Ferdinand Gregorovius
Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter
Ferdinand Gregorovius

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Siebentes Kapitel

Tod Friedrichs III. von Sizilien. Die Kompanie erklärt Don Pedro IV. von Aragon zum Herzoge Athens. Auftreten der navarresischen Soldbande in Griechenland. Sie dringt in Böotien und Attika ein und erobert Theben. Die Katalanen behaupten die Akropolis Athens. Demetrios Rendi. Die Kapitel Athens und die Anerkennung Pedros IV. als Herzog. Die Kapitel Salonas. Die Lehen des Luis Fadrique. Pedro IV. und die Akropolis Athens. Don Juan Fernandez de Heredia. Don Pedro und die katalanischen Großen im Herzogtum.

1.

Am 27. Juli 1377 starb der schwache, von seinen Baronen tyrannisierte Friedrich III., der König von Sizilien und Herzog von Athen und Neopaträ, ohne andre Erben zu hinterlassen als den Bastard Guglielmo, Grafen von Gozzo und Malta, und die fünfzehnjährige Tochter Maria aus seiner ersten Ehe mit Constanza von Aragon.Isidoro la Lumia, Studi di storia Siciliana I, p. 509ff. Diese sollte, seinem Testament gemäß, sowohl Sizilien als die griechischen Herzogtümer erhalten; wenn sie ohne Erben starb, Guglielmo ihr nachfolgen; starb auch dieser kinderlos, so sollten jene Länder an die Krone Aragoniens fallen. Dort war damals König Don Pedro IV. el Ceremonioso, der mächtigste Herrscher in Spanien und der ruhmreichste Fürst seines Hauses, unter dessen langer Regierung Aragon emporblühte. Er hatte Mallorca, Roussillon und Cerdagne mit Waffengewalt Jayme III. entrissen, dem Sohne des unglücklichen Infanten Ferdinand und der Isabella von Sabran, und dieser letzte König Mallorcas war am 25. Oktober 1349 im Kampfe um sein Land gefallen. Er erfuhr dasselbe Los seines Vaters; vom Pferde herabgestürzt, wurde er gefangen; ein Soldat enthauptete ihn.Dameto, Hist. Gen. del Reyno Balearico, Majorca 1632, II, p. 213ff. Er hinterließ einen Sohn Jayme, der bis 1362 zu Barcelona in Haft blieb, dann nach Neapel entfloh und sich dort mit der Königin Johanna I. vermählte. Er kämpfte sodann um den Wiedererwerb von Mallorca und Roussillon und starb 1375 bei dieser Unternehmung ohne Erben. Seine Schwester Isabella heiratete Johann Palaiologos II., Markgrafen von Montferrat (Buchon, Éclairciss., p. 275). Pedro IV. bestritt sofort die Rechte Marias, indem er sich auf das Testament Friedrichs II. von Sizilien berief, welcher die Frauen seines Hauses von der Erbfolge ausgeschlossen hatte. Außerdem war er der Schwager des verstorbenen Königs als Gemahl von dessen Schwester Leonor.Cronica del rey de Aragon Don Pedro IV., ed. A. de Bofarull, Barcelona 186o, p. 388. In Sizilien wie im Dukat Athen bildete sich eine Partei zugunsten der Ansprüche des Königs von Aragon, der diese Bestrebungen durch seine Agenten hervorrief und eifrig unterstützte.Antonio de Bofarull, Hist. critica de Cataluña, 1876, IV, p. 597.

