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Heinrich von Nördlingen an Margarete Ebner, die Gottesbraut

Heinrich von Nördlingen, 1322–1338. In Heinrichs von Nördlingen, des deutschen Mystikers und Zeitgenossen eines Tauler, Korrespondenz besitzen wir die älteste Briefsammlung in deutscher Sprache. Berühmt ist seine Seelenfreundschaft mit Margarete Ebner, einer verzückten und von Offenbarungen besuchten Dominikanerin, die er in überschwenglicher, geistlicher Liebe verehrte. Was hier als Ausdruck einer mittelalterlichen Seele zu gelten hat, die in mystischer Innigkeit eine Gottesbraut umfaßt, steht der religiösen Hysterie sehr nahe. S. »M. Ebner u. H. v. Nördlingen«. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik von Philipp Strauch, Freiburg und Tübingen 1882.

(1332–1378)

Der aller liebsten in dem liebsten lieb, unserm Heren Jhesu Christo, die er im in im ewiglichen erwelt und behalten hat und in der verborgenheit seines vetterlichen Antlütz verborgen hat so gar überflüssiglich, das si das ubel aller schuld nimer mer finden kann – der enbuit ir armer und werlich unwirdiger friund des miniklichen grusz usz flieszend sußigkeit, die die ewig minne des heiligen geistz usz dem vetterlichen Hertzen durch das ewig wort gezogen hat und bei dem uszerwelten usz allen chören der engel, dem zarten boten Gabriel, in das rain vns und die allerliebsten und gelütersten sel Marien gesant hat, us der furbas die fuszen fegen und die hailsamen grusz alle engel und hailigen empfangen hant. meines hertzen us erweltü freud und meiner sel heiliger trost und alles meins lebens mit gantzem gedingen sicher zuflucht, ich beger, das dich dein lieb mit seinen jüngern füre uf den berg aller volkumenheit und da in deiner sel sitze mit uberwessentlichem fried, mit gotruwiger stille und mit aller seiner reichen gnad sitze und da uf tu seinen wahrhaften mund und in dein hertz sprech den minigklichen hal seins ewigen wortz nach der aller lutersten warheit und nach der innersten süesten berürde, als er je dehninen seinen erwelten berührt hat, also das du da sehest dein liebstz lieb Jhesum in aller seiner chunigklicher ere, davondein hertz zerflües, und sich in dein hertz schiesz, das du davon wider in in gangist, und das du da bekennist als du bekant bist und du da minist als du gemint bist, das du da enphahist durch die geeder Jhesu Cristi des aller besten gutz, das usz dem mark der suszen Minen gotz in keinen minbrinenden geist je gefloßen ist, das du da trinkest und versinkest in der wag gusze der vetterlichen barmhertzigkeit, das du da in dem Spiegel des luttern gottlichen weszens an sehest, wie deiner sel schöns antlütz in dem antlütz gotz so lieblichen lucht, so frolichen spilt, so luhtlichen schimpft in reicher glori des fursten, eia!

frau gar hoche und aller erwirdigü, wie wirt ewer mund so nahen gefügt zu dem mund gotz! owe! gotlicher küsse! owe! gotlicher minung mit aller menschlicher natur, mach dir eins mit dir deins lieben, plugen kindes sel und hertz, Margrethen! erheb sie uz ir in dich, das si werlich verstand die minne, die sie geseugt, ernert, gelert, umbfangen, enzundet und zu dir, barmhertzigen vatter und got, gantzes trostes so gar inbrunstigklichen erhebt und einigt hat. vatter, dein vetterliche träu kom ir zu hilf, wan sie anderswa hilf nit suchet dan bei dir und von dem, das dein ist und dir ist. Jhesu Christe, unser aller liebstz geschwistergit, kum ir ze hilf und gewer sie schier, der du geben hast gebet und begird usz dem brunen des lebens. heiliger geist, schuiße sie schnel mit dem liecht, in dem sie clarlich gelüchtit hat in dem vetterlichen hertzen, durchstich sie senftigklich mit dem sper deiner minen, wunde sie bald mit dem durchflamenden glenstern deiner haisamer sträl, das sie senft sere sie und sere hail sie, das nichtz mer widerzems deinem genemen antlütz in ir funden werd, eia! hailige und rains plut Jhesu Christi, mach sie dir rain und schrib dich in sie, das sie sich in dir und dich in ir finde. Maria, hilf uns ditz erwerben! Alle engel, erzaigent uns ewer hilf! alle hailigen in himel und in erdtrich, bitten fur uns! amen, Lieb meins, da ich dir schriben wolt, do must ich also für dich bitten! des bezwang mich die gnad gotz in meinem Hertzen. also lieblichen kom mir für das jarzeit, als dich got mir gab. dem getrau ich und unsern fründen, allen hailigen, das er mir und aller der cristenhait sunder gut bei dir und usz; dir schencken welle, amen. der fried Jhesu Christi der sie mit dir.


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