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IV.

Die fromme Gräfin Adelheid.

Nahe bei Crailsheim erhebt sich als Ausläufer der waldreichen Ellwanger Berge die Schöneburg. Hier soll Adelheid von Württemberg, die Gemahlin Krafts v. Hohenlohe, ihren Witwensitz gehabt haben. Sie war eine fromme Frau und eine Wohltäterin der Armen. Von ihrer Burg fuhr sie in einem unterirdischen Gang zum Ansbacher Tor in Crailsheim. Wenn sie an das Tor kam, so taten sich die Flügel von selber auf. Entfielen ihr Handschuhe oder Fächer, so flogen sie ihr von selber wieder zu. Einstens nun begegnete ihr hart vor dem Tor ein armer Sünder, der von einer großen Menge Volks zum Hochgericht geleitet wurde. Die Armesünderglocke wimmerte, und der junge Delinquent weinte. Da fragte ihn Adelheid nach seinem Verbrechen, und als er es ihr unter Tränen gebeichtet, sprach sie zu ihm: »Da geschieht dir recht; du hast den Tod verdient und sollst sterben.« Es war ihr solche Hartherzigkeit sonst fremd. In demselben Augenblick nun fuhren die Torflügel, vor denen ihr Gespann hielt, zu, und niemals mehr öffneten sie sich von selbst vor der Gräfin. Der unterirdische Gang von der Schöneburg nach Crailsheim aber stürzte ein, und bald darauf starb Adelheid. Sie wurde im Kloster Gnadental bei Waldenburg begraben. Ihr Gedächtnis aber ist in Crailsheim und bei allem Volk umher im Segen, hat sie doch all ihr Vermögen und Hab und Gut den Armen und den Gemeinden vermacht: Felder und Wälder und allerlei Gerechtsame auf Teiche und Fischwasser.

(O-A-B. von Crailsheim.)


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