Ein großer Teil der katalanischen Barone, denen sich auch der hohe Klerus anschloß, weigerte sich, das Erbrecht einer jungen Prinzessin anzuerkennen. Es ist wichtig, die Führer dieser Partei zu kennen, weil sie die angesehensten Feudalgeschlechter des Herzogtums in der Zeit des Unterganges der spanischen Herrschaft bezeichnen. Dies waren die Erzbischöfe Antonio Ballester von Athen, Simon von Theben, Matteo von Neopaträ, Juan Boyl, Bischof des von Nerio Acciajoli eroberten Megara; ferner der Generalvikar Luis Fadrique mit einem Teil seines Hauses; Anton und Roger, die Söhne des ehemaligen Marschalls Roger de Lauria, und ihre Sippschaft; die Peralta, von denen Calzerano Kastellan Athens war, die Almenara (Guillelm war Kastellan von Levadia), die Ballester (Pedro, des athenischen Erzbischofs Bruder, war Herr der Burgen Kabrena und Parikia); Guillelm Fuster und Guillelm de Vita, die Zarrovira aus Salona, Andreas Zavall, Kastellan von Neopaträ, Novelles, Herr von Estañol, die beiden Puigparadines, Herren von Karditsa und Talanti, der Graf von Mitra oder Demetrias und andre Ritter und Barone.Die Liste bei Zurita, Anal. II, lib. X, n. 30, p. 377ff., wird vervollständigt durch Urkunden aus dem Archiv der Krone Aragon in Barcelona. Es ist das Verdienst des Don Antonio Rubio y Lluch, diese bisher unbekannten Dokumente ediert zu haben, wodurch die Geschichte Athens in den letzten Jahren des Katalanenstaats neues Licht empfangen hat: Los Navarros en Grecia y el ducado Catalan de Atenas en la epoca de su invasion, Barcelona 1886 (siehe p. 45 und den Anhang).

Diese Großen und die mit ihnen übereinstimmenden Gemeinden der angesehnsten Städte riefen auf einem Parlament Pedro IV. zum Herzoge Athens und Neopaträs aus. Der Generalvikar Luis Fadrique zog das Banner Aragons auf der Kadmeia auf; seinem Beispiele folgten die Akropolis Athens und andere Burgen. Bevollmächtigte des Landes gingen nach Spanien, um den König einzuladen, vom Herzogtum Besitz zu nehmen und einen neuen Statthalter zu ernennen. Pedro IV. nahm diesen Antrag mit Freuden an; er schickte einen der Boten, Berengar Ballester, mit Briefen nach Griechenland zurück, worin er Luis Fadrique befahl, in seinem Amte zu bleiben, bis sein Nachfolger eingetroffen sei.Barcelona 30. Sept. 1379; Rubio, n. 16. Ähnlich am selben Tage an Calceran de Peralta, Kastellan, Viger und Kapitän der Burg und Stadt Athen, n. 17. – Die ersten Boten des Herzogtums sind nach Spanien ohne Zweifel schon vor 1379 abgegangen. In diesem Jahre aber befanden sich am Hofe des Königs Berengar Ballester von Theben und Francesco Ferrer, bevollmächtigt von Luis Fadrique und von Calceran de Peralta, dem Viger Athens. Urkunde bei Rubio, p. 224ff. Zugleich verlangte er die Absendung neuer Bevollmächtigter, die ihm die Huldigung leisten sollten. Zu seinem Vizekönig aber ernannte er einen seiner angesehensten Lehnsleute, Philipp Delmau, Visconde von Rocaberti, welcher zu geeigneter Zeit nach Griechenland abgehen sollte.Patent für Rocaberti, Rubio, p. 235. Pedro gibt dessen Ernennung kund den Universitäten Theben, Sidirokastron, Levadia, Neopaträ und Athen, 13. Sept. 1379, p. 226, n. 13. Er befiehlt dem Romeo de Belarbre, Kastellan Athens, und dem dortigen Viger Calceran de Peralta, Kastell und Stadt dem Rocaberti zu übergeben. Barcelona, 7. u. 8. Sept. 1379; n. 14 u. 15

