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An August Götting

August Götting gehörte zum Kreis der Freunde Engelkes in Hannover. Er vertonte einige seiner Gedichte.

Hersfeld (Fulda)
31. Okt. 17

Bester Herr Götting,

es drängt mich, nach so langer Zeit Ihnen einen recht herzlichen Gruß zuzurufen!

Über das Schicksal unseres lieben August Deppe sind Sie ja unterrichtet. Nach dem Erfahrenen seh ich kaum eine Möglichkeit, daß er noch leben könnte. Der Krieg geht über Leichen, und wir müssen uns damit abfinden, daß er uns oft gerade die am nächsten Stehenden raubt. Doch wer fühlt sich so groß, daß er mit dem Schicksal hadern möchte?

Ein ganz klein wenig hat's mich ja nun auch gestreift: am 2. Oktober leicht verwundet (rechter Oberarm), bin ich seitdem im ruhigen Lazarett, mit lang entbehrten weißen Betten. Die innere Stimme (so lange verstummt in den tödlichen Gräben) regt sich, nach kurzer Erholungspause, wieder in ziemlichem Umfange. Habe in den letzten 5 Tagen vier Gedichte geschrieben und bin augenblicklich noch mit einem Prosastück beschäftigt.

Inzwischen hat sich auch der »Ruhm« gerührt. Jul. Bab hat einen mächtig begeisterten Artikel über mich für Voss. Zeitung und »Hilfe« geschrieben. Außerdem habe ich Verlagsangebot von Eugen Diederichs, Jena, erhalten. Ich denke, daß ich nur etwa noch bis Mitte November im Lazarett bin. Dann kann ich endlich auf Urlaub fahren und Musik in Hannover hören! Auf Wiedersehen! Mit allen guten Geistern

Ihr G. Engelke


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