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XIV

Welcher Mensch vermöchte es wohl ganz zu verstehen und zu erfassen, was sich damals dort auf dem Marktplatz inmitten der Stadt in der niedersinkenden Dämmerung des Herbstabends ereignete, und was dann später in der Stadt, im ganzen Lande in den Herzen der Menschen vorging, die von dem grausigen Blutbade Kunde erhielten? Wo wäre er?

So ist schon seit Jahrtausenden gefragt worden, und aus diesen Fragen ist die Geschichte, die Sage, das Märchen entstanden, die immer wieder bezeugen, daß es solch einen Menschen, solch ein Auge, solch einen Verstand, die das alles voll und ganz zu überblicken, zu verstehen vermöchten, nicht gibt. Der Mensch ist eben völlig außerstande, richtig zu beobachten, was er und seinesgleichen tun und treiben. Hunderte, Tausende von Jahren tappt er unter den alltäglichsten Erscheinungen umher, bevor ihm eine Ahnung von ihrem wirklichen Sinne aufgeht. Und dieser seiner Unzulänglichkeit abzuhelfen, hat der Mensch die Maschine erfunden, Gerätschaften aller Art, denen das Gefühl, das Leben mangelt und die darum mehr Vertrauen verdienen als er selbst. Das Geschöpf übertrifft den Schöpfer. Sollte nicht auch vielleicht Gott den Menschen erschaffen haben, um sich ein wenig in der Welt zurecht zu finden, doch eine kleine Ahnung davon zu erhalten, was in ihr vorgeht? Denn wenn schon der Mensch, dieser Apparat Gottes, seinerseits ohne Apparate nichts auszurichten, zu erfassen vermag, was sollte dann Gott vermögen, den niemand geschaffen hat, und der darum keinen Zweck kennt?

Aber dort auf dem Marktplatz an jenem Herbstabend fand sich nichts, als allein der von Gott und seinen Apparaten verlassene Mensch, der den Ereignissen hilflos, verständnislos gegenüberstand, dahingemäht vom grausamen Metall der Kugeln unter dem grauen Herbsthimmel.

Die Spuren dieses grausigen Blutbades waren bald beseitigt, die Leiber der verstümmelten Toten und Verwundeten entfernt. Nur einer Sache wurde man nicht Herr: des Bluts, das lebendig dahinfloß, langsam in die Erde versickernd. Selbst Wasser, mit dem der Platz reichlich überschwemmt wurde, wollte da nicht helfen, das Blut ließ sich nicht abwaschen, das blieb, Tage, Wochen, Monate, Jahre hindurch, aus ihm erwuchs ein neuer Glaube – der Glaube an das Blut der Brüder, denn so mancher sagte sich: »Christi Blutes bedarf ich nicht mehr, mir genügt das Blut der Brüder hier unter meinen Füßen.« Und dieser neue Glaube fraß sich in die Herzen wie Rost ins Eisen.

Unglücklicher Gott! Keiner wollte sich seiner um der Menschen Tun willen erbarmen. Bestenfalls war man bereit, ihn damit zu entschuldigen, daß wir sein Walten nicht verstehen, aber das war ja ebenso gut, als wenn man gesagt hätte, daß er das Tun der Menschen nicht verstehe, und so stiegen Zweifel darüber auf, ob man eines solchen Gottes überhaupt bedürfe.