Indes fand die aragonische Partei doch ihre Gegner an einem Bruchteile des Adels, welcher konservativ blieb und die Rechte Marias als legitim anerkannte. Ihr Haupt scheint der Markgraf Francesco Giorgio von Bodonitsa gewesen zu sein, der Sohn der Guglielma Pallavicini und des Venezianers Nikolaus Giorgio.Rubio, p. 46, nennt außerdem Thomas Pou, Nicolas und Pedro Dardini und Francesco de Lunda. Die Giorgio bekannten sich nur mit Widerwillen als Vasallen des Herzogs von Athen, obwohl sie diesem zu keinem weiteren Dienste verpflichtet waren, als dem Generalvikar jährlich vier gewappnete Reiter zu stellen.»Lo marques de la Bondonica qui es tengut cascun any de presentar al vicari del ducam IIII cavalls armats.« Feudalliste aus der Zeit Pedros IV., bei Rubio, p. 262. Auch ein Zweig der Fadrique von Aragon war dem Könige Pedro feindlich gesinnt, nämlich jener des Bonifatius von Ägina, welcher Karystos im Jahre 1366 an die Venezianer verkauft hatte. Seine Witwe Donna Dulce und seine Söhne Pedro und Juan lagen im Streit mit Luis Fadrique, der den ersten als Rebellen in Ägina mit Waffengewalt bezwang und gefangennahm und sich dieses Eilandes bemächtigte. Dasselbe war zuvor von Jayme Fadrique, dem Vater des Don Luis, an Bonifatius d'Aragona unter gewissem Vorbehalt abgetreten worden und von diesem auf seinen Sohn Pedro übergegangen, dem dann Don Luis Ägina entriß, als er das Amt des Vikars führte.Rubio, p. 65, und Akt von Salona. In der Stammtafel der Aragon bei Hopf, Chron. G. Rom., p. 474, fehlt Pedro als Sohn Bonifatius'. »Don Bonifaci d'Aragon quond. pari de Don Pedro d'Aragon« (Akt von Salona).

Das Erlöschen des sizilianischen Hauses, der dadurch hervorgebrachte Zwiespalt in der Kompanie und die Zerrüttung aller öffentlichen Verhältnisse reizten Jakob von Baux, der den Titel des Kaisers von Konstantinopel angenommen hatte, einen Versuch gegen das Herzogtum Athen zu wagen, auf das er selbst als Erbe des Fürstentums Achaia Ansprüche machte. Zur Ausführung seines Planes bediente er sich einer neu entstandenen Soldbande, die man die Navarresen nannte. Ihr Ursprung ist zweifelhaft; doch scheint dieselbe in dem Kriege zwischen Karl V. von Frankreich und Karl II. von Navarra entstanden zu sein. Nach dem Friedensschlusse diente sie dem Infanten Don Luis von Evreux, einem Sohne Philipps IV. von Navarra und Bruder des dortigen Königs Karl. Derselbe hatte sich im Jahre 1366 mit Johanna von Sizilien, der Erbtochter Karls von Durazzo, vermählt und leitete aus dieser Verbindung Rechte auf den Besitz Albaniens ab. Er sammelte Kriegsvolk aus Navarra und Südfrankreich und vereinigte dasselbe in Neapel, um von dort aus jenes Land dem Albanesenhäuptling Karl Topia zu entreißen. Seine weiteren Schicksale sind unbekannt. Als er um das Jahr 1376 gestorben war, trat jene Soldbande, ein Gemisch von Spaniern, Gascognern und Franzosen, in die Dienste des Jakob von Baux. Der Schauplatz ihrer kriegerischen Abenteuer wurde statt Albanien Griechenland, dessen Zerrüttung ihr erlaubte, das Soldatenglück der Katalanen in einem minder großartigen Nachspiele zu wiederholen.

Die plötzliche Umwälzung der neapolitanischen Dynastie verwirrte vollends die Verhältnisse Achaias in derselben Zeit, wo sich das Herzogtum Athen ohne feste Regierung befand. Im Jahre 1378 war die große Kirchenspaltung ausgebrochen; die Königin Johanna hatte sich für den französischen Papst Clemens VII. erklärt; Urban VI. entsetzte sie des Throns und verlieh diesen dem Prinzen Karl von Durazzo, welcher mit Heeresgewalt gegen Neapel heranzog. Die Bedrängnisse der Königin, deren Gegner, der Herzog von Andria, zu ihrer Entsetzung durch Urban wesentlich mitgewirkt hatte, machten es Jakob von Baux möglich, aus Griechenland nach Italien zurückzukehren, wo er sich Tarents und seiner andern apulischen Staaten wieder bemächtigte. Die Navarresen in seinem Solde hatten bereits eine erfolgreiche Unternehmung gegen Korfu ausgeführt und Baux sie hierauf nach Morea geschickt. Sie hatten einen großen Teil dieses Landes besetzt, unter der Führung ihres Kapitäns Mahiot de Coquerel, eines Edlen, der von Baux zu seinem Bail ernannt wurde, während er selbst in Apulien abwesend war.

