Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Brief LXII.

London, den 21. März 1712-13.

Ich habe Ihren Brief heute abend aufgegeben. Gegessen habe ich beim Lord Schatzmeister und höre, dass er mit vier Führern der Wigs in einer Versammlung im Hause des Lord Halifax gewesen ist; aber er ist entschlossen, sowie das Parlament sitzt, eine Rede wider sie zu halten; ich habe ihn gebeten, die Minister möchten eigens in dieser Sache einen Ministerrat anhalten, damit wir die Angreifer sind; ich glaube auch, es wird etwas daraus werden, denn die Whigs beabsichtigen, die Minister anzugreifen, so wird das besser sein; und ferner glaube ich, wir werden sie in eben den Punkten angreifen, in denen sie uns angreifen wollen. Das Parlament wird noch einmal auf vierzehn Tage vertagt; der Passionswoche wegen. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass Herr Griff in Ppt's Schwager ein neues Amt gegeben hat, das jährlich etwa zehn Pfund besser ist, als das alte; aber auch abgelegener und also billiger. Ich wollte, ich hätte mehr tun können, und hoffe, Sie werden, was sich tun liess, gut aufnehmen, und es werde auch Ihrem Bruder nicht missfallen. – Nacht, MD.

22. Ich habe heute beim Lord Oberhofmeister gegessen. Dort sagte mir Frank Annesley (ein Parlamentsmitglied), er hätte gehört, ich hätte meinen Freunden in Irland geschrieben, sie sollen am Standpunkt der Whigs festhalten, denn nach dem Friedensschluss würde sich der Lord Schatzmeister sicher dafür erklären. Annesley sagte, das hätten ihm zwanzig Leute gesagt. Sie müssen wissen, dass man diesen Glauben vom Lord Schatzmeister zu wecken sucht, dass er sich nämlich für die Whigs zu erklären gedenke; und ein schottischer Bursche hat dasselbe nach Schottland geschrieben; seine Begegnung mit jenen Lords hat diese Gerüchte aufgebracht. Lassen Sie mich den Lord Schatzmeister in Zukunft Eles nennen, weil vielleicht meine Briefe geöffnet werden. Bitte, behalten Sie Eles. Den Grund wissen Sie. L. S. und Eles werden gleich ausgesprochen. Halt, es sind jetzt fünf Wochen her, seit ich einen Brief von MD erhalten habe. Ich gebe Ihnen sechs. Sie sehn, weshalb ich nicht Anfang April hinüberkommen kann; wer mit diesem Ministerium zu tun hat, der kann keine Zeit einhalten; aber so wahr ich hoffe, selig zu werden, es ist nicht Pdfr's Schuld. Bitte, tadeln Sie nicht den armen Pdfr. Nacht, liebste Halunkinnen, MD.

23. Ich habe heute auf Grund einer alten Verabredung bei Sir Thomas Hanmer gegessen; der Herzog von Ormond und Lord und Lady Orkney waren dort. Ich habe sie um sechs verlassen. Jedermann ist sauer wie Essig. Ich versuche eine feste Freundschaft zwischen dem Herzog von Ormond und Eles aufrecht zu erhalten. (Sie wissen, wer Eles ist? Oder haben Sie es schon vergessen?) Ich habe grosse Absichten, wenn ich sie nur durchführen kann; aber das Zaudern wurzelt in Elesens Herzen; und doch liegt nicht da allein die Schuld, wenn die Dinge nicht besser gehn. Hier ist die verfluchteste Schmähschrift in Versen erschienen, die man je gesehn hat; sie heisst »Die Gesandte« und ist obendrein sehr langweilig; sie ist auf drei oder vier verschiedene Arten gedruckt, und verteilt worden, aber nicht verkauft. Sie zieht furchtbar über die Königin her. Der Examiner hat mich heute von dem Verdacht gereinigt, der Verfasser seines Blatts zu sein; und er hat es in grosser Höflichkeit gegen mich getan.

