Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Meta Moller an Klopstock

Der Briefwechsel zwischen Klopstock und Meta Moller, 1754 ihm angetraut, 1758 gestorben, auf dem Kirchhof in Ottensen begraben, atmet den ganzen Überschwang der Zeit, von den Linden, die Klopstock auf ihr Grab pflanzte, kommt eine noch jedes Jahr zum Erblühen. S. Briefe von und an Klopstock. H. von J. M. Lappenberg, Braunschweig 1867.

den 7. April 1752.

Wie viele Briefe werde ich Ihnen noch schreiben, ehe ich Sie sehe, mein süßer Freund? Ach, wenn der liebe May doch nur erst da wäre! Aber kommen Sie mir auch nicht eher, als bis die Wege recht gut sind und das Wetter besser ist, auf daß Sie mir einen Klopstock ganz gesund und wohl liefern. Und dann wollen wir uns recht, recht vergnügen. Aber Sie müssen auch ja so seyn, als ich Sie haben will. Versprechen Sie mir das? Und dann vor allen Dingen ja nicht zu früh wieder wegreisen. Sie sollen nur sehen, wie schön es hier im Frühlinge ist. Aber was diesen Frühling für uns das beste ist, das empfinden Sie nicht so sehr als wir. Und was wird denn dieses Jahr uns hier den Frühling schön machen? – – Ach Klopstock, ich bin Ihnen doch recht von Herzen gut. Diese Nacht träumte mir, daß Sie hier waren. Das wär schön! Ich bin so vergnügt Klopstock, wenn ich an Ihr Kommen denke. Der Himmel belohne Sie dafür, daß Sie uns einige Stunden so erheitern. Und wenn sie nun kommen, so will ich zusehen, ob ich meinen alten Gram, wenigstens auf die Zeit, ersticken kann. Thun Sie das auch Klopstock. – Aber ich will daran nicht denken, Ich will soviel mir möglich ist, mich mit den Gedanken, den süßen Gedanken beschäftigen, daß meinen so lieben Freund nun bald sehen werden.

Ob ich Ihnen in Ihrem letzten Briefe Ihren Ernst vergebe, nachdem er mit Scherz anfing? O, Klopstock, Sie sind mir immer Ernst noch liebenswürdiger als im Scherz, ob Sie mir gleich auch im Scherze unendlich liebenswürdig sind. Wieviel mehr feyerlich wird mir künftig der Charfreytag sein!

Ach Klopstock – – gottlob, daß ich Sie 1740 noch nicht gekannt habe. Mein süsser, süsser, lieber Freund. Ich kann Ihnen nicht mehr schreiben.

M. Moller.

Klopstock an Meta Moller.

Lincbi, den 9. Mai 1752

Gleich itzo bekam ich Ihren Brief mit Gisekens seinem. O wie unaussprechlich lieb habe ich Sie, mein Klärchen. Und dieses Gefühl ist so sehr mein herrschendes Gefühl, daß ich nur ganz kleine Stücke am Messias arbeite und den einzigen Horaz lese, oder vielmehr nur in der Zerstreuung, in der süßen Zerstreuung, hier wieder koste, ohne recht zu wissen, was ich koste.

Der Ausdruck in Ihrem Briefe: »Gesellschaft entziehen.« O meine Mollern, wie glücklich wäre ich, wenn Sie noch ganz anders redeten. Ob ich Ebert und zwar wie ihn mir Giseke von neuem beschrieben hat, ob ich ihn oft sehen werde? Der Gedanke ist auf der einen Seite sehr traurig für mich, nämlich daß ich ihn nun auch in Braunschweig selten sehen würde; aber wenn er auch noch mein alter Ebert wäre, so würde er sich darein ergeben müssen, daß die kleine Moller den ersten Platz in meinem Herzen hätte. Doch wie halb hab ich mich ausgedrückt. Ich fühle es, das war nur halb mein Herz. Den ersten Platz unter meinen Freunden? Nein, Mollern, Sie wissen es ja einmal, das ist viel zu wenig für mein Herz! Viel zu wenig, meine süße, süße Mollern. – Doch ich hasse die Sprache, die von der Gegenwart unbeseelt ist, ich hasse diese halbe Sprache, und will weiter kein Wort mehr sagen. Doch muß ich das Versprechen meines letzten Briefes halten. Doch ich kann es noch nicht, und ich werde Ihnen wohl noch einmal schreiben müssen. – – Und ich soll nicht über die See gehen? O, mein unaussprechlich süßes Clärchen, wie lieb, wie sehr lieb habe ich Sie. Adieu für diesmal, bestes Mädchen. Ich kann und mag nicht mehr schreiben. Ich hasse es von ganzem Herzen.

Ihr Klopstock.

Meta Moller an Klopstock.

Den 15. July 1752.

Als ich in Quedlinburg, er zwischen Quedlinburg und Hamburg unterwegs war.

Nun bist Du fort! – Mein Klopstock! – Ach; – O, ich kann nichts schreiben. Ich bin noch zu beklommen. Vor einem Augenblick saßest Du hier noch bei mir. Ach, mein Klopstock! – Ich kann noch nicht zum Weinen kommen; ich weiß nicht, wie das ist. Ich bin sehr, sehr beklommen. Aber unserm Gott, wie Du sagtest, unserm Gott empfehl ich Dich auch. O ja, Deine Reise ist gewiß glücklich. Sey meinetwegen nur nicht besorgt. Ich will mich schon aufrichten. Du liebst mich ja – – ich liebe Dich – – und ich sehe Dich bald wieder ... Lebe wohl. Ich will mich ankleiden und aufs Land fahren mein Klopstock! –


 << zurück weiter >>