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VI.

Der Wunderstein im Blautopf.

Es begab sich einmal vor vielen Jahren, als die Grafen von Helfenstein das Städtchen Blaubeuren samt der ganzen Herrschaft noch inne hatten, daß zwei Brüder desselbigen Geschlechts miteinander zum Ursprung der Blau kamen. Da ersah der eine von ihnen von ungefähr einen buntgefärbten Stein zu allernächst am Quell. Er bückte sich darnach und hob ihn auf. Aber, o Wunder! In dem Augenblick, da er den Stein in die Hand nahm, entschwand seine Gestalt den Blicken seines Bruders; denn er war plötzlich unsichtbar geworden. Da erschrak der andere Bruder und rief dem ersten zu, wo er denn so rasch hingekommen sei. Darauf antwortete der Angerufene, daß er zu allernächst bei ihm, dem Rufer, stehe. Des verwunderte sich der erste nun noch mehr, weil er den Bruder zwar hören, nicht aber sehen konnte, und er begehrte zu wissen, wie er das zuwege gebracht habe. Da gab ihm der Bruder den Stein auch in die Hand, und allsobald, da ihn der andere nahm, wurde auch dieser unsichtbar und der erste Bruder wieder sichtbar. Da wußten sie es, daß die Wunderkraft in dem Stein ruhe. Aber sie konnten über den Fund zu keiner vollkommenen Freudigkeit kommen und faßten den Entschluß, sie wollten sich des Steins und seiner Kraft begeben, um dadurch vielem Unheil vorzubeugen, ihr Geschlecht vor Unehr und dem Geschrei der Hexerei und Zauberei zu bewahren. Damit warfen sie den Wunderstein in den Ursprung der Blau, und dort ruhet er bis zum heutigen Tag.

(Nach der Zimmerschen Chronik von C. Schnerring.)


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