Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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Dritter Abschnitt.
Die himmlischen und die herrschenden Götter.

Allen diesen Göttern ist die Naturbeziehung auf den Himmel und seine Erscheinungen eigen, wie sie zumal beim Jupiter, der Juno, dem Janus, der Diana, der Mater Matuta sehr vernehmlich hervortritt und beim Jupiter zugleich der reale Grund seiner höchsten Obmacht, Güte und Heiligkeit ist, dieses wegen der übertragenen Bedeutung des himmlischen Lichtes, welches in der moralischen Welt das Element des Rechtes und der Wahrheit, der Treue und der Heiligkeit aller Verträge ist. Deutlich erkennbar ist auch eine alte Verehrung der beiden himmlischen Lichtkörper, der Sonne und des Mondes, welche alle alten Religionen so viel beschäftigt und hier in den eigenthümlichen Gestalten des Janus, Vejovis, Jupiter Anxur und Apollo Soranus auftritt, während die Verehrung des Mondes im Culte der Juno und der Diana durchschimmert. Juno ist zugleich die ideale Weiblichkeit und die himmlische Königin, Minerva die Göttin der Besinnung und Erfindung, und zwar dieses so ganz vorherrschend, daß sich die alte Naturbeziehung beinahe ganz verschliffen hat. Unter diese italischen Götter ist der griechische Apollo so früh eingetreten, daß er fast für heimisch gelten darf, vorzüglich als Repräsentant der Ideen des Heils und der Sühnung, welche in dieser Auffassung dem italischen Alterthum vermuthlich fremd war. Aber auch in den andern Culten hat sich mit den älteren italischen Elementen die jüngere griechische Bildung vielfach verbunden und verschmolzen, besonders in dem der Minerva und der Diana, wo man den Einfluß des griechischen Athena- und Artemisdienstes sehr bald merkt. Die eigenthümlichste Figur ist Janus geblieben, 148 mit dem wir einem alten Gesetze des römischen Cultus folgend (S. 57) den Anfang machen.


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