Briefe an Eltern und Freunde

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Lieber Jakob, vielen Dank für den Werfel. Werde ihn in den nächsten Tagen zurücksenden. Es ist starker guter Kern in ihm, das echte Wesen des Dichters; doch macht er der Form zuliebe zuviel Zugeständnisse auf Kosten der einfachen und bestimmten Ausprägung des inhaltlichen Wesentlichen. Manche Zeilen sind bestechend, rauschend und berauschend – es gelingen ihm lapidare Sätze – doch was hilft das Übermaß der Wortmusik – er ist eigentlich nur dem fühlenden »literarischen« Leser verständlich (und auch nicht immer!), dem menschlichen Leser wird er immer verworren und schwer entzifferbar sein. (Der böse, böse Intellekt!) Wir wissen, daß gute Kunst stark und eindeutig zu sein hat. Diese zugespitzte Formfeinfühligkeit, Bestreben, es zu letzten originellen Ausdrücken zu bringen, ist mir Gewand unseres jetzigen Jahrzehnts – nach 50 Jahren würde man revidieren müssen. Heuss schickte das Sommergedicht zurück. Nun ich es wieder gelesen, glaube ich, daß es nichts taugt. Es ist nichts Besonderes. Habe gestern, nach Jahren, eine kleine Farbenskizze (Selbstbild) gemacht. Vielleicht zeichne ich mehr und schicke es ans Kestner-Museum.

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An Jakob Kneip