Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Genoveva, Gertrud, Wolf, Wendelin, Benno, Drago, andre Diener.

Wolf. Wo ist der Golo? Wo mein liebster Golo?
Daß er die frohe Zeitung auch erfahre?
Nein, seit die Christenheit sich hat verbreitet,
Seit wir Geschichten kennen und begreifen,
Ist nicht so wunderbare Schlacht geschehn!
Ihr habt den Boten schon zu Bett geschickt?

Drago. Ja, er war müde über alle Maaßen.

Wolf. Nun er ist gut geritten, das muß wahr sein,
Und hat er uns doch alles schon erzählt,
Da mag er schlafen bis es wieder Nacht wird;
Denkt, gnädge Frau: der Mohrenkönig todt,
Das ganze Heer so gut wie aufgerieben,
Nur wenig Flüchtige dem Karl entronnen,
Denkt nur die viele Beute und den Ruhm!

Genoveva. Es hat der Herr sich groß für uns erwiesen,
Er sei dafür in Ewigkeit gepriesen!

Wolf. Gepriesen und gelobt zu jeder Zeit
Von nun an bis in alle Ewigkeit,
Halleluja! so sprech' ich gern und Amen,
Daß Christus Feind' so schnödes Ende nahmen!
O daß ich nicht mit in der Schlacht gewesen,
Ich wär' wohl gar vom Alter dort genesen.

Benno. Und schaut die schönen Stücke, die der Graf
Als Beute hat gesandt.

Wendelin.                           Gar seltsam künstlich.
Der Säbel funkelt all von Edelstein.

Wolf. Das ist ein Mohrensäbel müßt ihr wissen,
Den hat der Graf ein'm Heiden selbst entrissen.
Das sind Rubinen, dies hier Diamanten
Am Griff, das allerhärteste Gestein,
Hier schimmerts grün, das weiß ich nicht zu nennen;
Doch seht das Wehrgehenk, ich muß bekennen,
Was herrlichers hab' ich noch nie gesehn,
So reich gewirkt, die Stickerei so schön;
Es ist bei alledem ein Heide traun
Nicht eben so gar übel anzuschaun,
Und möchten sie nur nach dem Glauben trachten,
So würd' ich sie doch nicht so ganz verachten.

Drago. Die Freude macht euch wieder jung, Herr Wolf.

Wolf. Ja wär' ich nur so noch wie sonst ein Wolf,
So sollt's dabei nicht sein Bewenden haben,
Dann würdest du mich tanzen, springen sehn,
Und singen, daß das Schloß nur widerhallte.
Doch jezt sind mir die Zähne ausgefallen,
Ihr junges Volk müßt aber lustig sein.

Genoveva. Ich gebe morgen einen Feiertag,
Wo jeder Dienstmann sich ergötzen mag,
Auch sollt ihr Wein und Speise nicht entbehren,
Ihr mögt wohl, Drago, beides ihn'n gewähren.

Wolf. So recht, hochedle Frau, das war wohl auch
Zu meiner Zeit ein lobenswerther Brauch.
Der Edle freut sich leichtlich geistger Weise,
Der Dienstmann lieber noch mit Trank und Speise;
Am besten aber hat es der gefunden,
Bei dem das beides sich in eins verbunden.

Alle. Dem Herren Siegfried Heil, und unsrer Gräfin!

alle ab.

Drago. Ich werde mit Verlaub, vom frühen Morgen
Für eure gütigen Befehle sorgen,
Doch haltet ihr es nicht für gut gethan,
Man meldet von dem Glück dem Kapellan?
So mag der Gott in heilger Kirche danken,
Allmosen spenden Bettlern und den Kranken.
Verzeiht, wenn ich zu kühn mit euch gesprochen,
Wer fehlt und gut es meint, hat nichts verbrochen.

Genoveva. Ich danke dir, mein Lieber, daß du stets
Die beste Einrichtung zu treffen weißt,
Und mich an meinen Vorsatz hast erinnert:
Ja es geschehe so, wie du es willst. –

Drago ab.

