Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Garten.

Golo, Gertrud.

Golo. Wie ich dir sagte, alle Sinne schwanden,
Und als sie endlich sich zurücke fanden,
Geschah es nur, um ohne Sinn zu sein
Und was geschehn, herzinnig zu bereun.

Gertrud. Der Drago ists, der hält sie von euch ferne,
Er wäre selbst ihr Liebling gar zu gerne.

Golo. Der Heuchler, der nur knien kann und beten,
Der Pfaffenfreund, der's unrecht meint mit jedem,
Der nicht der Kirche dient, ich haß ihn wie den Teufel.

Gertrud. Nun mäßigt euch, ich weiß, daß sie euch liebt.

Golo. Es kann nicht sein, Gertrude, darum will
Ich mich in mein Verderben fügen, Tod
Ist meine einz'ge Rettung, nur das Grab
Kann kühl die grimme Flamme mir ersticken.
Geh' ich dem tiefen Wasserfall vorüber
Und höre unten seine Wellen brausen,
Und sehe den lebendgen muthgen Schaum,
Und wie der Strom sich weit hinunter reißt:
Ich kann nicht sagen, welch ein tief Gelüst
Mich dann befällt, in die Strudel abzuspringen,
Daß sie mich unterwälzen und verschlingen.

Gertrud. Mein Golo, sollte dies das Ende sein?
Dies all die Freud' an euch; der junge Sinn,
Die muntern Jahre, alles nur dazu?
Nein, Lieber, nein, ihr müßt euch nur ermannen.
Dies Auge soll, ich will nicht leben sonst,
Es soll den vor'gen hellen Glanz bekommen,
Es soll, müßt' ich mein Alles daran setzen.

Golo. Du sprichst da Mährlein, meine gute Alte.

Gertrud. Es fehlte wenig und sie hätte mir bekannt,
Daß sie euch liebte. Ei sie muß euch lieben,
Sie ist ein Weib und jung, sie sieht euch täglich.
Was ist der Graf ihr, den sie niemals kannte,
Der älter ist und rauh, nur blöden Sinnes?
Wie wird sie neben euch so anders, wie
Bemüht sie sich, recht edel zu erscheinen,
Kein Wort zu sagen, das ihr tadeln möchtet,
Sie giebt auf eure Blick' und Mienen Acht,
Ihr Ringen, ihr Bestreben macht sie schöner.
Nun bei der Ehre meiner Eltern, bei
Jedwedem Ding, das mir nur theuer ist,
Fügt ihr euch mir, so sollt ihr sie genießen.

Golo. Wie sprichst du? Welche tolle Worte! Wie?
Ists nicht so gut, als ob uns einer sagte,
Daß über unsren Häuptern Länder hingen
Mit wundervollen Bergen, Wald und Flüssen
Und daß er uns die Leiter bringen wolle
Durch öde Lust in dieses Nichts zu steigen?
Bei Gott, mir weicht und wanket die Vernunft,
Doch hat sie mich nicht so wie dich verlassen.

Gertrud. Wenn ihr nur nicht so wild, so brausend wärt,
Es nur verständet, die Gelegenheit
Zu fassen wie sie sich freiwillig beut.
Es ist da nicht die Rede, herzurasen,
Sie anzufallen wie ein grimmig Thier,
Und ihr zu sagen, daß ihr liebt; das ist
Der gradste Weg, den Freund in ihrem Herzen,
Der für euch spricht bei Tag und Nacht, zu schüchtern;
Dann muß sie wohl den Mantel ihrer Tugend,
Des Standes, ihrer Pflicht, der Gottesfurcht
Dicht um sich werfen, um euch zu entfernen.
Nein, langsam und so sichrer müßt ihr gehn,
Ihr dienen, ihre Schritt' bewachen, loben,
Ihr singen und hofiren, schmachten, klagen,
Und nach und nach euch zu verstehen geben,
Doch so daß ihr noch immer rückwärts könnt,
Daß nicht die Brücken abgebrochen sind
Zur sichern Flucht; dann beut sich wohl die Stunde,
Die Nacht, ein süßes Lied, ja selbst die Andacht
Macht sie wohl weicher, sie vergißt den Grafen,
Vergißt sich selbst, ihr und Gelegenheit
Bedrängt sie hart und sie muß sich ergeben.