24. Es hat den ganzen Tag hindurch geregnet, und ich habe mich durch die Kosten der Wagen zu Grunde gerichtet. Ich habe Oberst Disney besucht, der die Gefahr überstanden hat. Dann besuchte ich Lord Siegelbewahrer, der bei Tische sass; ich wollte aber nicht mit ihm essen, sondern fuhr zu Lord Schatzmeister (Eles meine ich), bezahlte den Kutscher, und ging hinein; aber er ass ausser dem Hause. So war ich gezwungen, den Kutscher zurückzurufen, und fuhr zu Lord Bolingbroke. Der ass auch ausser dem Hause; und als ich bei Lord Dupplin abstieg, bekam ich zum Glück dort ein Mittagbrot; dann ging ich in das lateinische Schauspiel der Westminsterschule, wo die Knaben spielten; Lord Schatzmeister (ich meine wieder Eles) beehrte sie mit seiner Anwesenheit. Lady Mashams ältester Sohn, ein Kind von etwa zwei Jahren, ist krank, und ich fürchte, er wird nicht am Leben bleiben; sie ist tief bekümmert, und mir tut sie leid, und ich bin böse auf sie. Vier Schilling heute für Wagen; wahrhaftig, das geht nicht! Unser Friede wird Donnerstag in vierzehn Tagen sicherlich abgeschlossen sein; aber unsre Bevollmächtigten tragen die Schuld, wenn er es nicht schon längst ist. Sie meinten, ihre Vollmacht reiche nicht aus, den Frieden zu unterschreiben, wenn nicht alle Fürsten bereit wären, was bisher nicht möglich war, denn Spanien hat bislang überhaupt noch keinen Gesandten in Utrecht; jetzt aber haben die unsern neue Befehle erhalten. Nacht, MD.

25. Das Wetter schlechter als je; den ganzen Tag furchtbarer Regen; aber ich war fest entschlossen, kein Geld mehr auszugeben. Ich ging mit Dr. Pratt auf eine Gemäldeauktion, und traf dort den Herzog von Beaufort, der mir versprach, mit mir zu Hofe zu gehn; aber er tat es doch nicht. So nahm ich mir also einen Wagen und fuhr zu Hofe, wo ich einige Kleinigkeiten erledigte; aber ich war gezwungen, nach Hause zu gehn, denn Sie müssen wissen, ich nehme abends ein wenig Arznei, die am nächsten Tage wirkt. Lady Orkney ist mein Arzt. Es ist hiera picra, zwei Löffel voll, verteufeltes Zeug! Ich dachte eigentlich bei Eles zu essen, wollte aber nicht, um mir einen Schilling zu ersparen; so habe ich bei einem Freund gegessen, Ombre gespielt und sechs Schilling gewonnen. Hier sind in der letzten Zeit mehrere vornehme Leute an den Pocken gestorben. Fräulein Ashe habe ich noch nicht gesehn, höre aber, dass sie wohlauf ist. Der Bischof von Clogher hat eine Fülle von Bildern gekauft, und Dr. Pratt hat ihm sehr gute billig verschafft. Ich kann nicht spazieren gehn, das Wetter ist so schlecht. Ist es bei Ihnen auch so, Burschen?

26. Obgleich für Kopf und Bart Rasiertag war, war ich doch schon früh draussen, um Lord Bolingbroke zu sprechen und Geschäfte mit ihm zu bereden; dann ging ich zum Herzog von Ormond und so an den Hof, wo die Minister nicht erschienen, weil das Parlament bis heute in vierzehn Tagen vertagt worden ist. Heute hatte unsre Gesellschaft ihre Versammlung; aber ich verliess sie vor sieben und ging zu Sir A. F. und spielte mit ihm und Sir Thomas Clarges bis zehn Uhr Ombre, um dann zu Sir Thomas Hanmer zu gehn; seine Frau, die Herzogin von Grafton, liess uns nach kurzer Weile allein, und ich blieb in bestimmten Geschäften etwa eine Stunde lang bei ihm. Lord Bolingbroke verliess uns in der Gesellschaft, noch bevor ich ging; denn es ist ein Eilbote aus Utrecht gekommen; doch weiss ich nicht, was er bringt, nur weiss ich, dass die Minister erwarten, der Friede werde in einer Woche unterzeichnet sein, das heisst, eine Woche vor Beginn der Tagung. Nacht, MD.

