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  • Verschiedene Autoren
  • Die Tegernseer Liebesbriefe Wernher des Mönchs
  • Heinrich von Nördlingen an Margarete Ebner, die Gottesbraut
  • Charitas Scheurl an ihren Eheherrn Albrecht Scheurl
  • Margarethe Kuffner an Melanchton den jüngeren
  • Magdalena Behaim an Palthasar Paumgartner
  • Ursula Freher, Tochter des Stadtsyndikus von Nürnberg, an Johann Adolf von Glauburg in Frankfurt
  • Anna Magdalena Wurm an A. H. Francke
  • Friederike Caroline Weißenborn an Gottfried Zorn
  • Louise Adelgunde Victorie Kulmus an Gottsched
  • Brief einer Braut an ihren Bräutigam in Coburg
  • Meta Moller an Klopstock
  • Die Karschin an Gleim
  • Pestalozzi an Anna Schultheß
  • Herder an Karoline Flachsland
  • Johann Heinrich Voß an Ernestine Boie
  • Herzog Peter von Kurland an seine (heimliche) Braut Dorothea von Medem.
  • Anton Matthias Sprickmann an Jenny von Voigts, geb. Möser
  • Schubart an seine Frau
  • Mozart an seine Braut Konstanze Weber
  • Unzelmann an Mlle Friderike Flittner nachmals Mdme Unzelmann (1785)
  • Bürger an Molly
  • Herzog Karl von Württemberg an Franziska von Hohenheim
  • Schiller an Lotte
  • Goethe an Käthchen Schönkopf
  • Hölderlin an Luise Nast
  • Wilhelm und Caroline von Humboldt
  • Jean Paul an die »erste Caroline«
  • Friedrich Gentz an Elisabeth Graun
  • Prinz Louis Ferdinand an Pauline Wiesel
  • Fichte an Johanna Maria Rahn
  • Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge
  • Böhmer an Caroline
  • Therese Forster an Georg Adam Forster
  • Clemens Brentano an Sophie Mereau
  • Friedrich Creuzer an Caroline von Günderode
  • Joseph von Görres an seine Braut
  • Graf Finckenstein an Rahel
  • Ludwig Börne an Henriette Herz
  • Schleiermacher an Henriette Herz
  • Beethoven an die »unsterbliche Geliebte« Therese Brunswick
  • Bettina Brentano an Goethe
  • Karl von Clausewitz an seine Braut Marie von Brühl
  • Albert von Wedell an Philippine Griesheim
  • Kerner an sein Rickele (Friederike Ehmann)
  • Wilhelm von Humboldt an Johanna Motherby
  • Ernst Moritz Arndt an Johanna Motherby.
  • Carl Maria von Weber an die geliebte Caroline
  • Karl von Roeder an Henriette von Bernstorff
  • Heinrich von Bülow an seine Braut Gabriele
  • Wilhelm Waiblinger an Julie Michaelis
  • Ferdinand Raimund an Toni Wagner
  • Heinrich Stieglitz an seine Braut Charlotte Willhöfft
  • Eduard Mörike an Luise Rau
  • Grabbe an Lucie Clostermeier
  • Immermann an seine Braut Marianne
  • Grillparzer an Katharina Fröhlich
  • Adalbert Stifter an Fanni Greipl
  • Robert Schumann an Clara Wieck
  • Lenau an Sophie Löwenthal.
  • Ferdinand Freiligrath an Ida Melos
  • Levin Schücking an Annette von Droste-Hülshoff
  • Georg Herwegh und seine Braut
  • Moltke an seine Braut
  • Hebbel an Elise Lensing in Hamburg
  • Hebbel an seine Frau Christine.
  • Bismarck an seine Braut
  • Emilie Uhland an ihren Gatten.
  • Gottfried Keller an Luise Rieter
  • Johanna Kapp an Gottfried Keller.
  • Scheffel an Emma Koch-Heim
  • Wagner an Mathilde Wesendonck
  • Ferdinand Lassalle
  • Anzengruber an Fräulein Mathilde Kammeritsch
  • Detlev von Liliencron an Helene von Bodenhausen.
  • Nachwort
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Johann Heinrich Voß an Ernestine Boie

Ernestine Boie war die Schwester von Voß innigstem Freund Boie, das spätere Vorbild der »Luise«. Nachdem es den Liebesleuten gelungen war, der größten Schwierigkeiten vor und nach dem Verlöbnis Herr zu werden, wurde ihnen eine musterhaft glückliche Ehe bescheert. S. Wilh. Herbst, J. H. Voß, Leipzig 1872.

