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Mozart an seine Braut Konstanze Weber

Mozart konnte sich erst nach schweren Kämpfen mit seinem Vater und der Mutter seines Mädchens die Braut erringen. Er zeigt sich auch als liebevoller Gatte gegen Konstanze, der ihrerseits die mancherlei Frivolitäten des geselligen Verkehr im ausgehenden 18. Jahrhundert nicht völlig zur Last zu legen sein werden. S. Nohl, Mozarts Briefe, Salzburg 1865.

Dresden, 13. April 1789
Um 7 Uhr früh,

Liebstes bestes Weibchen!

Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von Dir! Wenn ich Dir alles erzählen wollte was ich mit Deinem lieben Porträt anfange, würdest du wohl oft lachen. Zum Beispiel wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme; so sage: grüß dich Gott Stanzerl! – grüß dich Gott Spitzbub – Krallerballer – Spitzignas – Bagatellerl – schluck und druck! – und wenn ich es wieder hineinthue so lasse ich es so nach und nach hinunterrutschten, und sage immer Nu – Nu – Nu – Nu! aber mit dem gewissen Nachdruck den dieses so vielbedeutende Wort erfordert und bei dem letzten schnell: Gute Nacht, Mauserl, schlaf gesund! – Nun glaube ich so ziemlich was Dummes (für die Welt wenigstens) hingeschrieben zu haben, für uns aber, die wir uns so innig lieben, ist es gerade nicht dumm. – Heute ist der sechste Tag daß ich von Dir weg bin, und bei Gott mir scheint es schon ein Jahr zu sein. – Du wirst wohl oft Mühe haben, meinen Brief zu lesen, weil ich in Eile und folglich etwas schlecht schreibe. – Adieu liebe einzige – der Wagen ist da – da heißt es nicht brav und der Wagen ist auch schon da – sondern – male. – Lebe wohl und liebe mich ewig so wie ich Dich; ich küsse Dich millionen mal auf das zärtlichst und bin ewig Dein Dich zärtlich liebender Gatte

W. A. Mozart.

Dresden 16. April 1789
Nachts um halb 12 Uhr.

Liebstes bestes Weibchen!

Liebes Weibchen ich habe eine Menge Bitten an Dich; –

1 mo bitte ich Dich daß Du nicht traurig bist;

2 do daß Du auf Deine Gesundheit achtest und der Frühlingsluft nicht trauest.

3 tio daß Du nicht allein zu Fuße, am liebsten aber gar nicht zu Fuße ausgehest.

4 to Daß Du meiner Liebe ganz versichert sein sollst; – keinen Brief habe ich Dir noch geschrieben, wo ich nicht Dein liebes Portrait vor meiner gestellt hätte. –

5 to Bitte ich Dich nicht allein auf Deine und meine Ehre in Deinem Betragen Rücksicht zu nehmen, sondern auch auf den Schein. – Sei nicht böse auf diese Bitte. – Du mußt mich eben dieshalb noch mehr lieben, weil ich auf Ehre halte.

6 to et ultimo bitte ich Dich in Deinen Briefen ausführlicher zu sein. – Nun lebe wohl, Liebste, Beste! – Denke daß ich alle Nacht ehe ich ins Bett gehe eine gute halbe Stunde mit Deinem Portrait spreche, und so auch beim Erwachen.

O stru! stri! ich küsse und drück Dich 1095060437082 mal (hier kannst Du Dich im Aussprechen üben) und bin ewig Dein treuester Gatte und Freund

w. A. Mozart.


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