27. Parnells Gedicht wird sehr geachtet; aber Verse werden schlecht gekauft. Ich werde von der Teufelsbrut, der Mutter des armen Harrison geplagt; Sie würden lachen, wenn Sie sähen, wie vorsichtig ich bin, ehe ich ihr die hundert Pfund auszahle, die ich für ihren Sohn aus dem Schatz erhalten habe. Ich habe jeden, den ich kenne, gefragt, ob ich es in aller Sicherheit tun könne, wagte es jedoch nicht eher, als bis Lord Siegelbewahrer mir versicherte, es sei keine Gefahr vorhanden. Ich habe sie ihr noch nicht ausgezahlt, werde es aber in ein bis zwei Tagen tun; freilich habe ich grosse Lust, damit zu warten, bis Ppt mir ihre Ansicht darüber schickt, denn Ppt ist eine grosse Gesetzeskennerin. Ich habe heute bei einem Schotten, der Herrn Lewis und mich einlud, und der eine Absicht auf uns hat, die wir sehr genau kennen, mit einem Gemisch von Leuten zusammen gegessen. Nachher ging ich hin, um mir ein berühmtes bewegliches Bild anzusehen, und nie habe ich etwas so hübsches gesehn. Man sieht einen zehn Meilen breiten Meeresarm, auf der andern Seite eine Stadt, und auf dem Meer segelnde Schiffe, die ihre Kanonen entladen; man sieht auch einen weiten Himmel mit Mond und Sternen, usw. Ich bin ein Narr. Nacht, liebe MD.

28. Ich hatte heute ein ungeheures Lever. Ich verleugne mich vor jedermann, ausser vor einem halben Dutzend; die waren alle anwesend, unter ihnen Herr Addison; und ich musste zweimal Schokolade machen lassen, was ich nicht liebe. Unser Regenwetter dauert an. Das Geld für die Wagen reisst tiefe Löcher. Ich habe mit seiner gewöhnlichen Samstagsgesellschaft bei Eles gegessen, und konnte nicht vor neun fortkommen. Lord Peterborow hielt lange Reden, und Eles hielt mich fest, um mich zu ärgern. Dann suchte ich den Bischof von Ossory auf, dem ich mich morgens versprochen hatte; er geht nach Irland. Der Bischof von Killala und Tom Leigh waren auch da. Der letztere hatte sein ganzes Wesen geändert, als er sah, wie die Bischöfe sich benahmen, und er scheint mich jetzt für bedeutender zu halten als ich bin. Ich hielt Killala das falsche Benehmen der Bischöfe in Dingen der Erstlinge und Eles und mir gegenüber kräftig vor und zeigte ihm, das es mich gehindert hätte, etwas noch Besseres für die zu erlangen, nämlich die sogenannten Kronrenten, die die Königin versprochen hätte. Er konnte nichts sagen, sondern war demütig und bat um meine Verwendung in diesen und ein paar andern Dingen. Dieser Brief ist in einer Woche halb voll geworden; ich glaube, Sie werden ihn in nächster erhalten. Nacht, MD.