Sogar der feste Glauben der Frau Lohk drohte erschüttert zu werden, als ihr das eigene Kind blutend ins Haus getragen wurde. Und was sollte erst die Nachbarin tun, die mit ihrem frischen, gesunden Manne ausgegangen war und ihn als Leiche heimbrachte? Und alle die, die ihre Lieben in den Totenkammern und Krankenhäusern suchten? Die alles verloren hatten, was ihnen auf Erden das Liebste war und nun wie entgeistert durch die Straßen irrten, schluchzend und die Hände ringend oder stumpf an irgendeiner Ecke stehend, oft inmitten einer Menge, die sie teilnehmend umdrängte, denn der Mensch liebt nun mal das grausige Schauspiel des Schmerzes und Leidens seiner Mitmenschen. Es ist so wunderbar erhebend, an fremdem Leide teilzunehmen, im Bewußtsein selbst davon verschont zu sein. Fremde Freude kann einen leicht neidisch machen, aber fremdes Leid kann man aus reinem, wirklich unschuldigem Herzen genießen. Darum sollte jeder anständige Mensch seine Freude vor seinen Mitmenschen verbergen, um ihren Neid nicht zu erwecken, während er mit seiner Trauer gleichsam eine tief zu Herzen gehende Bußpredigt hält und damit der Sittlichkeit seiner Mitmenschen einen Dienst erweist.

Und doch fanden sich Leute, die mit dieser allgemeinen Trauer und Teilnahme nichts zu schaffen haben wollten – die Reichen und Mächtigen dieser Welt. Es wiederholte sich eben dasselbe, wie erst kürzlich mit der Freude. Wie diese damals nicht für alle hatte langen wollen, als die Armen und Elenden sie an sich gerissen hatten, so wollte nun auch das Leid nicht für alle reichen, nachdem es über die Enterbten hereingebrochen war. Aber niemand wunderte sich eigentlich darüber, denn man meinte vermutlich, das sei nun mal nicht anders bei einer Revolution.

Aber schon am nächsten Tage konnten alle sehen und hören, daß die Revolution auch noch ein anderes Gesicht hat: die Ereignisse ließen wieder mal erkennen, wie schnell doch in dieser Welt Freud und Leid wechseln. Die Trauer der Armen hatte noch nicht einmal so recht ihren Anfang genommen, denn noch war es nicht allen gelungen, über das Schicksal ihrer Angehörigen Klarheit zu gewinnen, und die Reichen wiederum hatten noch nicht Zeit gehabt, an ihrer Freude so rechten Geschmack zu bekommen, als die Nachricht eintraf, daß die geforderten Rechte und Freiheiten gewährt worden seien.

So war denn wieder an die Armen die Reihe gekommen, sich zu freuen, während die Reichen mit besorgter Miene umhergingen, indem sie sich fragten, wo denn diese Rechte und Freiheiten herkämen, die man nun so freigiebig den Armen austeile, worauf es doch nur eine vernünftige Antwort geben konnte: von uns, die wir sie durch Jahrhunderte im Schweiße unseres Angesichts aufgehäuft haben. Und nun wurden diese so emsig gesammelten und sorgfältig gehüteten Schätze den Armen ausgestreut, die doch gar kein Verständnis für sie haben konnten.

Die Stadt schien sich in ein einziges großes Irrenhaus verwandelt zu haben, in dem auch der Nüchternste das Gleichgewicht verloren hatte. Erst gestern abend haben die Gewehre der Soldaten geknattert, und das Schmerzensgeschrei der Sterbenden die ganze Stadt erfüllt, und heute ruft ein jeder, der einem Trupp derselben Soldaten begegnet: »Hoch die Freiheit!«, was die Soldaten mit breitem Grinsen quittieren, der Offizier, indem er die Hand salutierend an die Mütze führt. Die Leute schütteln sich auf offener Straße die Hände, oder fallen sich gar um den Hals, ohne eigentlich recht zu wissen, warum. Indrek beobachtete ein junges Mädchen, das einem alten Schutzmann gerührt um den Hals fiel und ihn abküßte. Aber als Indrek sich dem Alten näherte, wandte der sich verschämt ab, denn er hatte Tränen in den Augen. Ja, man hörte sogar manche Wagehälse das Militär auffordern, seine Waffen fortzuwerfen, da ja nun Friede und Freiheit für ewig angebrochen seien.

Man begann sogar wieder an Gott zu glauben und den Kaiser zu segnen, aber dann eröffnete dieser den Soldaten, die geschossen, und den Offizieren, die sie angeführt, seinen Allerhöchsten Dank, und das ernüchterte die freudig begeisterte Menge.

