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An Jakob Kneip

Kurland, 4. Febr. 17

Mein lieber Jakob, Dank für Deinen Brief! Ich bin in der letzten Zeit etwas »geknickt« gewesen – denn seit 14 Tagen hatte ich von niemandem eine Nachricht bekommen.

Solche »Liebeszeichen« entbehrt niemand mehr als der Frontsoldat; ich habe das so oft geschrieben – es scheinen aber alle in der Heimat an den eigenen Kopfschmerzen genug zu haben.

Es ist schade, daß die Quadriga-Sache, die durch Dehmels Einfluß schon solch guten Klang hatte, allmählich in Lotterei ausartet. Da schließlich jeder einmal nur auf den eigenen Beinen stehen muß, sage ich Dir: wenn Du einigermaßen bei der »Insel« Fuß gefaßt hast, los von dem Kram! Die Verzettelung meiner Sachen ist mir schon lange zuwider gewesen. Es kann mir nur schaden, wenn auch nur indirekt. Mit meinen Gedichten bei einem guten Verleger herauszukommen, ist mein natürlicher Wunsch. Nun wird dann ja aber wohl das alte Elend aller jungen Dichter beginnen; die Suche nach dem Verleger. Ließe sich bei Schuster und Löffler nichts machen? Doch zweckmäßiger als dieser in den Hintergrund getretene Verlag scheinen mir: Insel, Diederichs, Langen, Fischer. Leider kann ich vom Schützengraben aus nichts unternehmen; und doch ist mir dies ein großes Zeitversäumnis. Ich dachte nämlich so im Laufe der letzten Kriegszeit noch ein Buch erscheinen zu lassen, mit diesem Buch mich bei der Schiller-Kleist-Fastenrath-Stiftung zu bewerben. Da dies nichts zu werden scheint, muß ich es auf später verschieben. Werde dann erst wieder als Maler anfangen, vorausgesetzt, daß der Friede noch vor oder in den Sommer fällt, denn später ist kaum Arbeit zu bekommen. Mit dem Manuskript sich zu bewerben, hielt Dehmel, obschon zulässig, nicht für gut; was meinst Du?

Nach dem Kriege will ich erst wieder hinausziehen: Skandinavien, Spanien! Das sieht vielleicht phantastischer aus als es wirklich gemeint ist. Also: so gern ich gleich nach dem Kriege mit einem Stipendium losgezogen wäre, sehe ich, daß ich doch erst wieder zum bestgehaßten Pinsel greifen muß. Ich glaube nicht, daß sich noch was ermöglichen ließe?

Sei herzlich gegrüßt von Deinem

Gerrit


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