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Eppelein von Gailingen.

I.

Der im Frankenland allüberall bekannte Eppelein von Gailingen stammte aus dem alten, nun längst ausgestorbenen Geschlecht der Gailingen von Illesheim, einem bei Windsheim im Bayerischen gelegenen Rittergut. Der Name dieses Mannes klingt bis gen Nürnberg in der Sage wider. – Zufolge eines Bündnisses mit dem Höllenfürsten hatte er ein Roß erhalten, das ihn aus allen schwierigen Lagen trug, und das auf den Anruf: »Appele, hopp!« über Abgründe und Flüsse hinwegsetzte, gleich als hätte es Flügel. Eppelein hatte es besonders auf die Stadt Nürnberg abgesehen. Aber auf einem seiner Raubzüge dorthin bekamen ihn die Nürnberger in ihre Gewalt. Im fünfeckigen Turm ihrer Burg legten sie den Unhold in sicheres Verwahrsam. Während sich nun die Ratsherren berieten, was mit dem Ritter anzufangen sei, wußte sich dieser in den Besitz seines Höllenrappen zu setzen. Er ließ nicht ab, den Kerkermeister zu bitten, man möchte ihm doch eine letzte Bitte gewähren und ihn, da er nun ja doch sterben müsse, vor seinem Tode noch einmal sein Roß besteigen lassen. Man gab seiner Bitte nach, und nun tummelte er seinen Rappen nach Herzenslust auf der Freiung vor der Burg. In einem Augenblick aber, da er sich unbeobachtet wußte, gab er seinem Tier die Sporen, und unter dem Ruf: »Appele, hopp!« setzte er zum Schrecken der Wächter über den Burggraben hinweg und entkam denn auch den verfolgenden Soldknechten. Durch die Jahrhunderte hindurch haben sich an der Brustwehr der Freiung beim fünfeckigen Turm zu Nürnberg die Eindrücke der Hufeisen des Höllenrappen erhalten. Den Nürnbergern aber hat diese Begebenheit den noch heute oft zitierten Spottvers eingetragen: »Die Nürnberger henken keinen, sie haben ihn zuvor.«


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