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Der Fuchseckschäfer.

Zwischen den Dörfern Schlath und Auendorf springt aus dem Albgebirge ein hoher Bergkopf hervor, die Fuchseck geheißen. An die obere Kuppe dieses Berges lehnt sich der Fuchseckhof an. Auf diesem Hofe lebte in alten Zeiten einmal ein Schäfer, der konnte seine Schafe in Mucken (Fliegen) verwandeln, und oft in schöner Sommerszeit ließ er sie in die Ebene um Schlath und Auendorf hinabfliegen. Dort verwandelte sich dann das Geschmeiß, und aus den Mucken wurden wieder Schafe. Diese fraßen auf den Feldern und Wiesen das Gras ab und flogen, wenn sie satt waren, als Mücken wieder zum Fuchseckhof zurück. Doch den gottvergessenen Schäfer traf die Strafe des Himmels. Seit vielen hundert Jahren muß er alljährlich um Bartholomäi auf Fuchseck und auf den Wiesen von Schlath mit einer Herde von 500 bis 600 Schafen die Weide beziehen. Man sieht ihn da im weißen Zwilchkittel stehen, einen dreieckigen Bauernhut auf dem Kopfe. Ein großer schwarzer Hund sitzt neben ihm. Geht man zu den Schafen hin, so sind es lauter Mücken, vor denen man sich kaum bergen kann. Einst sagte ein Bauer zu einem Buben, als eben der Fuchseckschäfer mit Hund und Herde sich zeigte: »Lauf doch hinauf und hol' mir einmal so ein Schaf da herunter!« Als nun der Bube hinsprang, drangen auf einmal ganze Schwärme von Mücken auf ihn ein, so daß er eilends zurücklief und nie wieder versuchte, ein Schaf von der Weide zu treiben.

(Nach Meier.)

 


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