Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

An Jakob Kneip

Bussy, 31. Aug. 18

Lieber Jakob, ich bin's nun satt, daß mein Buch etwa jahrelang bei Died. herumliegt. So wie er sich jetzt kaum um mich kümmert, nicht antwortet, über einen bescheidenen Vorschuß von 50.– sich ausschwieg – sich vielleicht nicht mal auf einen Vertrag einläßt usw. – wird er auch später sicher nicht die Rührigkeit haben, mit der modernere Verleger sich für ihre Autoren einsetzen. Ich denke nun folgendes: Du verlangst das Manuskr. über V. zurück, mit dem Grund: daß ich es im Oktober (wenn ich dann anläßlich Kriegsheirat Urlaub habe) noch einmal durcharbeiten und umstellen will. Damit wäre die Tür zu ihm nicht ganz geschlossen. Sodann arbeite ich das Manuskr. wirklich durch und wir lassen einen zweiten und dritten Durchschlag anfertigen, die wir mit einem Geleitschreiben Dehmels an S. Fischer (der gut zahlt, auf jeden Fall aber sich der Sache annimmt) und Kiepenheuer oder Wolff senden. Ich denke, ich kann's dank meiner Eigenkraft mit jeder Nachbarschaft aufnehmen und darum lassen wir nun einmal nur das Geschäftliche reden. Um dem Verleger meine weitere Entwicklung zu beweisen, lassen wir von den neuen Gedichten zu »Rhythmus des neuen Europa« (Sonne, In Flut und Licht, An die Soldaten, Romanze, Sang im All) Abzüge beilegen (nicht zum Druck!). So. Bereite Dich ein wenig darauf vor, dieses alles energisch für mich zu unternehmen. Warte jedoch noch eine Weile – den genaueren Zeitpunkt usw. gebe ich Dir noch an.

Bezüglich der Heirat hoffe ich, daß sich bis Mitte Oktober noch Existenzmöglichkeiten durch Mai ergeben. Heiraten wir Oktober, so hat Mai, nachdem ich (vielleicht für 1919 noch) wieder im Feld bin, wiederum für längere Zeit Bewegungsfreiheit zum Unternehmen. Ich bin überzeugt, daß sie für uns beide bestrebt ist. Übrigens liegt's mir nicht fern, mit der Heirat bis nach dem Kriege zu warten. Eine Existenz durch Mai sehe ich als das beste Sprungbrett für mich an, von dem aus ich (ungetrieben!) Tätigkeit als Handwerker oder Kunstgewerbler oder Schriftleiter einer Zeitschrift aufnehmen kann. Sela. – Wenn Du unsern Ort Bussy auf der Karte suchst, wirst Du sehen, daß wir mitten im Trubel der Großkämpfe sind!

Dein Gerrit


 << zurück weiter >>