petron. 88.: ein Familienfest welches bei angeseheneren Familien von selbst einen öffentlichen Character annahm und unter den Kaisern vollends ein Gegenstand der Ostentation und Adulation wurdeIm Kal. Cumanum (S. 145, 229) heißt es zum 18. Octbr.: Eo die Caesar togam virilem sumpsit. Supplicatio Spei et Iuve[ntati]. Vgl. das Kal. Antiat. zu dems. Tage. Es geschah in seinem 14. Lebensjahr. Auch die erste Schur des Bartes gab zu ähnlichen Festlichkeiten Anlaß, indem man die Erstlinge der Fortuna Barbata oder dem Apoll darbrachte, oder sie auch, wie Nero, auf dem Capitole niederlegte, s. Dio XLVIII, 34, Iuvenal. III, 186, Martial. 1, 31, Petron 29 und über Nero, der bei dieser Gelegenheit s. g. Iuvenalia d. h. Spiele der vornehmen Jugend veranstaltete, Sueton Nero 12, Dio LXI, 19, Lips. z. Tacit. Ann. XIV, 15. Eine ähnliche Beziehung hat vermuthlich die Iuventas und Iup. Iuvenis auf Münzen des M. Aurel und des Commodus.. Ueberdies wurden der Juventas regelmäßige Opfer zu Anfang des Jahres und zwar gleichfalls pro iuvenibus gebrachtCic. ad Att. 1, 18, 4, Paul. p. 104, Liv. XXXVI, 36.. Seit dem J. 193 v. Chr. gab es einen zweiten Tempel von ihr beim Circus Maximus, seit August einen eignen T. der Juventas in PalatioMon. Ancyr. Auch in den Provinzen wurde die Iuventas oder Iuventus auf ähnliche Weise verehrt, s. den flamen Iuventutis bei Or. n. 2213., wahrscheinlich für die Opfer und Gebete im nächsten Kreise der kaiserlichen Familie. Auch wurde es seit August Sitte daß der kaiserliche Prinz und bestimmte Thronfolger, sobald er iuvenis geworden war, an die Spitze der Ritterschaft trat und als solcher princeps iuventutis genannt wurde, was neue Festlichkeiten und Auszeichnungen zur Folge hatte. Die Göttin Juventas wurde in den Zeiten der griechischen Bildung gewöhnlich mit der Hebe identificirtLiv. XXI, 62, Cic. N. D. 1, 40, 112, Ovid F. VI, 65.. 235


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