Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Wald.

Jagdgeschrei, Siegfried, mit Jägern.

Siegfried. Ihr lust'gen Jäger, tief zum Thal hinunter
Erklingt das Schreien, Bellen, Blasen munter,
Daß sich der Wald in allen Zweigen regt,
Vor Freude sich mit Rauschen schön bewegt.
Hier haltet still und laßt die Hörner klingen,
Auch mögt ihr wohl ein lustig Jagdstück singen.

Jäger mit Hörnern.
    Durch die dicken Zweige grün
    Geht der Klang der Hörner hin,
    Spricht zu den Vöglein
    In belaubten Aesten fein:
    Auf! und euch rührt,
    Die Kehlen regiert,
    Singt dazwischen
    Aus allen Büschen!
    Sie machen sich auf mit munterm Schrein,
    Das schallt in die Jagdmusik hinein,
    Kommt Widerhall aus Felsen hinterdrein
    Erschüttert das Wild so groß wie klein. –
    Hurra! ihr jagenden Leute,
    Erfreut euch der Beute,
    Und heute
    Jagt allen Gram in die Weite.

Siegfried. Nun kommt, ihr habt den Ton gar brav gehalten,
Daß Wald und Horn und Sang zusammen schallten.

sie gehn.

Golo tritt auf mit einer Armbrust.

Golo. Ich kann nicht jagen, ich bin müd' und matt,
In allen Gliedern krank, der Ton der Hörner
Erfrischt mich nicht wie sonst. Die Armbrust möcht' ich
Auf Siegfried legen, also haß ich ihn,
Und mich dann selbst hinab zur Tiefe stürzen.
Hier ist der Baum und hier der kleine Hügel,
Wo ihre Zung' und Augen sind begraben.
Sieh, wachsen da nicht schöne Blümlein auf
Und frisches grünes Gras, die blauen Kinder
Sie strecken sich hervor, und wilde Nelken.
Ach küssen muß ich euch, denn ihre Lippen
Durft' ich niemals berühren. Fühlst du Herz
Die Gegenwart der theuren Ueberreste?
Hinunter möcht' ich sinken, und im Sterben
Vergehn in tausend tausend kleine Blumen,
In Tropfen Thaus, in klare Silberwellen,
Und so mich tief in das Vergessen tauchen. –
Hinweg! dies sind noch ihre blauen Augen,
Sie sehn nach mir, die auferstandnen Augen,
Sie blitzen nach mir her und thun ein Grüßen,
Das Gras erregt sich, alle Bäume schelten!
Sie ist es selbst! wo soll ich mich verbergen? er entflieht.



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