Golo. Welch unverständig Wort hast du gesprochen!
Ist mir es drum zu thun, als Schalk, als Knecht,
Als Dieb mir ihre Gunst zu stehlen? Fühlst du nicht
Was sie mir ist, was ich ihr werden möchte?
Soll ich gemein das Edelste besitzen?
Nein nicht besitzen, ihre Täuschung, ihren Trug
Auf einen Augenblick erschleichen, dann
Zurück in meine Höhle kriechen. Wunder
Versprichst du mir und lehrst mich knechtlich sein.

Gertrud. Was wollt ihr denn?

Golo.                                         Das Ferne und das Nahe,
Das Mögliche, was doch unmöglich ist,
Was ich in meinem Herzen wünsche, was
Der Feige nie besitzen kann, was kaum
Den auserwählten Edelsten gegönnt ist,
Das heilge Feuer, das die Erd' erleuchtet,
Den Glanz beglänzt und Licht der Sonne leiht,
Das was du nimmermehr verstehen wirst,
Das was, – o schweig, verstumme, eitle Zunge!
Was soll der Frühling durch den Winter scheinen?
Wer will die Kirche auf dem Markte halten,
Die große Raserei dem Pöbel pred'gen?

Gertrud. Ja rasend seid ihr, so gehabt euch wohl. geht ab.

Golo.
    Ihr Sterne, nein! ihr hörtet meine Klagen,
    Doch könnt auch ihr den edlen Sinn bezeugen,
    Ihr saht mich zittern, stürmen und verzagen,
    Doch soll mich nichts zur tiefen Erde beugen,
    Kein Frevler will ich meine Schulden tragen,
    Annoch kann ich zu euren Lichtern steigen;
    Ich bin noch der ich war und nicht gebrochen,
    Nicht Pöbelthat hat gegen mich gesprochen.

    So will ich denn so Muth wie Kühnheit hegen,
    Den bösen Dämon in mir selbst regieren,
    Ich will die Leiter in den Himmel legen,
    Sie soll mich in die sel'gen Felder führen,
    Kein edles Glück begünstiget den Trägen,
    Nur kühner Mannessinn darf triumphiren.
    Nun wohl! ich will mir selber dann vertrauen
    Und hoch den Bau des Glücks mir auferbauen.

    Wer weiß, wo schon der Tod die Sense schwinget,
    Wer weiß, welch' Opfer ihm im Kriege fallen,
    Wohl mags, daß mir der fernste Wunsch gelinget,
    Daß er erschlägt den hässigsten von allen,
    Daß mir das neue Frühlingsjahr es bringet
    Zum Gruß das allerliebste Wohlgefallen:
    Daß mir es kann im schönen Maie glücken,
    Das schönste Kind als meine Braut zu schmücken.

Wolf kommt.

Wolf. Wo bist du, Golo? Nun, wie geht es dir?
Man sieht dich gar nicht mehr, du bist verändert,
Nicht bei dem Mittags- nicht beim Abendessen,
Da ist an froh Gespräch nicht mehr zu denken,
Da hört man nichts von deinen alten Schwänken,
Da ist –

Golo.           Laßt mich, ihr stört mich nur im Denken.

Wolf. Nun alter Griesgram, fahr mich nicht so an,
Bedenk doch stets, ich bin ein alter Mann,
Dir ziemt es nicht, die Nase so zu rümpfen,
Und auf die liebe Gottes-Welt zu schimpfen,
Dazu kommt dir die Zeit noch früh genug,
Im Alter schickt sich wohl ein derber Fluch;
Und was wirds nun mit dir am Ende sein?
Ein Mädel läßt ihn nicht zum Fenster ein,
Und drum erfrecht er sich so aufzufahren –
Ei da soll einen Gott der Herr bewahren! ab.

