de Laclos, Choderlos
Gefährliche Liebschaften
de Laclos, Choderlos

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Hundertundsiebenunddreissigstr Brief

Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont.

Mein Herr! Nach dem, was sich gestern zugetragen hat, erwarten Sie gewiß nicht mehr, bei mir empfangen zu werden, und ebenso gewiß werden Sie auch nicht viel Verlangen danach haben. Dieses Billett hat also weniger den Zweck, Sie zu bitten, nicht mehr zu kommen, als nur meine Briefe wieder zu verlangen, die niemals hätten existieren sollen, und die, wenn sie Sie einen Moment lang interessiert haben, als Beweis für die Verblendung, die Sie hervorriefen, Ihnen jetzt, da sie beseitigt ist, und die Briefe selbst nur noch ein von Ihnen zerstörtes Gefühl ausdrücken, ganz notwendig gleichgültig sein müssen.

Ich erkenne an und gestehe, daß es ein Irrtum von mir war, in Sie dasselbe Vertrauen zu setzen, dessen Opfer so viele vor mir gewesen waren. In dieser Hinsicht klage ich nur mich und mich allein an; aber ich glaubte, wenigstens nicht verdient zu haben, daß Sie mich der Verachtung und Beschimpfung ausliefern. Ich glaubte, indem ich Ihnen alles opferte und nur für Sie meine Rechte auf die Achtung der andern und meine eigene verlor, könne ich erwarten, nicht strenger von Ihnen beurteilt zu werden als von der öffentlichen Meinung, die doch immer noch durch einen weiten Abstand die schwache Frau von der verderbten Frau des Auswurfs trennt. Dieses Unrecht, das für alle Welt eines wäre, ist das einzige, wovon ich zu Ihnen spreche. Ich schweige von dem, was für die Liebe Unrecht ist; Ihr Herz würde meines nicht verstehen. Leben Sie wohl.

Paris, den 15. November 17..


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