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An Fräulein B.

Graben, 15. Sept. 18

... erst heute kann ich mich etwas sammeln. Wir sitzen schon zu lange im Dreck; ist auch der Großkampf abgeflaut, so bedeutet doch Ungeziefer, Nichtwaschenkönnen, Erkältungen, Grippeanfall, Zusammengepferchtsein in dunklen Stollen gerade genug. Mit der Dichterei sieht's ebenfalls böse aus. Mein Manuskript liegt schon wer weiß wie lange beim Verleger, der sich nicht rührt. Was soll's überhaupt mit der ganzen Dichterei, wenn sie dem Tage doch so ganz fremd bleibt und den Dichter als armen Blödling, oder: füllt er einen Beruf aus, als sonderbaren Kauz erscheinen läßt. Jetzt wo ich nicht allzufern von einer Heirat entfernt bin, kommt mir die ganze ökonomische Unhaltbarkeit des Künstlers recht zum Bewußtsein. Wozu Dichtung? Kein Mensch hat sie nötig.

20. Sept.

Wir werden noch etwa 3 Wochen in Stellung bleiben ... Ich hoffe Ende Oktober bis Anfang November Urlaub zu bekommen und steige oder fliege dann möglicherweise in den himmelblauen Ehehimmel! Rutsch!

N. B. Ihre »gefühlsmäßige« Gedichtauffassung ist die einzig richtige.


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