Kristi, die auf dem Bauch liegen mußte, denn das war bei ihrer Verwundung das bequemste, erklärte, sie würde nun aus reiner Freude alsbald genesen. Sie wies Indrek ihre verbundene Wade, die von einer Kugel gestreift worden war, aber die andere Wunde, die schlimmer sei, die könne sie ihm nicht zeigen, erklärte sie, nein, das ginge auf keinen Fall an. Nicht einmal dem Vater habe sie diese Wunde gezeigt, er wisse bloß, wo sie sich befinde. »Aber nun bin ich eigentlich ganz froh, daß es so gekommen ist«, meinte Kristi, »denn nun weiß ich doch, was Furcht ist, nicht wahr?«

Der alte Lohk, der sich, gleichwie auch Käba, vor der Schießerei rechtzeitig aus dem Staube gemacht hatte, sagte Indrek:

»Dämelacke, wie die Schafe vor die Gewehre zu laufen, als hätten sie keine Augen im Kopf, um zu bemerken, daß die Soldaten sich schußfertig machten.«

»Aber wir sahen und hörten nichts davon«, sagte Indrek, »wir standen so weit hinten, und es war schon dämmrig.«

»Nun ja, aber die anderen, die näher standen?« fragte Lohk. »Und die Rednerin auf der Tonne, sah die etwa auch nicht, was sich vorbereitete? Idioten! Zu glauben, daß die Soldaten zum Spaß anmarschiert wären. Und überhaupt blödsinnig, seine Haut so zu Markte zu tragen, junger Herr. Ich kenne den Rummel, weiß, wie das gemacht wird. Die anderen läßt man die Kastanien aus dem Feuer holen und sieht selbst aus sicherer Entfernung gemütlich zu. General zu sein, ist eine gute Sache. Los, heißt es, nun wird gestreikt! Und dann wieder: nun ist es genug, an die Arbeit! Aber wo soll ich mit Weib und Kind bleiben? Wo Käba, wenn die Mägen seiner Kinder zu Hause knurren? Daran denkt natürlich niemand.

»Man behauptet, daß ...« wollte Indrek ihm ins Wort fallen, aber Lohk fuhr mit erhobener Stimme erregt fort:

»Sehr richtig, man behauptet, daß ein junges Mädchen ... Esel gibt es natürlich überall, nicht nur unter uns. Aber alle haben nicht so viel Glück wie Sie beide. Sie müssen wohl irgendwo in einer Vertiefung gelegen haben, sonst wäre es unbegreiflich, daß Sie so leicht davongekommen sind.«

»Ja, Vater, ich habe riesiges Glück gehabt, nun weiß ich doch, was Revolution ist!« rief Kristi begeistert.

»Die Leute in den Totenkammern, die wissen es noch besser«, sagte der Vater bitter, »so daß du also noch viel zu lernen hättest. Aber sag doch, Mädchen, was waren das für Blätter, die du da gestern während der Versammlung vor der Stadt in der Hand hieltst?«

»Ich hatte nur ein Blatt, ein Flugblatt, es muß wohl eben noch in meiner Tasche sein«, erklärte Kristi.

»Flunker das jemand anderem vor, nicht mir«, sagte der Vater ärgerlich. »Du hattest einen ganzen Packen Blätter in der Hand, die du in die Menge warfst. Stimmt das oder nicht?«

Kristi schwieg, und der Vater fuhr fort:

»Na, siehst du, wie kurze Beine deine Lügen haben. Aber eines merk dir, Mädchen, das wird dir noch einmal teuer zu stehen kommen. Jetzt liegst du auf dem Bauche in deinem Bett, aber bald kannst du hinter schwedischen Gardinen sitzen.«

»Aber ihr sagt doch, die Freiheit sei schon proklamiert«, verwunderte sich Kristi.

»Ich glaube an keine Freiheit«, versetzte der Vater resigniert.

