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An Jakob Kneip

Pinon-Anicy le Chateau, 9. Juni 17

Mein lieber Jakob; hab mich recht gefreut über Deinen Brief. Was Du da bezüglich Dehmels krampfhaft-dionysisch -gemütlichem Brief sagst, scheint auch mir das Richtige. Und was Du dann darauf über mich sagst, ist mir sehr herzlich.

Viel schreiben kann ich von hier nicht, da Arbeitsdienst, öfterer Alarm und das dauernde Störungsfeuer (das mitunter tagelang den Schlaf verhindert) des Franzosen etwas mürbe macht.

Das beigelegte Zeitungsblatt über »das neue Geschlecht«: na! na! bestätigt unsere Ansicht über den Mangel an echter Liebe bei den meisten! Es wird einem katzenjämmerlich bei dem vielen Gequassel, das vor und um die Dinge geht.

Ich habe lange nichts von Bekannten gehört, weder von Deppe (Winterberg, Champagne), noch von allen dänischen Näheren, was mir recht betrüblich ist.

Ich sage: im Herbst wird Frieden. Wird bis dahin wohl noch allerhand gewittern. Gärt schon hier: Feuersteigerung, dauerndes Beunruhigen von Seiten des Franzmannes. Ich bin ruhig und klar zusammengefaßt wie selten.

Herzlichst Dein Gt.