Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Im Schloßhofe.

Die versammelte Dienerschaft an einer Tafel.

Heinrich. Hier, Else! lange lebe unser gnädiger Herr Siegfried!

Else. Gott laß es ihm in alle Ewigkeit wohl gehn.

Benno. Du trinkst ja ordentlich Wein, junge Dirne, so ist es recht!

Else. Nur wenig, und nur heute, um diesen fröhlichen Tag zu feiern.

Benno. Ja wohl mag das ein fröhlicher Tag genannt werden, der Sieg über die Heiden hat uns wenigstens ein gutes Essen und Wein verschafft. Es lebe die Christenheit!

Andere Diener. Ja wohl, und noch tausend solcher Siege möge sie erleben!

Benno. Das geht nicht an, guten Freunde, denn die Feinde können jezt nicht einmal noch einen solchen Sieg vertragen; nein, so gut wird es uns nicht.

Heinrich. Du weißt, Else, was ich jezt für eine Gesundheit trinke.

Else. Sei still vor den andern.

Benno. Was habt ihr mit einander, junges Volk? Ich glaube, das Pärchen ist in einander verliebt.

Heinrich. Laß mich, wilder Geselle, der du bist.

Benno. Schweig! du zahmer Fuchs, du bist nur ein Hirt, du darfst uns die Mädchen im Schlosse nicht abwendig machen. Ich dachte nicht, Else, daß du deine kindischen Gedanken schon darauf richtetest.

Else. Laßt mich zufrieden, gottloser Mensch.

Benno. Nun, was thu' ich euch denn zu Leide?

Heinrich. Laßt sie gehn, sag' ich euch.

Benno. Tausend Element, was hast du zu sagen? Rede noch einmal und ich schmeiß dir den Becher ins Angesicht.

Else. Ich geh zu meiner Mutter. ab.

Drago und Wendelin kommen.

Drago. Wollt ihr den schönen Tag mit Fluchen feiern?
O schämt euch, lieben Freunde, tobt nicht so,
Seid fein gelassen; eure Freude sei
Daß Gott auch Wohlgefallen daran trage.

Benno. Nun ja, da kommt der Pfaff und verdirbt uns die ganze Lust.

Wendelin. Er hat Recht, es ist nicht schicklich.

Benno. Bist du auch da, Tuckmäuser?

Wendelin. Wir kommen vom Gottesdienst und wollen uns nicht zu den wilden Gesellen halten. geht ab.

Drago. Ihr mögt euch mäßigen in eurer Lustigkeit, denn so ist sie nicht wohlanständig. geht ab.

Benno. Sie soll auch nicht wohlanständig sein, dazu ist die Lustigkeit nicht gemacht; wenn wir wohlanständig sein sollen, braucht man uns keinen Festtag zu geben.

Grimoald kommt.

Grimoald. Nun Bursche? Ich höre, es sind gute Zeitungen angekommen.

Benno. Ja, du Köhler, des Teufels Bruder, setz dich zu uns.

Grimoald. Warum nennst du mich des Teufels Bruder?

Benno. Weißt du die alte Mähr denn nicht, wie der Teufel und der Köhler mit einander Brüderschaft getrunken haben?

Grimoald. Das soll mir Niemand nachsagen und wer es thut, der ist ein Halunke!

Benno. Je, du wirst doch Spaß verstehn, Schwarzkopf?

Grimoald. Lebt denn mein Sohn noch?

Benno. Ja, es steht alles gut, setz dich nur her und trink brav, nachher wollen wir mit den Mädeln eins tanzen. Golo hat uns allen, außer Wein und Speise, noch Geld obenein geschenkt.

Grimoald. Da sollt' ich mich wohl auch bei ihm melden.

Benno. Es kann dir nicht fehlen, er achtet kein Gold und Silber, er ist freigebig wie ein Herzog. –

Grimoald. Kommt, wir wollen alle, wie wir da sind, ihm unsern Besuch machen, denn er hat uns gemeine Leute gern, der brave Herr.

Benno. Ja, und uns nachher zum Schmause wieder niedersetzen.

alle ab.



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