Genoveva und Gertrud bleiben.

Gertrud. Was mag dem Golo fehlen?

Genoveva.                                             Darauf sinn' ich
Schon lange, und mich quält sein stiller Kummer.

Gertrud. Er war sonst nie der Traurigkeit ergeben,
Sein Antlitz war wie Morgenroth, die Augen
Wie junge Sterne, und von Kindheit auf
Ein Springinsfeld, ein wilder lustger Bruder,
Voll Possen, Gaukelei'n, und Schabernack.
Ich hab' ihn wie mein eigen Kind geliebt,
Und Gott sei meiner armen Seele gnädig,
Als damals doch mein Sohn mit Tod' abging,
Ich weinte nicht, weil Golo leben blieb.
Der Junge hatte immer was im Auge,
So lieb und gut, so freudenreich und hell,
Ein Wesen, das ich nicht beschreiben kann,
Daß jedermann das Herz wie mit Gewalt
Zu ihm gezogen fühlte.

Genoveva.                           Ja, mein Herr
Hält große Stücke auf den Golo; froher
Ist er gereist, weil er ihn hier gelassen.

Gertrud. Er kommt mir oft grad wie ein Wunder vor;
Der junge Herr, versteht mich, war ein Kind
Aus einer linken Ehe; schlecht und recht
War seine Mutter, aber nicht von Adel,
Der Vater soll ein Graf gewesen sein;
Du lieber Gott, wie's nun so in der Welt
Einmal zu gehen pflegt, er war nun da
Und fragte keinen, ob er kommen sollte.
Mir ward das Kind gar heimlich übergeben,
Der Vater ging hernacher in den Krieg
Und starb, die Mutter grämte sich zu Tod.
Der Junge wuchs, gedieh, blüht' wie 'ne Rose;
Man spricht, daß solche Kinder, Liebeskinder,
Wie man sie nennt, stets schöner, größer werden,
Als Kinder rechter Ehen; oft trifft's zu,
Und wie es kommt, mag der Allmächt'ge wissen.
Doch ist es wohl zu denken, daß die Lust,
Weil sie verboten um so größer ist,
Und daß der Himmel, um die Sünd' zu mildern,
Am Kinde gut macht, was die Eltern fehlen.

Genoveva. Du bist ein wenig zu geschwätzig, Gertrud,
Und sprichst daher mit bös geläuf'ger Zunge.

Gertrud. Ich hatte gar nichts bösliches im Sinn,
Ich sage nur, was alle Leute sagen,
Zu denken so wie all' ist niemals Unrecht.
Nun wieder auf den jungen Herrn zu kommen,
Nicht lange währt es, so gewahrt mein Wolf,
Der alte Herr, den Knaben, nimmt ihn zu sich,
Erzieht ihn in den edlen Waffenkünsten,
Erkennt ihn selbst für seinen eignen Sohn,
Und Pfalzgraf Siegfried, unser Gnädiger,
Muß Ehr' und Achtung bei der Welt ihm schaffen:
Der wird nun selbst in Golo wie verliebt,
Er setzt ihn über alle seine Diener,
Macht ihn zum Ritter und zum Hofemeister,
Und übergiebt ihm Burg und Frau und alles.
Verzeiht mir, gnädge Frau, den Spaß und Scherz,
's ist nur, zu zeigen, was ich anfangs sagte.
Was Wunderbares liegt im ganzen Vorgang,
Und wer kann sagen, was noch draus entsteht;
Denn Gottes Wege sind oft seltsamlich,
Er will gewiß mit Golo hoch hinaus.

