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An Jakob Kneip

Vaux-Kreuz-Höhe (vor Douaumont), 25. Sept. 17

Mein lieber Jakob, freut mich, daß Dir der letzte Terzinen-Gesang doch gefällt. Die beiden andern Gesänge sind auch bei Dir; ich sah sie noch, als ich zuletzt bei Dir war. Sie gefielen Dir nicht recht – waren Dir zu zerrissen. (Bemerkung: Die Terzinen werden etwa 10 Gesänge; fertig ist Grundidee: Abkehr vom Menschlich-Allzumenschlichen, Wiederhinfinden zur Menschheit unter dem äußeren Bilde (im letzten Gesang) des Kriegsausbruches; (da die Begeisterung noch rein war.) Da ich nicht weiß, ob ich Dir die Linien meines »Oeuvres« schrieb, wiederhole ich:

1. Dampforgel und Singstimme.

2. Don Juan (der fertig zu machen und auf große Züge zu führen ist).

3. Terzinen-Zyklus (der die poetische Summa meiner dänischen Zeit enthält).

4. Eine große rhythmische Kriegsdichtung (kein nationaler Krieg, sondern: der Krieg an sich).

Der fruchtbare Urnebel, aus dem Gestalt werden soll, geistert schon langsam. Ausformung kann auf jeden Fall nach dem Krieg in Ruhe erfolgen.

5. (und ich denke, das wird später meine schönste Aufgabe): Der Rhythmus des neuen Europa! (Rückschließend an Dampforgel usw.; umfassend das vom Krieg befreite, wieder menschlich-brüderlich werdende Völkereuropa der Städte, der Arbeit, des Lebens.)

Wir haben hier jede Nacht »Klamauk«. Nervosität hüben und drüben, Folge: Feuerüberfälle, beiderseitiges Sperrfeuer, bei dem kolossal viel Munition veraast wird.

Was macht Dehmel? Wie ich las, hat er sich der »Sturm-Bühne« verschrieben. Herzlichst

Dein Gerrit


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