Aber Indrek und Kristi glaubten an die Freiheit, glaubten, weil sie das doch gar zu gerne wollten. Wenn man indessen sie oder ihre Gesinnungsgenossen gefragt hätte, was denn eigentlich Freiheit sei, so hätten die einen geantwortet: Freiheit bedeutet, wenn man verbotene Bücher lesen darf; die anderen: Freiheit heißt, wenn man nicht an Gott zu glauben braucht; die dritten: wenn man geheime Versammlungen ganz öffentlich und ohne Polizei abhalten kann; die vierten: wenn man schreiben und reden kann, was einem beliebt; die fünften: wenn man Zulage erhält und sich dem Chef und den Meistern widersetzen darf; die sechsten: wenn man die Fabrik enteignen und kommunisieren kann; die siebenten: wenn du ein Stückchen Land erhältst oder dein Landstückchen ein wenig vergrößert wird, für einen möglichst niedrigen Preis, oder womöglich gratis. Aber es gab auch viele, die den Sinn der Freiheit in der unbeschränkten Möglichkeit erblickten, alles zu tun, was einem gerade einfällt, und sei es Sengen und Brennen, Rauben und Morden, oder sei es auch nur bescheidener, zu lärmen und zu randalieren und andere Leute zu belästigen. Und auch solche fanden sich, die die Köpfe schüttelten, indem sie erklärten: »Freiheit! Was ist Freiheit? Frei kann nur die Einzelperson sein, nicht die Masse. Je mehr um sie kämpfen, desto geringer wird sie.« Und der Fabrikarbeiter Käba, der beim Krämer wieder mal einiges auf Borg nehmen wollte, weil seine Kinder hungerten, und es in diesen Freiheitstagen, wo alles feierte, doch keinen Lohn gab, philosophierte folgendermaßen über die Freiheit:

»Freiheit, sagen sie. Aber was fängt ein Armer mit der Freiheit an? Macht sie mich, meine Frau oder meine Kinder satt? O nein! Nun schön: ich bin also frei, lungere auf diesen Versammlungen und Meetings umher. Aber meine Frau? Die ist ja toller im Joch als vor der Freiheit. So daß bei Licht besehen ...«

»Sehr richtig«, pflichtete der Krämer ihm bei, »bei Licht besehen, ist die Geschichte so lang wie breit. Ich, zum Beispiel, bin doch einmal ein freier Mensch – ein freier Mann auf seinem freien Erbe sozusagen, das heißt der Laden ist mein, die Ware desgleichen, ebenso auch mein Geld, denn Schulden habe ich Gottlob keine, das liebe ich nicht. Also reine Rechnung sozusagen. Aber kann ich zum Beispiel sagen: morgen früh will ich nicht um fünf Uhr aufstehen, denn jetzt sind wir ja alle frei, und da kann doch jeder tun und lassen, was er will. Ja, Kuchen! Denn an der Tür poltert der Milchmann. Was zum Teufel ist das denn für eine Freiheit, wenn jeder Milchmann mich aus meinem Morgenschlaf scheuchen darf. Und sonntags kommt der Schinder womöglich noch früher, denn – heute ist doch Sonntag und überhaupt – meint er. Oder um die Sache grundsätzlich zu nehmen: Kann ich auf ein Stof Milch auch nur einen Kopeken aufschlagen, weil wir doch jetzt Freiheit haben? Keineswegs, denn mein lieber Nachbar hier läßt es sich gerade einfallen, seine Milch einen Kopeken billiger zu verkaufen. Nun sagen Sie mir doch bitte, in Gottes Namen, wo ist denn diese vielgepriesene Freiheit, wo ich doch auf meine eigene, für mein eigenes schweres Geld erstandene Milch nicht einmal einen Kopeken aufschlagen kann? Billiger verkaufen, ja, das kann ich, darin habe ich volle Freiheit. Aber die habe ich doch schon früher auch gehabt. Und dann noch eins: brauche ich jetzt, wo wir Freiheit haben, den Polypen nicht mehr zu schmieren? Nicht die Bohne, dann setzt es sogleich ein Protokoll. Und du, Käba, du alter Spaßvogel, sag doch mal selbst, kann ich etwa deine Kinder ohne Brot und Kartoffeln lassen?«

»Nein, Kartoffeln habe ich noch«, unterbrach ihn Käba.