Genoveva. Das ist, seit ich ihn kenne, mein Gedanke;
Es kann nicht fehlen, er ist adelich
An Sinn und Sitten, wenn nicht von Geburt;
Der Himmel hat ihm Schönheit auch verliehn,
Und eine Art, die alle zu ihm neigt.
Sieh nur, ihn lieben alle Diener, wie
Sie ungleich mögen sein im Schloß, die lockern
So wie die ernsten, alt und jung, ich höre
Im Felde ist es eben so mit Bauern,
Leibeigenen und Hirten, alle freun sich
Wenn sie ihn sehn und sind ihm höchst gewogen.
Ein solch Gemüth kann leicht das Größte thun,
Ihm ist es wie ein Zauber mitgegeben,
Daß er, wohin er tritt, die Wege eben,
Die Schwierigkeiten weggeräumet findet:
Wo andren Geistern die Unmöglichkeit,
Die Welt mit allen Kräften widersteht,
Da beugt sich ihm das Schwerste wie das Leichtste,
Sein Fuß betritt auch ohne Sinnen der
Natur geheime Federn, die das Innre
Regieren und ihm leicht das Leben bahnen.

Gertrud. Ihr sprecht von ihm, so wie er es verdient.

Genoveva. Drum, wär' er nur mit in den Krieg gezogen,
Wir hätten uns auch ohne ihn beholfen.
Dort war ein Feld, mit Ehre dicht besät,
Wo Glück an Glück gedränget stand; der Karl,
Der Feldherr hätte ihn bemerken müssen,
Dem wär' er lieb geworden, und es hätte
Mit Leichtigkeit Fortuna ihn gekrönt.

Gertrud. Ja wer so manchmal könnte sehn, wie seltsam
Die Fäden unsers ganzen Schicksals laufen!
Oft ist es nur ein Augenblick, versäumt
Man ihn, sind Mond' und Jahr' verloren.

Genoveva. Noch immer denk' ich an ein Traumgesicht,
Das mir im stillen Kloster noch erschien,
Als mir der Graf es schon geschrieben hatte,
Daß er als seine Braut mich holen wollte.
Dir mag ich's wohl vertrauen, du bist gut,
Mir zugethan und nicht zu sehr gesprächig,
Auch wenn ich dich drum bitte, schweigst du still.

Gertrud. Kein Wort soll über meine Zunge kommen.

Genoveva. Es ist auch nichts, das sich verbergen müßte,
Nur dient es nicht dem Müssiggang zum Mährchen. –
Ich war in meiner stillen Klosterzelle
Und dachte einsam meinem Leben nach,
Wie jung ich sei und Vater schon und Mutter
Verlieren mußte, älternlose Waise;
Da kam die Kindheit mir in mein Gedächtniß,
Und wie ich noch die lieben Eltern kannte,
Wie ich des Klosters Schwelle dann betreten,
Die fromme Abbatissin mich empfangen,
Mich in der Furcht des Herren zu erziehn;
Dann sah ich einmal noch den theuern Vater,
Nach wengen Jahren hört' ich seinen Tod.
Nun stand ein neues Schicksal vor mir da,
Vermält sollt' ich dem Manne werden, den
Mein Herz nicht kannte, nie mein Auge sah,
So war es von den Meinigen beschlossen,
Auch von Hidulf, dem Bischof, meinem Ohm;
Da durft' ich mich nicht weigern, alle lobten
Den Edelsinn des Grafen Siegefried.
Ich sollte nun des Klosters Mauern lassen
Und ihm hieher zu seinem Schlosse folgen;
Da ward mir recht im innern Herzen bange,
Da sagt' ich: kaum hast du dich hier gewöhnt,
Da wird dein stilles Leben schon zerrissen,
Wer weiß, was noch für Leiden folgen mag.
So schaut' ich nach dem Crucifixe hin
Und Jesu Leidensmiene schien zu sagen:
Bleib hier bei mir, sei eine von den Schwestern.
Indem ich mich bedachte, ward es Abend;
Wir sangen unsre Hora auf dem Chor
Und kehrten dann zum Schlaf in unsre Zellen:
Ich wollte mir noch in der Nacht erwägen,
Welch Theil ich wählen sollte, so im Sinnen
Entschlief ich und mir war alsbald, als ob
Ich vor dem hohen Altar kniend läge,
Und zu der Mutter Gottes brünstig flehte,
Mir Rath zu geben und den Herrn zu senden.