Golo. Die Abendmalzeit ist vorüber, bald
Beschattet dunkel sich der grüne Wald,
Die Sternlein aus dem blauen Aether steigen,
Es schickt die Welt sich an zu Nacht und Schweigen.
O wie in mir Gedank' Gedanken drängen,
Wie's musicirt in mir mit tausend wechselnden Klängen!
Was kann ich, was soll ich beginnen?
Wohin, ihr rasenden Sinnen?
Wie von wilden Pferden fühl' ich mich fortgerissen,
Die Erinnrung umgeschmissen,
Der taube Fuhrmann Vernunft im Hohlweg liegend,
Die wilde Macht vom Himmel herunter siegend!
Ihr kleinen Sterne
Bringt ihr die Kunde?
Sie naht, sie naht die Stunde,
Bald vernehm' ich den zierlichen Gang aus der Ferne,
Wie gerne!
Die hohe Gestalt
Reizt mich mit Gewalt:
O dürft' ich sie fassen und herzen,
Sie küssen Mund an Mund von Herzen,
Brust an Brust geschmiegt,
In Armen versunken,
Die Augen trunken
In blühender voller Lust
Uns selber hoch bewußt,
Und nicht bewußt,
Daß es endlich, endlich dem schlagenden Herzen genügt!
Daß alle Pulse zu Klängen werden,
Daß alle Gedanken in Tönen irren,
Gefühl und Wunsch und Wahnsinn durch einander wirren,
Gold überstreun mit voller Hand der dürftigen Erden!
Wo bist du, Glück in Himmelsbahnen?
Wo schwingst du in Räumen die hochrothen Fahnen?
Steig nieder, wo fass' ich die Flügel,
Daß ich dich greife, dich binde,
Daß ich dich zwinge mit Zaum und Zügel
Und meinen Sklaven dich finde!
Erbarme dich Sterngegenwart!
Klingt an einander, und gönnt ihm keine Flucht,
Daß es zur Erden hernieder muß,
Immer nur den fernsten Saum des Mantels,
Zeigt es hinter ungewissen Wolken,
Bis wir müssen rasend werden. –

    Sie muß, sie muß zum Garten nieder kommen,
    Schon freuet sich die liebesrothe Rose,
    Schon sind die Feuerwürmchen angeglommen
    Und flattern lichtend durch die grünen Moose:
    Um Mondschein zittern Wölkchen angeschwommen,
    Daß goldner Strahl mit ihnen freundlich kose,
    Ein fremder Vogel singt aus Waldesnacht,
    Der ferne Strom erklingt in seiner Macht.

    So sollte unter uns die Welt verschwinden,
    Daß wir allein im Sturz die einzgen blieben,
    Sie müßte sich in meinen Armen finden,
    Dann wär' ich ihr in Brand und heißem Lieben,
    Dann schwelgt' ich froh in tausend schönen Sünden,
    Es hätte Angst entgegen sie getrieben,
    Dann sollte einsam alles mir gelingen,
    Indeß Naturen unter uns vergingen.

Sieht mein Aug das hüllende schöne Gewand
Um den Leib geschlossen und geschmiegt,
Das eng' und enger an die Glieder fliegt
Um sie zu fühlen, dicht an zu empfinden,
Wie zittert die Hand
Sich zu beglücken an den zarten linden.
Seh ich sie vor mir stehn,
Mit ihrem hohen Gange gehn,
O welche Phantasein
Giebt mir der wilde Satan ein!
Kannst du Gedächtniß die Erinnrung nicht vernichten,
Muß sie sich dichter stets vor deinen Augen dichten,
Wie am Hochzeitstage auf und nieder
Sich hebend, tanzend bewegte der Schwung der Glieder,
Wie sich in den hellen
Musikwellen
Die zarten Füße badeten im Tanz,
In den Tönen widerschien der Glanz,
Wie die Augen in wunderschönem Entzünden
Nur strebten mehr und mehr zu finden,
Wie das Gewand im boshaften Schweben
Bald muthig flog, bald wieder kam,
Bald strebte den Bau der Glieder frei zu geben,
Bald klügelnd alles dem sehnsüchtigen Blicke nahm.
So meint der Träumer sich im magischen Born zu waschen,
Die dämmernde Geisterwelt in sichtlicher Natur zu haschen.