»Aber Brot und Strömlinge?« fragte der Krämer.

»Die sind alle«, versetzte Käba. »Die letzten haben meine Piraten ohne Brot verschlungen, weil sie meinten, das gebe einen guten Durst, so daß man ordentlich Wasser draufpumpen kann und der Magen dann hübsch gefüllt ist.«

»Na, siehst du«, meinte der Krämer, »du bist mit allem zu Ende, und ich soll dir auf Borg geben, nicht?«

»Ja, sei schon ein anständiger Kerl«, sagte Käba, erhob sich, trat an die Außentür, öffnete sie und spie auf die Straße, eine Höflichkeit, die nur in Zeiten wirtschaftlicher Krisen in Frage kam. »Die Freiheitstage werden ja auch schon mal ein Ende nehmen, und dann gibt es auch wieder Lohn, denn ewig kann das ja so nicht gehen, sonst sterben die Leute noch vor lauter Freiheit Hungers.«

»Ein Manneswort!« lobte der Krämer. »An der Freiheit sterben wir Hungers. Und weißt du, was ich dir sagen will?: dich und deine Kinder werde ich fürs erste nicht verhungern lassen, aber zum Verprassen habe ich es auch nicht. Dir gebe ich es umsonst, den anderen schlage ich ein wenig auf. Denn wo soll ich es sonst hernehmen?«

Frau Lohk feierte die junge Freiheit mit sorgenvoller Miene und schweren Seufzern. Als Kristi sie mal fragte, warum sie denn immer so schwer seufze, da erhielt sie zur Antwort:

»Und du fragst noch! Der Vater ist ohne Hand geblieben und du nun beinahe ohne Bein! Und wenn du selbst sehen könntest, wie dein rechter Schenkel aussieht. Wer wird dich so nehmen.«

»Aber niemand weiß doch, was mit ihm los ist, wenn wir selbst nicht davon reden, niemand kann das doch jemals erfahren«, versicherte Kristi eifrig.

Die Mutter blickte ihre Tochter mit wehmütigem Lächeln an, als wolle sie sagen: Kind, bist du aber noch dumm, aber in Wirklichkeit sagte sie:

»Wie wirst du denn in die Badestube gehen? In Kleidern, was? Da wird man schon sehen, was mit dir los ist, und der Neid sorgt schon dafür, daß es an die große Glocke kommt. Was für eine Schande!«

»Nun, dann gehe ich eben einfach nicht mehr in die Badestube«, sagte Kristi.

»Da haben wir nun die goldene Freiheit, nicht einmal in die Badestube kann man mehr gehen. Weiß Gott, was daraus noch alles werden soll!« seufzte Mutter Lohk.

»Glaub mir, Mutter, nun ist alles vorüber«, belehrte Kristi ihre bekümmerte Mutter, »die Freiheit ist leicht zu tragen, nur der Kampf um sie ist schwer.«

»Das kann ich wohl nicht glauben«, meinte die Mutter, »ich meine vielmehr, daß, wenn man den Leuten ohne Freiheit schon Hände und Beine nimmt, die Freiheit auch vor den Köpfen nicht haltmachen wird. Das fürchte ich.«

»Aber Mutter, du siehst Gespenster«, beruhigte Kristi die Mutter. »Köpfe fallen, wenn es Revolution gibt, aber die brauchen wir ja nun nicht mehr, wozu da jemandem den Kopf nehmen. Nun sind wir ja frei.«

»Frei sind nur die, die schon unter dem grünen Rasen liegen«, versetzte die Mutter. »Frei sind nur die Engel im Himmel.«


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