    Wie ich noch tief im Seelenflehn befangen,
    Schwung sich ob meinem Haupte wie ein Singen,
    Es säuselte und schlug an meine Wangen
    So hold und ernst, als wie mit Engelsschwingen,
    Da fühlt' ich plötzlich mich von dem Verlangen
    Den Jesu Christ zu sehn mich ganz durchdringen,
    Die Kindeswünsche lebten in der Brust,
    Ich war des Orts, mein selbst mich kaum bewußt.

    Da sagt' ich: laß mir Herr den Herrn erscheinen,
    Der sich erniedrigt hat, uns zu erhöhn,
    Er sprach ja selbst: laßt zu mir her die Kleinen,
    Damit die Kindelein mein Antlitz sehn.
    Ihn barmte der Unmündgen Harm und Weinen:
    Seid so wie die, wollt ihr ins Reich eingehn, –
    Ach Herr, ich kann nicht zu dir, wie ich strebe,
    So komm zu mir, dein Bildniß in mir lebe.

    Ich war im tiefen Beten noch verloren,
    Und pries des großen Gottes Herrlichkeit,
    Da braust es wie ein Meer vor meinen Ohren,
    Da öffnet sich das Dach der Kirche weit,
    Und wie aus Morgens purpurrothen Thoren
    Der glanzgekrönte Ost dem Blick sich beut,
    So sah ich in der Kirche düstren Hallen
    Mit Lichtern eine Glorie nieder wallen.

    Von lieben Kindern ist der Raum erfüllet,
    Die mit den Harfenzungen Hymnen tönen,
    Im höchsten Glanz gewahr' ich ihn verhüllet,
    Den Gottes-Sohn, das Siegeslamm, den Schönen,
    Der plötzlich alle Seelenwünsche stillet,
    Doch kann der Blick sich nicht an ihn gewöhnen,
    Da blüht er leuchtend aus den Glanzgewanden,
    Wie eine Blum' aus ihren grünen Banden.

    Wie er gestaltet, kann ich Niemand sagen,
    Was ich gefühlt, kann keine Zunge sprechen,
    Was seine Engel sungen, darf nicht wagen
    Der irdsche Othem wieder auszusprechen,
    Wie wenn nach harten düstern Wintertagen,
    Der Frühling durch die Finsterniß will brechen,
    Und in dem Frühling Frühling sich entzündet,
    Aus Blumen sich noch eine Blüthe windet.

    Wie wenn das Morgenroth die Knospe wäre,
    Aus der die Himmelsblum sich müßt' entfalten,
    Und alles sich bis in die höchste Sphäre
    Zu einem blühnden Purperkelch gestalten,
    Und Sonn und Mond, der Sterne mächtge Heere
    Im Lauf zu einem Kranze stille halten,
    So müßte sich das hohe Wunder zeigen,
    So sah ich Christum vor mir niedersteigen.

    Da fühlt' ich erst die Kraft der Religion,
    Die bis dahin mein Herz nur schwach getroffen,
    Mir war als schaut' ich schon den höchsten Thron,
    Mit allen Freuden schon den Himmel offen,
    So hoch entzückte mich der Gottes-Sohn,
    Zu dem gestanden Jahre lang mein Hoffen,
    Ich war in Angst, ich möchte gar erblinden,
    Die Himmelsfreude möchte mir verschwinden.

    Da streckte Christus aus die weiße Rechte
    Und sprach: ich habe dich zur Braut erkoren,
    Daß du die mein', der dein' ich werden möchte,
    Doch bist du meiner Liebe jezt verloren.
    Dich zwingen bald die kalten ird'schen Mächte,
    Du bist für Gram und Leiden nur geboren;
    Doch wirst du mir in jedem Kampf vertrauen,
    So werden wir dereinst uns wieder schauen.