    O Sehnsucht, Sehnsucht magst mein Leben lösen,
    Laß mich vergehn in sanften Liebesthränen,
    O tiefe Brust, wenn sich die Seufzer lösen,
    Und sich im Sterben endiget mein Sehnen,
    Wenn sich die innern Geister alle lösen,
    So laß mich dann geblendet nochmals wähnen,
    Sie stände da vor dem gebrochnen Blicke:
    Dann ist der letzte Hauch mein erstes Glücke.

Genoveva tritt auf.

Genoveva. Die Lilien stehn, wie träumend in dem Grünen,
Die Rosen von dem goldnen Mond beschienen
Erwecken sich und rauschen mit leisem Geflüster;
Der hohe Wald ist düster,
Es äugelt die Nacht in den Buchengang hinein,
Ein grünes Feuer brennt er grünen Schein.

Golo. Ihr schreitet her, und weckt aus verborgnen Tiefen
Die hohen Wunder auf, die unten schliefen.
Schaut um euch, Holde, wo ihr geht
Ein dichtgedrängter Blumengarten steht;
Die Bäume ziehn euch nach, unter euren Füßen
Dringt kindisch grünes Gras hervor, den Fuß zu küssen;
Die Blumen erwachen
Vom tiefen Schlaf und lachen,
Und röther wird der Rosen Mund,
Die Wiese wird von Pflanzen bunt,
Sommerlüftchen spielen aus den Zweigen,
Sich häuslich äms'ge Bienen zeigen;
Die goldensten Mondstrahlen schmeichelnd niedersteigen,
Um euer holdes Haupt die Glorie zu flechten,
Euch dient Natur mit allen ihren Mächten.

Genoveva.
    Wie gehts euch Golo? wo seid ihr gewesen?
    Man sieht euch selten und auch dann nicht froh.

Golo.
    Ach könnt ihrs nicht in meinen Augen lesen,
    Mich nährt jezt Thränenquell und Ach! und O!

Genoveva.
    Ihr müßt von eurem Uebel bald genesen,
    Das Leben dünkt ein schwerer Traum euch so.

Golo.
    Ich weiß, es könnte wer den Traum verscheuchen,
    Mir zum Geschenk ein wachend Leben reichen.

Genoveva.
    Ihr seht, ich spreche, Golo, zu euch wieder,
    Und habe fast die Wildheit euch verziehen.

Golo.
    Es beugt mich doch noch holde Gräfin nieder,
    Daß ich der Lippe freches Wort geliehen.

Genoveva.
    Seid nur ins künftige ein Ritter bieder,
    So will ichs zu vergessen mich bemühen.

Golo.
    Ach! nur zu leicht könnt ihr mich wohl vergessen!
    O könnt' ich euch doch auch so schnell vergessen!

Genoveva. Ich muß nicht nach dem Schloß zu gehn vergessen.

Golo. Was scheut ihr mich? Ihr geht mir aus dem Wege?
Ihr blickt mit unsicherm Auge nach mir her?
Bin ich nicht fromm? Bin ich nicht ganz voll Demuth?

Genoveva. Es ist schon spät, ich muß zurücke eilen.

Golo. Ihr wollt nicht weilen?
Hier ist der Blumenflor und grüne Hain,
Hier ist in kühler stiller Nacht der goldne Schein,
Was wollt ihr noch? die Sterne sind in Pracht,
Aus tausend Augen sieht die goldne Nacht:
Der treuste Wächter euch zur Seiten,
Für euch mit Löwen selbst zu streiten.

Genoveva. Nein, laßt mich fort.

Golo.                                             Ihr habt mir nicht vergeben?
Wenn ihr mir zürnt, wie soll ich leben?