Jetzt wirklicher Fürst Achaias und als Erbe des Hauses Courtenay-Tarent auch Titularkaiser Konstantinopels, träumte der ehrgeizige Magnat von der Wiederherstellung des fränkischen Kaisertums im Orient. Zunächst wollte er das Herzogtum Athen erobern und mit Morea vereinigen. Der erste Einfall der Navarresen dort muß schon während des Jahres 1379 geschehen sein. Es scheint der Markgraf von Bodonitsa gewesen zu sein, der ihnen die Wege nach der Phthiotis und Böotien öffnete. Überhaupt fand die Soldbande im Dienste des Baux ihre Helfer und Verbündete an den Gegnern des Königs von Aragon, sowohl unter den Katalanen als den Griechen. Auch Nicola dalle Carceri, Dreiherr Euböas und Herzog des Archipels, der im Sinn hatte, sich von Venedig unabhängig zu machen, begünstigte die navarresische Invasion.Sowohl der Markgraf als der Herzog des Archipels werden als Verbündete der Navarresen bezeichnet in einem Brief Pedros IV. an den Bailo von Negroponte (Archiv Barcelona; bei Rubio, p. 216). Selbst die Kriegsknechte des unternehmungslustigen Großmeisters Heredia, dessen Kriegszug in Albanien und dem Peloponnes übrigens vollständig gescheitert war, nahmen die Gelegenheit wahr, um Raubzüge in das Herzogtum auszuführen, worüber sich der König von Aragon bitter beschwerte.Brief Pedros an Heredia, Lerida 10. Sept. 1380 (Rubio, p. 252). Es verlautet nichts davon, wie sich Nerio Acciajoli, der Herr von Korinth und Megara, bei diesen Ereignissen verhalten hat. Er schützte wahrscheinlich abwartend seine Staaten, während der Einfall der Navarresen ihm insofern willkommen sein konnte, als der Bestand der katalanischen Herrschaft durch ihn noch tiefer erschüttert wurde.

Die schnelle Eroberung Böotiens und Attikas durch jene heimatlose und verwegene Soldbande zeigte, bis zu welchem Grade hier die einst so furchtbare Kraft der Spanier verfallen war. Feste Plätze wurden mit Sturm genommen, oder sie fielen durch Verrat. Die Navarresen drangen gleichzeitig in beide Provinzen ein. Auch in Salona versuchten sie ihr Glück, doch ohne Erfolg, weil Luis Fadrique und der Graf von Mitra diesen Ort beschirmten. Die erschreckten Einwohner Böotiens suchten sich scharenweise durch die Flucht nach dem nahen Euböa zu retten. Eine Zeitlang verteidigten der Kastellan Guillelm Almenara und der Barcelonese Jayme Ferrer tapfer die Burg Levadia; allein der Kastellan fiel beim Sturm, und das heimliche Einverständnis mit Griechen verhalf dem Feinde zur Bezwingung auch dieser starken Festung.Am 8. Mai 1381 befahl Pedro IV. in Saragossa dem Vicomte Rocaberti, die Güter des Almenara seinen Söhnen und seiner Witwe Francula, einer Tochter des Petrus de Puigparadines, zu übergeben, und er sagte von ihm: »qui proditorie fuit in nostro servicio intus dictum castrum per inimicos nostros interfectus« (Rubio, p. 223). »Jacobus Ferreri de la Sola oriundus civitatis Barchinone«, der sich mit Not rettete, wird mit den Gütern des verräterischen Griechen Gasco von Durazzo ausgestattet. Saragossa, 8. Mai 1381 (ibid., p. 265).