29. Ich habe zu tun gehabt durch meine Bemühungen, einen Ihrer jungen Dozenten zu retten, der herüberkam, um sich den Dispens für die Priesterweihe zu holen; und während er sich darum bewarb, hat er seine Zeit versäumt, und jetzt ist seine Dozentenstellung erledigt, wenn die Fakultät es will; es sei denn, dass die Königin die Erledigung aufhebt und ihm Zeit lässt, die Weihe zu nehmen. Ich habe gestern mit allen Ministern darüber gesprochen; aber man sagt, die Königin sei erzürnt und halte es für einen Streich, um sie zu täuschen; sie sei unerbittlich, und also muss der Mann sein Verderben hinnehmen, denn ich kann ihm nicht helfen. Ich habe ihn in meinem Leben noch nicht gesehn, aber die Sache war so hart, dass ich nicht umhin konnte, mich ins Mittel zu legen. Ihre Regierung hatte ihn dem Herzog von Ormond empfohlen, und er meinte, es würde gewährt werden; und bis es abgelehnt wurde, war die Dozentenstellung dem Buchstaben nach verwirkt. Ich habe bei Dr. Arbuthnot gegessen (er ist einer meiner Brüder), und zwar in seiner Wohnung in Chelsea, wo ich auch in die Kirche ging; und der Altar erinnerte mich an Tisdalls ausländisches Waldland in Ihrem Soldatenhospital. Ich war heute nicht bei Hofe, und ich höre, dass die Königin nicht in der Kirche war. Vielleicht hat die Gicht sie wieder gepackt. Furchtbarer Regen den ganzen Tag. Haben Sie auch solch Wetter? Nacht, MD.

30. Morgens. Ich habe vor einiger Zeit einer gewissen Persönlichkeit eine andre gewisse Persönlichkeit genannt, die sehr verdienstvoll, arm und krank war; und der andre, jene erste gewisse Persönlichkeit, gab mir hundert Pfund, die ich dem zweiten geben sollte, was ich noch nicht getan habe. Der, der das Geld bekommen soll, hat den Geber noch nie gesehn; er erwartet keinen Heller und hat nicht die geringste Ahnung oder Vorstellung davon; daher glaube ich, dass es eine angenehme Überraschung werden wird, denn ich finde das Geschenk recht hübsch. Abends habe ich in der Altstadt bei Pontack gegessen; mit Lord Dupplin und einigen andern. Ein Oberst Cleland bewirtete uns; er möchte gern Statthalter auf Barbadoes werden, und legt mir und andern lang ausgreifende Fallen, um unsern Einfluss für sich zu gewinnen. Er ist ein echter Schotte. Ich habe heute abend die hundert Pfund überreicht, und es war eine freudige Überraschung für den Empfänger. Wir denken, dass der Friede jetzt unterzeichnet ist, und dass wir ihn in drei Tagen haben werden. Ich halte es für ziemlich sicher. Nacht, MD.

31. Ich musste heute an Ppt denken: wie sie mir sagte, sie denke, ich sei wohl mit dem Haushofmeister bekannt, als ich mir das Ansehn gab und tat, als verkehrte ich im Hause eines Lords. Sir Andrew Fountaine nämlich lud den Bischof von Clogher und mich ein, mit ihm da zu essen, wo er essen würde. Er führte uns also ins Haus des Herzogs von Kent, der jedoch die Stadt verlassen hatte; aber der Haushofmeister bewirtete uns grossartig, zeigte uns die schönsten Bilder, usw. Fräulein Ashe habe ich noch nicht gesehn. Ich warte, bis sie ausgegangen ist und Luft geschöpft hat. Heute abend haben Lady Masham, Dr. Arbuthnot und ich für morgen eine Lüge ersonnen; nämlich diese: Herr Noble, der letzten Samstag gehängt wurde, sei von seinen Freunden abgeschnitten, aber vom Kreisrichter wieder ergriffen worden und befinde sich jetzt im Schwarzen Schwan in Holborn in der Hand eines Büttels. Wir wollen zu all unsern Freunden schicken und fragen lassen, ob sie schon davon gehört haben; und so hoffen wir, dass die Lüge sich ausbreiten wird. Wir werden das unsre tun; wir wollen es an nichts fehlen lassen; und das übrige liegt in der Hand des Schicksals. Nacht, MD.