    So sprach er und im jungen Lichte lachte
    Mein Herz und rings um mich auch das Gebäu,
    Und wie ich noch der Rede staunend dachte
    Und welch ein trübes Wort gesprochen sei,
    Da schwand mir alles hin und ich erwachte;
    Das Traumbild brach in einem Wink entzwei,
    Ich lag allein in meiner düstern Kammer
    Und fühlte Freude halb und halb auch Jammer.

Gertrud. Ich hätte mich gefürchtet.

Genoveva.                                           Nein, ich war
Zwar tief erschüttert, aber doch erheitert.

Gertrud. Und bald verließt ihr euern Vorsatz wieder
Und folgtet doch dem Grafen auf sein Schloß?

Genoveva. Uns selber nicht gehört das irdsche Leben,
Es hat sich bald darauf also begeben.
Doch immer kann ich an den Traum nicht denken,
Ohn' mich in tiefes Sinnen zu versenken.

Gertrud. Man muß nicht über diese Dinge grübeln,
Sonst werden gute selber noch zu übeln.

Genoveva. Sehr gut, daß du es also hast bedacht,
Nun schlafe wohl, ich wünsch' dir gute Nacht..

Gertrud. Nun, gute Nacht, der Herr mag euch bewahren
Mit seinen auserwählten Engelschaaren.

Genoveva. Der Morgen bricht schon an ob unserm Zaudern,
Wie schnell entschwand die Nacht in unserm Plaudern.
Gertrude, eins muß ich dir noch erzählen,
Um auch das Kleinste dir nicht zu verhehlen:
Als mich der Graf nach seinem Schlosse brachte,
Kam uns zu Roß ein Jüngling rasch entgegen,
Von bunter Tracht und adelichem Wesen,
Voll Demuth doch: er sprach mit dem Gemal.
Siegfried zeigt' mir in ihm den treusten Diener;
Ich schaute an das glänzende Gesicht,
Die Locken, seine Augen, dieses Lächeln,
Und – lächle nicht, wie seltsam es auch ist –
Mir war, als leuchteten in ihm die Blicke,
Als lächelte in ihm, was ich geschaut,
Als mir der hohe Traum hernieder kam,
Sein dacht' ich gleich, um gleich ihn zu vergessen,
Das irdische Gesicht verfinsterte
In Lieb' und Herrlichkeit den Himmel mir.

Gertrud. Mir überläuft es heiß; nun wie ich sagte,
Der Herr hat große Dinge mit ihm vor. geht ab.

Genoveva.
    Der Morgen kömmt herauf, die Sterne schwinden,
    Die dunkle Hülle sinkt allmählig nieder,
    Die Lerchen wissen schon die Bahn zu finden
    Und jubeln vor der Sonne her die Lieder.
    Gelobt sei Gott! – da kommen meine Sünden
    Mit jenem Licht in mein Gedächtniß wieder,
    O du, des Himmels große güt'ge Macht,
    Wie ließest du mich denn in dieser Nacht?

    Ihr hab' ich meine Seele ganz erschlossen?
    Wie tief bist du, o schwaches Weib, gesunken!
    Wie sind die Worte meiner Zung entflossen?
    Mein Geist war in der Nacht erschlafft und trunken,
    Die ganze Welt war hinterm Mond verschlossen,
    Und alles weit und tief hinab versunken: –
    Ist das der Sinn, den du so fest gemeint,
    Die hohe Tugend, die so glänzend scheint?

    Da strahlt der Morgen mit der lieben Frische
    Und funkelt auf das Laub, vom Thaue naß.
    Mir ist, als glänzt' sein Blick noch im Gebüsche,
    Von Blumen noch und auf dem grünen Gras,
    Die Sünde brennt noch dort: o Tag verwische
    Die Schuld der Nacht, ich trage selber Haß
    Zu diesem kindisch schwachen Weiberherzen
    Und strafe mich durch Pein und herbe Schmerzen. geht ab.



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