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Brief einer Braut an ihren Bräutigam in Coburg

Der Brautbrief eines Mädchens an ihren Bräutigam in Coburg ist von Freytag mitgeteilt worden (s. Bilder), in seinen geschnörkelten Liebesworten illustriert er die Konvention der Zeit.

»Mein auserwähltes Herz!

Gleich wie ich nicht zweifle, mein geliebtes Kind werden die heiligen Weihnachtsfeiertage in allem erwünschten Wohlsein zurückgeleget haben, so hoffe, daß der gütige Gott mein sehnliches Bitten in Gnaden erhören und meinen Geliebten mit so viel Gesundheit, Segen und allem Vergnügen in reichem Maß überschütten wird, daß beständig Ursach haben möge, ihn dafür zu preisen. Zu dem bevorstehenden Jahreswechsel gratuliere ebenfalls, und will meinen aufrichtigen Wunsch von Grund des Herzens in diesen wenigen Worten ausdrücken: »Höchster, höre mein Gebet! nimm, mein liebstes Kind zu sparen, doch die Hälfte meiner Zeit, lege sie zu seinen Jahren, so wird auch mein zeitlich Wohl, das durch seine Güte keimet, bald des Segens reife Frucht, obgleich Neid und Mißgunst schäumet.«

Mein Herz haben mir mit deren angenehmen Schreiben ein großes Vergnügen verursacht, da ich gesehen, daß sich dieselben Deren häufige Verrichtungen, welche mich leicht vergessend machen können, nicht abhalten lassen, an mich gütigst zu gedenken, deßwegen Ihnen meinem Geliebten den allerverpflichtetsten Dank abstatte. Dieselben beliebten in Deren Werthem zu erwähnen, daß die Ringe fertig, es stand aber nicht dabei, was ich dafür zu bezahlen schuldig, ich erwarte daher mit nächstem eine gefällige Nachricht sowohl dieserwegen, als auch vornehmlich den Herrn Schwagen Consulenten betreffend.

Finden mein geliebtes Vergnügen sonsten etwas, das ich zu wissen oder besorgen nöthig habe, so belieben es dieselben nur frei und aufrichtig zu melden, es soll mir dero Befehl allzu einer Vorschrift dienen. Bei der hochwerthesten Frau Mama und Frau Schwester machen mein Herz bei dieser Jahresveränderung meine gehorsame Gratulation, und bitten wir ohnschwer Deren geneigtes Wohlwollen ferner aus. Mein Papa und Mama lassen ebenfalls ihr Compliment vermelden und Ihnen alles beglückte Wohlergehen in ungestörter Zufriedenheit zu genießen anwünschen. Wir erwarten mit größtem Verlangen eine gefällige Antwort, und mein Papa ist desto begieriger solche zu erhalten, weil er das letzte Schreiben der Mama selber diktieret; mich plaget selbst die Neugierigkeit zu vernehmen, wie dero Resolution diesfalls ausfallen wird. Anbei nehme mir die Erlaubniß, Ihnen, mein Herz, etwas Schlechtes von meiner Arbeit zu einem Leibchen beizulegen, mit der ergebensten Bitte, nicht auf den geringen Werth der Sache, sondern auf die Aufrichtige Meinung zusehen; denn ich versichere, daß nicht so viel Stiche darin befindlich, als gute Wünsche für Dieselben dabei abgeschicket. Schließlich bin mit beständig währender Hochachtung

meines Herzlich geliebten treu ergebene C. C. K.

Hof, 29. Decbr. 1750 A Monsieur, Monsieur ... à Coburg


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