1. April. Wir haben mit unsrer Geschichte keinen Erfolg gehabt, obwohl ich meinen Diener in viele Häuser geschickt habe, damit er sich unter den Lakaien erkundigte, ohne sie einzuweihen; aber ich fürchte, meine Mitverschworenen haben sich nicht so geregt, wie sie es hätten tun sollen. Parnell und ich haben heute bei Darteneuf gegessen. Sie haben doch von Darteneuf gehört? Ich habe Ihnen doch von Darteneuf erzählt? Nach Tisch gingen wir alle zu Lord Bolingbroke, der mich gebeten hatte, bei ihm zu essen; aber ich wollte nicht, weil ich hörte, dass ich ein langweiliges Gedicht über den Frieden, von einem Pastor Trap, durchsehn sollte. Der schwedische Gesandte sagte mir heute bei Hofe, er sei in grosser Besorgnis um seinen Herrn; und wirklich fürchten wir alle, dass dieser Fürst unter den Türkenhunden gestorben ist. Ich habe Lord Bolingbroke überredet, dass er Addison zum Karfreitag zum Essen einlädt. Ich vermute, wir werden ungeheuer manierlich sein. Am Freitag der Osterwoche soll ein Stück von Addison aufgeführt werden; es ist eine Tragödie mit dem Titel Cato; ich habe sie vor einigen Jahren unvollendet gesehn. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Steele eine neue Tageszeitung begonnen hat, die der »Guardian« heisst? Man sagt, sie taugt nichts. Ich habe sie noch nicht gesehn. Nacht, liebe MD.

2. Ich war heute morgen bei Lord Bolingbroke, und er sagt mir, dass soeben ein spanischer Eilbote gekommen sei und die Nachricht bringe, der König von Spanien habe allem zugestimmt, was die Königin wünsche; und der Herzog von Osuna hat Paris verlassen, um nach Utrecht zu gehn. Ich habe mich überreden lassen, mit Trap nach Hause zu gehn und sein Gedicht zu lesen und zu korrigieren; aber es taugte nichts. Während ich so beschäftigt war, kam Sir Thomas Hanmer in mein Zimmer hinauf, und sagte mir eine Reise ab, die er und ich diese Woche unternehmen wollten, nämlich zu Lord Cliffden; aber er befindet sich nicht gut, und sein Arzt will ihn eine solche Reise nicht unternehmen lassen. Ich dachte beim Lord Schatzmeister zu essen; als ich aber zu Oberst Disney ging, der bei General Whiters wohnt, gefiel mir das kleine Diner des Generals so gut, dass ich blieb und mitass und erst um sechs zum Lord Schatzmeister ging; dort fand ich Dr. Sacheverell, der uns sagte, der Verleger habe ihm 100 Pfund für die Predigt gegeben, die er am letzten Sonntag gehalten habe; und er gedenke, 30 000 zu drucken; ich glaube, er wird verdammt reinfallen und schwerlich mehr als die Hälfte verkaufen. Ich heize immer noch, obgleich der April begonnen hat, ganz gegen meinen alten Grundsatz; aber das Wetter ist kalt und feucht. Ich habe in meinem ganzen Leben kein so anhaltend schlechtes Wetter gesehn. Nacht, liebe Halunkinnen, MD.

