Richard Dehmel
Zwei Menschen
Richard Dehmel

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33.

Und sie wirbeln im Tanz: glühend im Glanz
mächtiger Feuer bei heller Sonne, in Feiertagslust:
Männer und Weiber mit offner Brust,
mit brennenden Backen, stampfenden Hacken,
auf offner Tenne, um eine Tonne:
die paukt ein Fischer voller Wonne,
um die Wette
mit einem Hirten, der bläst Clarinette,
und fernher braust den Takt die See.
Und nun reihn sich rings die Kinder zur Kette.
Und es wogt ein Herz: Meine Flammenfee –

weißt noch? damals? unser Tanzen
zwischen den Modepuppen und Schranzen!
wie du mir wehrtest; nit erzählen –
wie du mich lehrtest; nit uns quälen –
und mich schürtest, wie einen Herd,
aus dem statt Wärme Feuerwerk sprang!

Und er schwingt sie derber die Tenne entlang,
unverwehrt;
singend schüren die Kinder den Feuerkreis.
Zur Sonne singend. Und in den Pausen
macht die See die Seelen erbrausen.
Das Weib lacht heiß;

WRWlt, Meiner! sei Kind! dann steigt
deine Fee herab von ihrem Stern.
O, sie hätt wohl längst von Herzen gern
vor Mann und Weib den Damen und Herrn
die Zähne und die Zunge gezeigt;
Seht, hier tanz'ich in selbstgestopften Strümpfen
und kann noch immer die Nase rümpfen!
ich habe seit Wochen nichts zu Tische
als Salz, Brot, Ziegenmilch und Fische!
aber bin Mutter Isis, die Herrin der Welt –
gelt, mein lieber Herr Gott: deine liebe Frau Welt!

Es braust die See; es braust ihr Blut.
Zwei Menschen jauchzen vor Übermut.


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