Den 3. Februar 1774.

Guten Morgen, Ernestinchen! Ich wollte, daß Sie in diesem Augenblick so aufgeräumt wären wie ich. Die liebe Sonne scheint auf meinen Schreibtisch. Ich kann die Gardinen nicht herunternehmen, ob es mich gleich ein wenig blendet. Heida! nun gehn wir dem Frühlinge mit starken Schritten entgegen. Dann pflück' ich Blumen, und denke bei der ersten an Ernestinchen! Dann les' ich Kleists Frühling unter einem blühenden Apfelbaum. Dann hör' ich die liebe Nachtigall! O wie schön, wie schön! freun Sie sich, Ernestinchen? – wo ist meine Pfeife? Ich muß eine mit Sonnenfeuer ausrauchen. Eine neue Pfeife, die noch keine Flamme des Heerds entheiligt hat. – – Sie brennt! So schön hat mir in drei Monaten keine Pfeife geschmeckt! Ja, es hilft nichts, Sie müssen meinen ganzen Ungestüm anhören. Wenn sich die Natur verschönert, dann bin ich nicht zu halten. Miller und ich wir haben die besten Stuben. Wir sehen die Sonne und den Mond. Geht Ihre Stube auch gegen Süden? Dann freuen Sie sich auch anjetzt, und denken vielleicht bei Ihrer Freude an mich! Aber jetzt sind Sie wol nicht auf Ihrer Stube. Es ist halb neun; jetzt trinken Sie unten Ihren Kaffee. O ich sehe Sie am Kaffeetische. Eben jetzt schenken Sie ein. Unser lieber Vater (verzeihn Sie, daß ich ihn so nenne) raucht mit eben so vielem Vergnügen wie ich. Rudolf sitzt bei Ihnen. Er spricht zwar nichts, aber seine Miene sagt: Ach! ein schöner Tag! Nun kömmt der Frühling bald. Dann reis' ich nach Göttingen, und umarme meinen Voß. –

28. Juli 1774.

Unaussprechlich lieb ich Dich, meine Theure! Mein ganzes Leben sei Dein! und wenn ich sterbe, so sei mein letztes Stammeln zu Gott der Dank, daß er mir Dich geschenkt hat! O der liebe Gott muß uns beiden gnädig sein! Wie oft steigt unser Gebet wohl zugleich vor seinen Thron und bittet um Einerlei! Ich habe ein so festes Vertrauen auf seine Güte, daß ich mit der größten Freudigkeit in die Zukunft hinaussehe. Und nach dem Tode eine Ewigkeit voller Freuden, ohne Wechsel des Glücks, ohne Trennung und Abschiedsthränen, in paradiesischen Hainen, von Engeln begleitet – wer wollte Gott nicht lieben!

Göttingen, 1. Januar 1775.

Ich bin mit einer feierlichen Heiterkeit aufgestanden, habe alle meine Schicksale im vergangenen Jahr durchdacht, und Gott gedankt, der mich so wunderbar und so gnädig geführt hat; ich habe geweint und neue heftige Entschlüsse für Tugend und Vaterland gefaßt; was kann ich nun eher thun, als mich mit Dir, mein Alles nach Gott und Vaterland, zu unterhalten! Durch Dich, einzig durch Dich ist mir dies stürmische Jahr, mit allen seinen Thränen, mit allen seinen Todesschrecken, ein Sabbath Gottes; und alle Freuden aller vorhergehenden Jahre, da ich Dich noch nicht kannte, da ich noch nicht wußte, welche schöne Engelseele für mich aus den Händen des Ewigen geschwebt war und unter Blumen, von ihrem Seraph begleitet, geheime Ahndungen unsrer künftigen Liebe entgegenlächelte, alle jene geschmacklosen Freuden der stumpfen Einsamkeit sind Spreu gegen eine Thräne, die das selige Gefühl Deiner Liebe meinem Herzen entpreßte!


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