3. Ich war heute in der Kapelle der Königin, aber sie war nicht dort. Herr St. John, Lord Bolingbrokes Bruder kam heute mittag mit einer Depesche aus Utrecht, dass der Friede von allen dortigen Gesandten unterzeichnet sei, mit Ausnahme des Kaiserlichen, der gleichfalls in wenigen Tagen unterzeichnen werde; so dass jetzt das grosse Werk im wesentlichen getan ist; und ich glaube, es wird sich für Europa, und vor allem für England, als ein ausgezeichneter Friede erweisen. Addison und ich und ein paar andre haben heute bei Lord Bolingbroke gegessen und bis zwölf Uhr bei ihm gesessen. Wir waren sehr höflich, und doch sprachen wir, als uns warm wurde, in freundschaftlicher Weise über Parteidinge. Addison erhob seine Einwände, und Lord Bolingbroke widerlegte sie mit grosser Höflichkeit. Addison brachte Lord Somers' Gesundheit aus, die herumging. Ich sagte ihm aber, er möchte nicht die Lord Whartons ausbringen, denn da würde ich nicht Bescheid tun; und ich sagte Lord Bolingbroke offen, dass Addison Lord Wharton ebenso wenig liebte wie ich; so lachten wir denn, usw. Nun, also Sie freuen sich des Friedens, Ppt, Sie Wetterfahne, nicht? Was DD angeht, so zweifle ich nicht an ihr. Ei, wenn ich mir nicht gedacht habe, dass Ppt ein erbitterter Tory ist und DD von beiden der grössere Whig! Es ist spät. Nacht, MD.

4. In dieser Passionswoche sind die Leute so feierlich, und besonders an diesem letzten Tage, dass ich es Dilly gesagt habe, der vorsprach und mich bat, mit ihm zu essen, und wahrhaftig, das habe ich auch getan; und wir hatten eine kleine Hammelschulter, die ich selbst bestellt hatte. Es hat den ganzen Tag hindurch geregnet. Ich bin um sieben nach Hause gekommen und habe mich nicht mehr gerührt, sondern Sacheverells lange, langweilige Predigt gelesen, die er mir geschickt hat. Es ist die erste Predigt, seit seine Suspension vom Amt verstrichen ist; aber keine Andeutung spielt darauf an, ausgenommen nur ein paar ganz entlegene Winke. Der Bischof von Clogher ist schmählich auf Tom Ashe hereingefallen, der ihm ein Wortspiel geschickt hat, das vom Bischof stammt und das dieser ihm zu schicken gedachte, womit er jedoch zu lange zögerte; und Lord Pembroke und ich liessen es inzwischen durch Sir Andrew Fountaine an Tom schreiben. Ich glaube, ich habe Ihnen das schon in meinem letzten erzählt; die Geschichte hat den rechten Erfolg gehabt, und der Bischof wunderte sich Lord Pembroke gegenüber, wie er und sein Bruder so auf den gleichen Witz verfallen könnten. Ich will bald zu Bett gehn, denn ich muss morgen, am Ostertag, um acht in der Kirche sein. Nacht, liebe MD.

5. Warburton hat mir wegen der Pfarre eines gewissen Foulkes, der kürzlich gestorben ist, (sie liegt in der Grafschaft Meath) zwei Briefe geschrieben. Meine Antwort lautet: Schon ehe ich seinen ersten Brief erhalten hatte, hat General Gorge dem Herzog von Ormond einen seiner Freunde dafür empfohlen; das war das erstemal, dass ich von der Vakanz hörte, und zwar erzählte mir der Rektor davon. Ich glaube, Foulkes war noch gar nicht tot, als Gorge den andern schon empfahl, denn Warburtons zweiter Brief besagt, dass Foulkes am Tage zuvor gestorben sei. – Das hat mich gehindert, Warburton von Nutzen zu sein, wie ich es zweifellos gewesen wäre, wenn ich rechtzeitig Bescheid gewusst hätte. Bitte, sagen oder schreiben sie Warburton das, um mich ihm gegenüber zu rechtfertigen. Ich war heute morgen um acht in der Kirche und zog mich an und rasierte mich, als ich zurückkam; aber bei Hofe erschien ich zu spät. Lord Abingdon hätte mich fast zum Essen fortgeschnappt, und ich glaube, ich werde mit ihm verfallen, weil ich ihm eine Absage gab; aber ich hasse es, bei ihnen zu essen, und ich habe bei einem Freund gegessen, und zwei oder drei tüchtige Spaziergänge gemacht; denn es war ein sehr schöner Tag, der erste, den wir seit langem gehabt haben. Passen Sie auf, war der Ostertag bei Ihnen auch schön? Ich habe bis jetzt bei Lady Worsley gesessen. Nacht, liebe MD.

