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An Jakob Kneip

Rußland, 12. April 17

Mein lieber Jakob,

habe mich sehr über Deinen letzten Brief gefreut! Hat mich amüsiert, zu hören, daß Du von Homberg als Stadt, von einer Wüste von Häusern und Rauch sprichst – ich kann auf die Dauer ohne diese Wüste nicht leben.

Das ist auch meine Ansicht, daß eine Darstellung des Krieges ins Übersinnliche steigen, alles örtliche und zeitliche Geschehen (Schlachten) aber frei verwalten muß. Mir persönlich ist nur ein Gewaltiges vor allem anderen herauszuheben: Tod, Massentod, Schrecken.

Achte bitte auf Kritiken über mich. Das ist nicht »Ruhm«-Neugier. Du hast recht: ein Fingerhut voll brüderlicher Liebe für ein Fuder Ruhm! Doch wollen wir nicht auch ein Echo in der Welt hören, den innigen Kontakt mit den andern spüren?

Du freust Dich, daß wir uns in unserem Dezember-Urlaub recht als Mensch zu Mensch gefunden. Ich meine, wir müssen uns noch besser kennenlernen: dazu müßten wir in normalen Verhältnissen (nicht in Besuchsausnahmetagen) eine Zeit zusammenleben; es wäre gut und förderlich für uns beide.

Diesen erhofften Tagen sehe ich mit Freude entgegen.

Augenblicklich verbringe ich meine freien Stunden im Unterstand mit Entwerfen von – Stoff- und Tapetenmustern. Macht mir Spaß.


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