Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Vor dem Schlosse.

Heinrich, Else.

Else. Die Gegend ist leer an Menschen, alles ist in den Krieg gezogen.

Heinrich. Nun giebt es bald schöne Neuigkeiten von da und von dort, wie die Feinde geschlagen sind, wer von den Unsrigen im Treffen geblieben ist.

Else. Du bist immer munter, immer vergnügt.

Heinrich. Wie sollt' ich es anders? Wenn meine Schaafe zur Ruhe gebracht sind, habe ich in der ganzen Welt nichts zu sorgen; auf dem Felde denk ich an dich und unsre Liebe, schnitze einen künstlichen Stock, oder dichte ein Lied für uns; ich weiß, daß du mich liebst, ich fühle, wie ich dir gut bin, was bleibt mir da noch zu sorgen übrig?

Else. Und du liebst mich recht von Herzen?

Heinrich. Von Herzen und mit meiner ganzen Seele. Laß mich nur, ich spare jezt, wo ich mag und kann, in einem Jahre kauf' ich mich aus der Leibeigenschaft, dann hab' ich meine eigene kleine Heerde, dann bist du mein Weibchen und dann ist diese Erde mein Himmelreich.

Else. Ach Heinrich! ist denn das alles so gewiß?

Heinrich. So gewiß mir deine Liebe ist, denn nichts anders kann uns trennen, als dein Wille. Was geht mir ab? Wär' ich jezt ein Freier gewesen, so hätte ich mit in den Krieg gemußt, und dann waren alle unsre Hoffnungen geendigt.

Else. Lebewohl, lieber Knab, meine Mutter möchte uns gewahr werden.

Heinrich. Leb wohl. –

beide ab.



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