Genoveva. O laßt mich, bei den hocherhabenen Gestirnen,
Ich kann auf euch nicht so, wie ich wohl möchte, zürnen.

Golo. Das ist der Balsam, der so spät noch niederthaut,
Das ist der längst erharrte Flötenlaut,
Das Mannabrod, das in die Wüste fällt,
Der Segen, der erquickt die dürre Welt,
Der Felsenbronn, der aus dem Berg entspringet
Und in das heiße Thal mit Silberwellen klinget.
Du liebst mich, holde Braut?
Da ist der Tag begonnen,
Da regt und rührt sichs laut,
Da brechen aus den Knospen alle Wonnen.

Genoveva. O weh mir! wieder fällt ihn Wahnsinn an!

Golo. Wohin? Nein bleibt! ihr könnt nicht fort,
Hält mich ein Zauber doch in ehrnen Netzen,
Wie mögt ihr frei sein? O es ist gelungen!
Das Morgenroth hat in die Erde sich geschwungen,
Nun bin ich dein, und wir sind unzertrennlich. –
O Holde sieh, lies in den Blicken, was
Ich dir nicht sagen kann, den Worten nicht vertraun,
Nur Blick in Blick kann diese Sprache reden,
Dir gegenüber so, – dies ist sie selbst,
Sie selber, und die Göttliche ist mein!
Ja, Genoveva, wie in schwarzer Nacht
Die Kraft des rothen Feuers sich im Dunkeln
Uns offenbart, und wenn die Finsterniß
All' Farben weggeschlungen, in den kühnsten leuchtet,
In blendenden Flammen sich blinkend bewegt,
So ist die Liebe in allen Sinnen,
In allen Gefühlen das funkelnde Feuer,
Die Nacht nur offenbart uns, was sie sei,
Der neidsche Tag wirft seinen leuchtenden Mantel über,
Verhüllet ihr das glorreiche Licht. –
Entweiche nicht, entflieh mir nicht!

Genoveva. Unsinniger, was willst du denn beginnen?

Golo. Zu sehr, zu sehr bin ich in meinen Sinnen,
Soll ich dich nicht mehr sehn, so mach' mich blind,
Doch wenn die Augen nur noch kräftig sind,
Wenn diese Hände noch dich fühlend fassen,
So kann ich dich zeitlebens nicht mehr lassen.

Genoveva. Wer hilft mir Armen von dem Rasenden?
O Siegfried, mein Gemal! Wann kehrst du wieder?

Golo. Nenn' ihn nicht, ihn nicht, dieser Nam' ist Tod!
Er dein Gemal? Ich war es eh, als er;
Was hat er dir zur Mitgift denn gebracht?
Mein bist du, ich gab meine Seligkeit.

Genoveva. Wer rettet mich? o will denn keiner hören?

Golo. Laß sie mich tödten, sieh, das ist mein Wunsch,
Laß sie mich martern, wenn sie nur das Herz
Mir lassen, denk' ich dein im Tode noch.

Genoveva. O Golo! Golo! könnt' ich dich erwecken!
Ach kam es dahin, daß ich dich verachte?
Daß du mein Abscheu bist?

Golo.                                           Ha! Drago wartet!
Die Bibel wartet, heilige Gebete!
Nicht wahr? O Wuth! o Feuerflamme!
Mein wartet, – hört, da singt's in Wolken,
Aus Wassern, aus dem tiefen Thal herauf:
Wo die stillen Bächlein gehn –
Sollst du bald, – o bald, – drum barmt euch meiner!
Ihr müßt mich küssen, bei dem Gott, der uns
Erschuf, ihr sollt, er selber hats beschlossen.

Genoveva entflieht. Gertrud tritt auf.

Gertrud. Du Rasender! was hast du denn gemacht?

Golo. Nun soll es anders werden, andern Dingen
Denk ich jezt nach, es soll und muß gelingen. ab.

Gertrud. Er ist verrückt, was so schlimm angefangen,
Kann nimmermehr ein gutes End' erlangen. ab.



 << zurück weiter >>