Theben erlitt dasselbe Schicksal. Dort waren die Lauria, wie ehedem die St. Omer, reich begütert und gewaltig. Schon seit 1378 befand sich übrigens Juan de Lauria, Rogers Sohn, in der Gefangenschaft des Grafen Louis von Conversano. Da dieser ein Oheim Walters III. war, des damaligen Titularherzogs von Athen, so suchten, nach dem Tode Friedrichs III., auch die Enghien von Argos die Verwirrung im Herzogtum zu ihrem Vorteil auszubeuten. Der Graf von Conversano war noch vom Kaiser Philipp von Tarent als Statthalter nach Morea geschickt worden; er hatte hierauf einen Kriegszug gegen Athen unternommen, die Unterstadt wirklich besetzt, aber die Burg nicht bezwingen können; vielmehr war er selbst erkrankt und wieder nach Morea heimgekehrt.Aragon. Chronik, p. 155. Wahrscheinlich ist damals Juan de Lauria in seine Gewalt geraten.Von der Gefangenschaft des Johannes de Lauria durch den Comes de Conversa spricht Pedro IV. in einem Erlaß an Rocaberti, Saragossa 8. Mai 1381 (Rubio, Anhang n. II, p. 217).

Die Kadmeia wurde von zwei dem Hause Aragon ergebenen Griechen Dimitre und Mitro mannhaft verteidigt, bis andre das Kastell verrieten. So kam auch die Hauptstadt des Herzogtums, wie Lebadeia und mehrere andre Orte Böotiens, in die Hände der navarresischen Bande, welche sie sogar jahrelang behaupten konnte.Der Fall der Stadt Theben fand vor dem 10. Sept. 1380 statt. Erlaß dieses Datums von Pedro in Lerida, worin er von einem Verräter spricht »per obra del qual la ciutat de Estives se perde« (Rubio, p. 254). Noch am letzten April 1380 hatte der König Dimitre und Mitro belobt, daß sie Stadt und Kastell Theben zu halten vermocht; er werde Rocaberti abschicken; sie sollten ihn aufnehmen »en lo castell et loch de Estive« (Rubio, n. 5, p. 219). – Mit demselben Datum an die Flüchtlinge Thebens in Negroponte, denen er die baldige Ankunft Rocabertis anzeigt (n. 3, p. 218). – Am 18. Sept. 1380 dankt er Dimitre und Mitro, sie Kastellane Salonas nennend, daß sie »lo castell del Estives« verteidigten (Rubio, n. 23, p. 235). Wenn nun Pedro am 8. Mai 1381 an Rocaberti aus Saragossa schreibt, »informati quod antiqua civitas destives nuper fuisset per navarros... expugnata et capta«, so muß er damit auch das Kastell gemeint haben.

Die politische und militärische Verfassung des katalanischen Staats war damals in so völliger Auflösung, daß jeder Ort und jedes Kastell für sich selbst zu sorgen hatten. Seit dem Tode Rogers I. de Lauria im Jahre 1371 geschieht in den sparsamen Kunden der Zeit keine Erwähnung des Marschalls des Herzogtums mehr. Selbst der Generalvikar Luis Fadrique wird nicht sichtbar, weder als es Theben noch als es Athen zu verteidigen galt. Er muß sich damals in seiner Grafschaft Salona befunden haben, die er mit Hilfe des Grafen von Mitra zu schützen wußte. Dieser aber wird in Urkunden Pedros IV. ohne andern Namen als ein großer Dynast bezeichnet, welcher 1500 albanesische Reiter im Solde hatte. Seine Grafschaft Mitra muß das Gebiet von Demetrias am Golf von Volo in Thessalien gewesen sein, und er selbst gehörte wohl zum Hause der Melissenoi.Am 31. (?) April 1380 belobt Pedro IV. in Saragossa, »le comte Mitra et tots altres Albaneses habitants en lo terme de la Allada« wegen der Verteidigung der Länder des Don Luis (Rubio, n. 6, p. 220). In einer Feudalliste heißt es: »lo comte de Mitra qui pot haver be M. D. homens a caball Albaneses« (ibid., p. 262). Die katalanische Kompanie vermochte demnach noch immer ihr Dominium in jenen Landschaften jenseits des Othrys zu behaupten, und sie bewahrte auch Neopaträ in der Phthiotis wie Zeitun und Gardiki in Thessalien und Kalandri (Atalante) in der opuntischen Lokris, wo die Puigparadines Gebieter waren.


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