6. Ich war heute morgen um zehn in der Probe des Addisonschen Schauspiels; es heisst Cato und soll Freitag gespielt werden. Es waren nicht mehr als ein halbes Dutzend von uns da, um es anzusehn. Wir standen auf der Bühne und es war recht närrisch anzusehn, wie den Schauspielern unaufhörlich souffliert werden musste, und wie der Dichter ihnen seine Anweisungen gab; und die Schlumpe, die Catos Tochter spielte, unterbrach sich mitten an einer leidenschaftlichen Stelle und rief: »Was kommt jetzt?« Der Bischof von Clogher war auch anwesend; aber er stand abseits in einer Galerie. Ich ging zum Lord Schatzmeister, um bei ihm zu essen; aber er war nach Wimbledon gegangen, dem Landsitz seiner Tochter Caermarthen, sieben Meilen von hier. Ich kehrte also um und ass allein mit Herrn Addison, den ich verlassen hatte, um zum Lord Schatzmeister zu gehn. Ich heize noch immer, ich bin sehr verschwenderisch. Ich habe heute abend bei Sir Andrew Fountaine gegessen, und wir haben uns damit amüsiert, für Dilly »Wenns« zu machen. Es ist wieder sehr regnerisches Wetter, nie so was erlebt. Dieser Brief soll morgen abgehn; beachten Sie, junge Frauen, es sind seit Ihrem letzten sieben Wochen her, und fünf Wochen erlaube ich Ihnen nur; aber Sie sind zu Swanton durchs Land galoppiert. O bitte, sagen Sie Swanton, ich hätte seinen Brief erhalten, könne aber nichts ersinnen, um ihm zu dienen. Wenn ein Statthalter hinüberginge, so würde ich ihn empfehlen, so weit es in meiner Macht läge, aber mehr kann ich nicht tun; und Sie wissen, in Irland sind alle Ämter, wenigstens fast alle, durch Anwartschaften festgelegt. Wenn ich an Ort und Stelle wäre und Einfluss auf einen Lord Statthalter hätte, so würde ich ihn von Herzen empfehlen; aber hier stehn Ämter so wenig in meiner Macht wie die Monarchie selber. Nacht, liebe MD.

7. Morgens. Ich habe hier einen Besuch gehabt, der mir meine Zeit wegnahm. Ich bin noch nicht aus gewesen, darauf kann MD sich verlassen; also kann ich heute nichts sagen, als dass ich MD lieber habe als je, wenn es möglich ist. Ich will dies auf die Post geben; also will ich nichts mehr sagen. Ich schreibe mit gleicher Post an den Dechanten, aber nicht mehr als zwei Zeilen; und ich lege einen an Sie ein, aber diese Einlage enthält auch nicht über drei Zeilen; und dann eine Einlage an den Dechanten, die er aber nur unter der Bedingung erhalten darf, dass er sie verbrennt, sowie er sie gelesen hat, und zwar vor Ihren Augen; denn es stehn einige Dinge darin, die ich keinen Zufällen aussetzen möchte. Sie sollen nur im allgemeinen wissen, dass es ein Bericht über das ist, was ich getan habe, um ihn in seinen Ansprüchen auf jene Vakanzen zu unterstützen, usw. Aber er darf nicht wissen, dass Sie selbst darüber unterrichtet sind. Macht Sie das stutzig? Was frage ich danach? Aber haben Sie Pdfr lieb, den naseweisen Pdfr! Leben Sie wohl, liebste MD MD MD FW FW FW Ma Lala.


 << zurück weiter >>