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An Frau Dettmer

Grendsen (nördl. Dünaburg)
19. Dez. 16

Beste Frau Dettmer, ich muß Sie hundertmal um Entschuldigung bitten, daß ich am Montag nicht (wie gern!) zu Ihnen kam. Leider kam ich von einer Reise nach Schleswig erst am Dienstag-Nachmittag zurück, und Mittwoch war schon mein letzter Urlaubstag. Schnell – zu schnell sind mir die Tage verflogen; 5 Tage hab' ich allein mit Hin- und Herreisen verloren, denn außer in Schleswig und Hannover war ich noch in Hamburg und beim Freund Kneip in Diez a.d. Lahn. Es hat mir überall großartig gefallen – nun sitz ich schon wieder im gewohnten Kreise im Graben; diesmal freilich in russischer Stille und Winterlichkeit. Über Erwarten milde, reine Schneeluft herrscht hier – kaum ein Schuß fällt – ab und zu zeigt sich eine schwarze Pelzmütze – Winterschlaf, wie's scheint. Der rechte Wintergraus, der echtrussische, soll jedoch erst noch im Januar-Februar kommen. 30 Grad Kälte und darüber; als trockene Kälte aber wohl einigermaßen zu ertragen. Eine Broschüre mit »Gedichten dreier Arbeiter«, betitelt »Schulter an Schulter« erschien im Quadriga-Verlag. Darin Gedichte von Engelke, Lersch (dem bekannten Kesselschmied u. Kriegsdichter) und Zielke. Von mir jedoch fast nur Gedichte, die Sie schon aus dem »Quadriga-Heft« kennen. Wenn ich in der nächsten Zeit Freiexemplare bekomme, erhalten Sie natürlich auch eins.

Eine größere Sammlung Gedichte ist unterwegs zum Insel-Verlag. Ich denke, mir immerhin Hoffnung machen zu können, daß sie angenommen wird.

Nun recht herzliche Grüße an Sie und Ihre liebe Tochter.

Ihr Gerrit Engelke

(Könnt ich auch die hannoverschen Glocken am Heiligabend hören!)


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