Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Freies Feld.

Heinrich, Else.

Else. Du bist so schnell vom Schlosse zurück?

Heinrich. Ja Else, – und Else, all' unser Glück, das wir uns wünschten, alles ist nun zu Stande gekommen!

Else. Wie das, lieber Knabe?

Heinrich. Ich kann es dir vor Freuden kaum erzählen. Ach der gute Herr, der Golo! ihm haben wir alles zu danken.

Else. Nun wie denn?

Heinrich. O ich komme zu ihm, so sitzt er in tiefen Gedanken in seinem Gemach, denn es mochte ihm wohl das mit der gnädigen Frauen im Kopfe herum gehn.

Else. Ach, es ist eine betrübte Zeit.

Heinrich. Laß mich nur reden. Ich sag' ihm meine Bitte schlicht und einfältig daher, und da steht er auf und sagt, er könne sie mir nicht gewähren.

Else. Und du bist doch so fröhlich?

Heinrich. Laß gut sein, es kommt ganz anders. Er könne sie mir nicht gewähren, denn er dürfe keinen Leibeignen freilassen, das stehe nur dem Herrn Siegfried zu, wenn der zurückkomme. So sagt' ich: der sei krank in der Fremde, und dürfte sich seine Rückkunft wohl noch lange verzögern, und ich sei dir doch so herzinnig gut, und was ich ihm noch weiters vortragen mochte, so geht er zu einer Truhe und langt dir einen Beutel mit Gold hervor und beschaut ihn mit stummen Geberden: drauf sieht er mich an und sagt: mit dem fremden Eigenthume darf ich nicht schalten, aber wohl mit dem meinigen, hier hast du was mir gehört, kauf dich los und es wird dir noch genug übrig bleiben. Und, Else! er giebt mir den ganzen schweren Beutel, und schenkt mir all' das Gold, der gute Herr.

Else. Und schenkt es dir? Es ist nicht möglich!

Heinrich. Und schenkt es mir alles und sagt, daß er es nicht brauchte. Ich wußte nicht, wie mir war, ich wollt's erst nicht nehmen, aber er bestand darauf, daß ich es behalten sollte. Nun geh ich und bezahle meinen Preis und kaufe mich los, und dann, Else, können wir Hochzeit halten, wann wir wollen. O ich habe schon unterwegs alles gerechnet und eingetheilt, wir sind die glücklichsten Menschen auf der Welt.

Else. O du herrliche, freudenreiche Zeit!

Heinrich. Komm mit mir, ich will gleich alles richtig machen.

beide ab.



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