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55. Kapitel.
Hurtig und William reisen wieder ab.

Am Montag Morgen machten sich Hurtig und William wieder auf, und nahmen von den Uebrigen Abschied, um den Rest der Sachen von der Rettungsbucht nach dem Hause zu schaffen. Sie hatten sich so eingerichtet, daß sie die ganze Woche ausbleiben konnten, und nahmen Remus mit, um den Ihrigen täglich Nachricht von ihrem Wohlbefinden geben zu können. Die ganze Zeit über arbeiteten sie tüchtig, und hatten bereits am Freitag Abend ihre Aufgabe vollendet. Bis auf eine Partie Zimmerholz war Alles in die Bucht am Hause gebracht worden, und brauchte nur noch in's Magazin hinauf geschafft zu werden.

Am Sonnabend in aller Frühe fuhren sie zum letzten Male nach der Rettungsbucht. Hier wählte Hurtig eine Partie eichene Balken aus, brachte den größten Theil davon im Boote unter, und nahm den Rest in's Schlepptau. Es war eine schwere Ladung, und obgleich sie mit günstigem Winde davon segelten, strich das Boot dennoch nur schwer und langsam durch das Wasser dahin.

»Na, William,« begann Hurtig auf der Rückfahrt, »wir haben wahrlich ein tüchtig Wochenwerk abgethan. Uebrigens hatten wir auch alle Ursache, uns zu tummeln, da unser Boot nachgerade in einen ganz erbärmlichen Zustand gekommen ist. Ich muß es gelegentlich einmal ordentlich ausflicken.«

»Nun, wir werden es in der Folge nicht oft mehr nöthig haben,« erwiederte William. »Noch ein paar Fahrten in den kleinen Hafen an der Südseite wird es wohl aushalten, und dann kehren wir ja in unser altes Quartier zurück.«

»Das ist wohl wahr, William, aber es leckt doch gar zu sehr, und muß auf alle Fälle tüchtig ausgepicht werden. Für ein so leicht gebautes, kleines Dingelchen hat's freilich lange genug gehalten.«

»Was meint Ihr, Hurtig, kehren wir wohl schon nächsten Montag nach dem Hause zurück, um unser Magazin in Vertheidigungsstand zu setzen?«

»Sobald werden wir nicht anfangen können,« erwiederte Hurtig. »Dein Vater zwar wird wohl mit dem Graben und der Hecke um das Yamsfeld fertig sein, aber ich fürchte, daß deine Mutter mit Juno und den Kindern nicht allein bleiben mag, und wir deßhalb allesammt nach dem Wohnhause werden zurückkehren müssen. Und das gibt Aufenthalt. Uebrigens wollte ich, deine Mutter bliebe bei den Zelten, bis wir das Magazin völlig eingerichtet haben.«

»Weil Ihr einen Besuch der Wilden fürchtet, Hurtig?«

»Allerdings, William; du hast's errathen.«

»Aber, Hurtig, wir sehen's doch, wenn sie kommen! Würde es da nun nicht besser sein, wenn wir Alle beisammen wären, selbst wenn wir uns noch nicht gehörig zu ihrem Empfange vorbereitet hätten, und flüchten und uns verbergen müßten? Wie nun, wenn die Indianer auf der Südseite landen, und meine Mutter und Geschwister vertheidigungslos finden? Wäre das nicht schrecklich?«

»Freilich wohl! aber sie könnten sich in den Wald zurückziehen, William.«

»Das können wir besser, wenn wir Alle zusammen sind. Wir dürfen uns nur nicht bei Nacht überrumpeln lassen.«

»Ja, dagegen müssen wir uns auf alle Weise zu schützen suchen, und können es auch, weil die Nächte in dieser Jahrszeit von kaum dreistündiger Dauer sind. Uebrigens sehe ich ein, daß du Recht hast, William. Wenn wir beisammen bleiben, wird uns Juno tüchtig beistehen müssen und unsere Arbeit viel schneller beenden helfen.«

»Laßt meine Eltern über die Frage entscheiden, Hurtig! Das wird das Beste sein.«

»Gut, William – damit sei vorläufig die Sache abgethan. Schau, hier sind wir endlich bei der Landspitze angekommen. Laß uns so schnell als möglich die Balken an's Ufer ziehen, und uns dann eiligst nach Hause machen. Es ist schon ziemlich spät.«

Erst bei einbrechender Dunkelheit langten Hurtig und William daheim im kleinen Hafen an, wo sie die ganze Familie zu ihrem Empfange bereit fanden.

»Ihr seid heute sehr spät gekommen, alter Freund!« sagte Madame Seagrave, zugleich ihren Sohn in die Arme schließend. »Ich war recht unruhig, ehe ich das Boot in der Ferne erblickte.«

»Es ließ sich dießmal nicht ändern, Mütterchen,« erwiederte William. »Wir hatten eine gar zu schwere Ladung fortzubringen, und das hielt uns sehr lange auf. Nun ist aber unsere Arbeit gethan.«

»Das freut mich herzlich, William,« entgegnete Madame Seagrave. »Für's Erste aber sollst du mir nicht wieder auf so lange Zeit fort, du kleiner Landstreicher.«

»Meine Arbeit ist ebenfalls fertig,« sagte Herr Seagrave. »Hecke und Graben sind an diesem Morgen vollendet.«

»Das ist schön,« erwiederte Hurtig, »da wir schon wieder einen andern Punkt erörtern müssen. Doch denk' ich, wird die Berathung nicht lange dauern.«

»Das glaub' ich selbst, wenn wir, wie gewöhnlich, schon im Voraus einerlei Meinung sind,« sagte lächelnd Herr Seagrave. »Meine Frau will nicht allein hier zurückgelassen sein, und ich schlage darum vor, daß wir nächsten Montag schon Alle mit einander nach dem Hause zurückkehren.«

»Ja, mir ist's ganz recht, lieber Herr! denn das ist's eben, was ich mit Ihnen erörtern wollte,« erwiederte Hurtig.

»Nun, Juno,« fragte William, »hast du ein tüchtiges Abendbrod fertig? Ich bin rechtschaffen hungrig, sag' ich dir!«

»Ja, Massa William!« erwiederte Juno. »Sehr guten Essen, gebratenes Fisch, sehr viele, Massa hier fangen diesen Morgen.«

»Ich äße lieber Schildkrötensuppe,« sagte Tommy.

»I, du ißt Alles gern, was gut schmeckt, Tommy! Das wissen wir schon lange,« erwiederte Hurtig. »Nur die Ricinusbohnen magst du nicht. Gelt?«

»Nein, die mag ich nicht,« antwortete Tommy. »Aber Bananen will ich essen, wenn sie reif sind.«

»Du würdest sie schon früher gegessen haben, wenn du hättest daran kommen können, mein Jüngelchen,« erwiederte Hurtig. »Aber erst mußt du ein bischen größer werden.«

»Oho, ich werde bald ein Mann sein!« rief Tommy.

»Das hoffe ich, und so Gott will, auch ein braver Mann,« sagte der alte Hurtig. »Aber jetzt will ich der Juno das Abendbrod auftragen helfen!«

*


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